Im Interview mit der APA - Austria Presse Agentur bilanzierte Galler die Kreischberg-WM, hält eine Doppel-WM Snowboard und Ski-Freestyle nach diesem Schema nicht für sinnvoll, sehr wohl aber die Zusammenarbeit mit den Ski-Freestylern.

APA: Ihre Sportler haben in zwei Sparten Medaillen geholt, in den anderen war man dem Podest nahe. Wie bilanzieren Sie?

Galler: "Natürlich bin ich zufrieden, weil unsere Mannschaft sehr eindrucksvoll gezeigt hat, dass sie mitten in der Weltspitze drinnen ist. Wenngleich wir mit einem weinendem Auge im Cross die Medaille nicht mitnehmen haben können und im Big Air der Herren knapp nicht im Finale waren. Fünf Medaillen bei einer WM ist superlässig."

APA: In der Halfpipe haben Sie keinen Sportler gestellt, soll sich das in Zukunft ändern?

Galler: "Es geht um eine Basisfrage. Ich muss generell mal mit unserem Präsidium zusammensitzen. Es wird immer noch nicht ganz so verstanden, da heißt es Snowboard ist Snowboard. Vielleicht hat diese WM dazu beigetragen, dass man sieht, wir sind sehr breit aufgestellt und benötigen komplett andere Strukturen, wenn wir alles machen wollen. Die letzten Aussagen, die nach Sotschi vom Präsidenten gekommen sind, schließen Halfpipe eher im Projekt bei uns aus. Aber vielleicht, da wir jetzt infrastrukturell mit den Ski-Freestylern sehr eng zusammenrücken müssen oder können, was auch viel Sinn macht, gibt es eine Möglichkeit, das Thema ernst zu nehmen. Rijavec (Ski-Freestyle-Chef im ÖSV/Anm.) spricht von einer Olympiamedaille 2018. Da reden wir von einer Aufbauarbeit von sechs bis acht Jahren. Wir sind momentan auf null."

APA: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ski-Freestyle derzeit aus?

Galler: "Wir arbeiten sehr gut zusammen, wir schauen, dass wir gegenseitig voneinander profitieren. Ich nehme, wenn ich persönlich Veranstaltungen mache für Snowboard, Big Air oder Slopestyle, Rio (Rijavec/Anm.) sowieso immer mit. Das gleiche machen wir im Trainingsbereich, wo wir im Pitztal im Herbst gemeinsam mit den Ski-Crossern trainiert haben."

APA: Im den Trend-Disziplinen Slopestyle und Big Air ist viel Potenzial zu erkennen. Können Sie beruhigt in die Zukunft blicken?

Galler: "Im Vergleich zur Halfpipe blicke ich überall beruhigt in die Zukunft, aber dass ich klatsche und in die Luft springe, da sind wir weit weg. Wir haben eine sehr, sehr schlanke Struktur. Alle meine Teams zusammen, Slopestyle, Big Air, Cross und Parallel, beide Geschlechter, völlig verschiedene Sportarten - da ist mein Kader genauso groß wie zum Beispiel der Herren-Alpinkader. Es ist bei uns die Basis in der unteren Größenordnung. Wenn wir so weitermachen, kann es sein, dass es dort oder da mal zu eng wird. Und es dann mit den Leistungen nicht mehr so gut ausschaut."

APA: Was muss passieren?

Galler: "Mein Hauptanliegen wäre, die WM dafür zu nutzen, dass wir uns strukturell in der Basis verstärken. Da möchte ich schauen, dass ich die Landesverbände intensiver in die Pflicht nehme. Die sich das zwar gerne anschauen und gerne mitfeiern mit uns, aber uns momentan mit einem sehr überschaubaren Input unterstützen."

APA: Wie ist es aus Ihrer Sicht gelungen, Snowboard und Ski-Freestyle in einer WM zu vereinen?

Galler: "Ich glaube nicht, dass diese WM zukunftsweisend ist. Die FIS hat ein Riesenglück gehabt, das wir das am Kreischberg gemacht haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in dieser Größenordnung in naher Zukunft viele Veranstaltungsorte stemmen werden. Ich bin neugierig, wie es den Spaniern (Sierra Nevada 2017) geht. Gerüchtemäßig will Park City (2019) keine Parallelrennen dabei haben. Da fühlen wir uns alle irgendwie verarscht."

APA: In welche Richtung könnte es gehen?

Galler: "Ich wäre der Meinung, dass man diese WM auf zwei, wenn nicht auf drei WMs splittet. Mein Vorschlag an die FIS wird sein, dass wir alle Freestyle-Bewerbe zusammenlegen, die gleiche Infrastruktur benötigen. Halfpipe und Big Air und Slopestyle, das würde für mich Sinn machen. Dann die Crossbewerbe mit jeweils Teambewerben dazu, das ist etwas, das wirklich fehlt. Und da würde ich die Alpinbewerbe (Parallel) mit dazu nehmen. Und Old-School-Ski-Freestyle hat eine ganz gute Plattform, wenn sie Moguls, Dual und Aerials machen. Damit überforderst du keinen Veranstalter. Ich weiß nicht, wie man auf die Idee kommt, wenn man quasi drei Randsportarten zusammenlegt, dass die leichter vermarktbar sein sollten."

APA: Der Termin parallel mit den X-Games ist auch alles andere als glücklich.

Galler: "Natürlich. Mir kommt leider Gottes vor, speziell im Freestyle-Bereich, dass man bewusst provoziert. Schade. Ich bin natürlich über meinem Job im Österreichischen Skiverband der FIS nahe, andererseits nehmen wir im Freestyle-Bereich alles mit, was passt, um die Entwicklung unserer Athleten zu garantieren. Ich würde sogar einmal einen Gesamtweltcup auf der Seite liegen lassen, wenn ich merke, eine andere Schiene bringt mir wesentlich mehr, dass ich mich besser entwickeln kann. X-Games ist ein Einladungsbewerb. Es gibt auch Stimmen, ich habe mit den Schweizern, den Italienern geredet, das in Zukunft zu boykottieren. Es kann nicht sein, dass einer daherkommt, sagt, ich mache einen Einzelbewerb, hole mir die paar Leute raus, mache für die Ausbildung der Athleten gar nichts und stelle mich dann hin, als ob ich der große Hero wäre. Als Ergänzung ist es natürlich eine Superveranstaltung. Aber da gehört eine Terminabstimmung her."

APA: Wie sieht es mit dem Snowboard-Nachwuchs in Österreich aus?

Galler: "Wir machen Scouting im Rahmen der NASH-Tour (Next Austrian Snow Heroes/Anm.). Momentan habe ich ein Tool, das ich aus dem Sport zahlen muss, wo ich versuche, Jugendliche auf unseren Sport aufmerksam zu machen. Da muss es uns in Zukunft noch besser gelingen, mit allen Systemen, die es gibt, wenn schon die Vereinsstruktur wie bei mir schwach ist, die Schulstruktur gut zu nützen. Einen Konnex mit dem Landesverband zu schaffen. Mir wäre schon geholfen, wenn ich pro Bundesland zwei vernünftig funktionierende Multiplikationszentren hätte."