Claudia Riegler lächelt eigentlich immer, selbst nach bitteren Niederlagen. Im Lachtal war aber noch lange nachdem sie zu den Klängen von „I am from Austria“ von den Fans bejubelt wurde, der Grinser ein wenig breiter und noch schöner als sonst. Mit 41 Jahren krönte sich die Salzburgerin zur Weltmeisterin im Parallel-Riesentorlauf.

Nach Silber und Bronze in La Molina (2011) war es ihre dritte WM-Medaille und eine kleine Revanche, denn im Finale des Riesentorlaufs von 2011 unterlag sie der Russin Alena Sawarsina, die diesmal Zweite wurde.

Bereits fünf WM-Medaillen hat nun Benjamin Karl, mit Bronze sicherte er sich beim sechsten Großereignis (inklusive Olympia) in Folge eine Medaille. „Als Racer will man natürlich immer ganz rauf, aber ich bin glücklich.“ Zwischen den Läufen zu Bronze gab es neben einem Küsschen von Frau Nina noch eine kleine Geheimwaffe: ein paar Tropfen Weihwasser. „Wir sind beide gläubige Menschen und es ist ein Symbol für die Kraft, die sie mir gibt“, sagt Karl, der heute in Kitzbühel die Daumen drückt. Den Titel holte sich übrigens ein Russe. Nach Silber im Slalom setzte sich Andrej Sobolew im Finale gegen Zan Kosir durch.

Tränen der Freude

Als Riegler im Ziel die Hände in die Höhe riss, kullerten nicht nur beim sportlichen Leiter des ÖSV, Christian Galler, Tränen über die Wange. Zehn Jahre nach Gold durch ihre Schwester Manuela in Whistler Mountain – sie kam als Betreuerin ins Lachtal – war es der „größte Erfolg in meinem Leben“.

Dass ihr der Hang liegt, hat sie schon im Training gezeigt (Galler: „Von den Trainingsleitungen her war sie hier die Nummer eins), auch wenn sie in der internen Qualifikation für den Slalom an der Kärntnerin Ina Meschik gescheitert ist. „Wer weiß, wofür es gut war.“

Riegler ist ein unglaublich fröhlicher Mensch. „Es fällt mir leicht, zu lachen“, sagt sie. Aber wann hat sie das zum letzten Mal nicht getan? „Da fragt man am besten meinen Freund, der bekommt es immer ab“, sagt sie mit einem breiten Grinsen. Doch es war nicht immer alles großartig. „An die harten Zeiten denke ich nur selten“, sagt die ausgebildete Lehrerin, „aber der Titel ist schon eine Genugtuung.“ In der Saison 2004/05 wechselte sie zwischen Welt- und Europacup, 2005 flog Riegler aus dem A-Kader. „Mein Trainer hat gesagt, dass ich keine Weltcups gewinnen kann.“ Doch sie kämpfte sich zurück. „Man darf Menschen nie abschreiben, egal wie alt sie sind. Wenn man kämpft, kann man alles erreichen.“ Das hat sie bewiesen und ans Aufhören denkt sie noch lange nicht.

Vorzeitiges Aus

Bitter verlief der Bewerb für die beiden Medaillengewinnerinnen des Slaloms. Die „Silberne“ Julia Dujmovits scheiterte im Achtelfinale an der Weltmeisterin, nach einem Patzer musste Marion Kreiner im Steilhang voll riskieren. „Da war es hop oder top. Ich habe leider hop.“ Dafür ist sicher: Auch Kreiner macht weiter.
Eine 1:2-Juryentscheidung kostete Sabine Schöffmann das Viertelfinale. Sie soll im Achtelfinale das letzte Tor inkorrekt passiert haben: „Das ist wohl eine Streitfrage, aber ich muss das akzeptieren.“

Wie lange man auf dem Board aktiv sein kann, zeigte der vorletzte Qualifikationslauf der Herren: Mit dem Slowaken Vladimir Bella (Jahrgang 1960) und seinem tschechischen Konkurrenten Leos Prokopec Senior (1957) fuhren 112 Jahre Erfahrung gen Tal – sie krachten zusammen, beide schieden aus.

GEORG MICHL