Ohne Rauschebart, dafür mit einem offenen Lächeln im Gesicht: Zum 30. Mal macht sich heute Nachmittag ein Dutzend Nikolaus-Darsteller auf, um Kindern und Erwachsenen in der Grazer Herrengasse das Leben des Bischofs von Myra näherzubringen. „Wir wollten damit zeigen, dass der Nikolaus keine Märchenfigur ist, sondern ein Mensch, den es wirklich gegeben hat“, sagt Initiator Hans Schrei, nunmehr Pfarrer von Graz-St. Leonhard. Dass die Geschichten rund um den Heiligen heute aktueller denn je sind, davon ist er überzeugt – etwa jene von der Hungersnot, die über Myra hereinbrach: „Da muss ich an den Hunger in der Welt denken und daran, dass Wien pro Tag so viel Brot wegschmeißt, wie in Graz gegessen wird.“ Oder jene von den Jungfrauen, die nicht heiraten konnten, weil sie keine Mitgift hatten: „Das erinnert mich an die heutige Kinderprostitution.“ Nikolaus half in beiden Fällen: Er überredete Seeleute dazu, der Stadt Getreide zu schenken, und legte heimlich drei goldene Kugeln auf das Fenster der Jungfrauen.