Die Skispringer sind in Oberstdorf von reichlich Neuschnee empfangen worden. Im bis Donnerstagabend noch grünen Allgäu lagen 24 Stunden später bereits 30 cm der weißen Pracht, bis zum Tournee-Auftakt am Sonntag dürfte noch einiges dazu kommen. Die Laune der ÖSV-Athleten war nicht nur wegen des heiß ersehnten Wintereinbruchs prächtig. Die kurze Weihnachtpause habe sehr gut getan, hieß es unisono.

Die Zielsetzung definierte der bestens gelaunte ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin nach zuletzt sechs Siegen unter seinem Vorgänger Alexander Pointner und guten Saisonergebnissen eindeutig: "Das Ziel ist, dass wir um den Tourneesieg mitspringen", betonte Kuttin anlässlich einer Pressekonferenz im Teamhotel.

Mehrere seiner Athleten kämen für Spitzenplätze infrage. "Wir haben diese Stärke. Wir sind teilweise schon sehr gut gesprungen. Ich habe aber noch keinen Wettkampf gesehen, bei dem das allen gelungen ist. Wenn wir das schaffen, können drei bis vier in Innsbruck und Bischofshofen noch vorne mitspringen", so Kuttin.

Seiner Meinung nach stehe aber nicht seine Truppe unter Erfolgsdruck, sondern die Konkurrenz. "Die anderen Nationen müssen gewinnen, wir können gewinnen. Wir wollen ab morgen voll da sein und in Bischofshofen auch noch", erläuterte der Kärntner.

Aus seinem Septett strotz vor allem Michael Hayböck nach vier dritten Plätzen im Weltcup vor Selbstvertrauen. Im Vorjahr war er noch ohne Weltcuppunkte zum Auftakt gekommen, diesmal ist der 23-Jährige Gesamtdritter. "Das ist ein Riesenunterschied. Ich glaube, dass ich auf einem gutem Weg bin. Ich bin mir sehr sicher, mit dem was ich tue. Ich werde nicht versuchen, etwas anders zu machen, sondern einfach da weitermachen, wo ich war", meinte der Oberösterreicher.

Konkretes Ziel wollte Hayböck jedoch keines nennen. "Sicher gibt es Träume, aber die spricht man nicht aus." Die Mitfavoritenrolle nehme er zwar an, sehe das aber nicht als Belastung. Auch die Nummer 1 im Team wolle er sich nicht unbedingt umhängen lassen. Auch Gregor Schlierenzauer und Stefan Kraft hätten schon bewiesen, dass sie vorne mitmischen können, so Hayböck.

Der angesprochene zweifache Tournee-Sieger Schlierenzauer fühlt sich trotz des einzigen ÖSV-Saisonsieges im Lillehammer nicht als einer der Topfavoriten. Der mit Balanceproblemen in der Anfahrt kämpfende Tiroler will "Spass und Freude" haben. "Dann kommt der Erfolg von alleine. Ich möchte meinen Weg weitergehen und mein Potenzial abrufen", gab sich der bei der Generalprobe in der Schweiz nicht überzeugende Schlierenzauer betont locker.

Titelverteidiger Thomas Diethart hat das im Gegensatz zum Weltcuprekordmann aus Tirol in diesem Winter noch kein einziges Mal geschafft. Der Senkrechtstarter des Vorjahres sicherte sich erst in letzter Minute in Engelberg das Tournee-Ticket. "Der Start war nicht so, wie ich ihn mir vorgestellt habe. Gregor hat mir vor der Saison gesagt, die zweite ist die schwierigste. Das ist momentan auch so. Engelberg war aber schon besser. Ich habe gesehen, dass ich es nicht verlernt habe. Das stimmt mich positiv."

Stefan Kraft präsentierte sich in dieser Saison dagegen zumeist stark. Es fehle ihm aber noch an der Konstanz, die sein Zimmerkollege Hayböck bisher eindrucksvoll bewiesen hat, sagte der Salzburger. "Zwei Bomben waren leider noch nicht dabei. Daran muss ich noch arbeiten."

Viel zu wenig ausgeglichen präsentierte sich bisher Ex-Tourneesieger Andreas Kofler. "Ich habe noch nie zwei Sprünge auf den Punkt gebracht. Das gilt es zu schaffen", meinte der mit 30 Jahren Älteste im Team und verwies auf die gute, interne Stimmung. Im Vergleich zum Ende der Pointner-Ära sei der Zusammenhalt in der Mannschaft unter Kuttin enger und der Informationsaustausch einfacher und für alle durchsichtiger geworden.