Kjetil Jansrud mag die Favoritenrolle - und die 13 ist ihm offenbar auch egal, auch wenn es in dieser Saison lange gedauert hat. Nach zwei Bestzeiten im Training war der Norweger auch im Rennen nicht zu schlagen und holte sich in der ersten Weltcup-Abfahrt auf koreanischem Boden seinen 13. Weltcupsieg, den ersten in diesem Winter in der Abfahrt. Die Österreicher? Nicht ganz vorne dabei. Otmar Striedinger war als Sechster der beste, Romed Baumann fuhr auf Platz neun, Hannes Reichelt war Zwölfter.

Klar ist aber: Die Norweger bleiben in der Abfahrt auch ohne Aksel Lund Svindal die Nummer eins. Nach dem Erfolg von Aleksander Aamodt Kilde in Garmisch (ihm ging in Südkorea der Ski auf, er schied aus) war es diesmal Kjetil Jansrud, der nicht zu schlagen war. "Ich habe gut angefangen hier im ersten Training und dann auch durchgezogen", grinste der 30-Jährige im Ziel erleichtert. Kein Wunder: Wer hier in diesem Jahr schnell ist, wird wohl auch in zwei Jahren bei Olympia gute Karten haben. Jansrud gewann zwei Zehntel vor Dominik Paris (ITA), der als Zweiter auch zum besten Ergebnis des Winters fuhr, Steven Nyman (USA) lag als Dritter 0,41 Sekunden zurück.

Guter Wind

Und doch war Jansrud nach dem schon 16. norwegischen Herren-Sieg der Saison (17 sind es in diesem Ski-Winter mit den Damen, den Rekord halten die Österreicher in der Saison 200/506 mit 18 Siegen in einem Ski-Winter) vorsichtig: "Ich hatte auch Glück mit den Bedingungen. Nach mir war es ein wenig windig." Seine Charakterisierung der Olympia-Strecke: "Die Sprünge sind ein wenig höher und weiter, die Schwierigkeiten ein wenig geringer."

Jansrud war erleichtert - auch wenn es nach dem Parallel-RTL von Alta Badia und der Kombination in Wengen schon Saisonsieg Nummer drei war: "Es tut gut, das Skifahren war o.k., nur der Sieg hat noch gefehlt." Und zum Rekord der Norweger meinte er: "Das ist einfach unglaublich. Sehr cool. Aber man muss auch ein bisschen ruhig bleiben, weil jedes Jahr kann es auch nicht so weitergehen."  Und in Blickrichtung Olympia meinte er: "Man muss schon in zwei Jahren auch noch fahren, aber ein bisserl freue ich mich schon, dass es so gut geht!"

Österreicher tüfteln

Die Österreicher müssen auf dem Olympia-Berg noch ein wenig tüfteln - auch wenn man nach den vielen Verletzungen natürlich nicht in stärkster Besetzung dabei war, Olympiasieger Matthias Mayer fehlte ja wie viele andere auch. Ein Lichtblick: Der Kärntner Otmar Striedinger, der sich im Vergleich zum Training steigerte und auf Ranf sechs kam, 0,52 Sekunden hinter Jansrud. "Ich habe die Linie durchgezogen, die ich mir angeschaut habe. Im Training habe  ich mir nicht gedacht, dass es mir liegt, aber es scheint, als ob es doch ganz gut wäre", meinte er. Erfreulich: Für den Kärntner war es die beste Platzierung des Winters in der Abfahrt nach Platz zehn (mit Sturz) in Kitzbühel.

Reichelt mit Wind?

Kein Glück hatte Hannes Reichelt. Auch Jansrud konstatierte, dass beim Salzburger Wind ins Spiel gekommen war. "Das sagt er, aber ich war auch nicht ganz fehlerfrei. Es ist schwierig, weil du hier auch eine gewisse Lockerheit brauchst. Und die behält man schwer, wenn man weiß, dass alles funktionieren muss, wenn man vorne sein will."

Der 35-Jährige, der im Abfahrtsweltcup als Siebenter bester Österreicher ist, hofft nun auf den Super-G (Sonntag, 4 Uhr früh MEZ, live ORF eins und im Live-Ticker der Kleinen Zeitung). Und Romed Baumann resümierte als Neunter auch positiv: "Ich habe mich vom ersten Training an wohl gefühlt - der Kjetil war ein Wahnsinn, das Podium wäre für mich drinnen gewesen, mehr aber nicht." Es bleibt also dabei: In der Abfahrt fahren die Österreicher weite rdem Sieg hinterher.

Die Norweger machen Druck

Im Super-G wird dann auch Marcel Hirscher dabei sein, der die Abfahrt ausließ ("2018 werde ich in der Kombination aber dabei sein") und stattdessen die Chance nützte, auf den Olympia-Pisten Erfahrungen für den Riesentorlauf zu sammeln. Da will auch Reichelt wieder aufzeigen: "Viele haben das hier ja schon mit Beaver Creek verglichen. Auch da ist es mir in der Abfahrt nie richtig aufgegangen, im Super-G schon." So wie bei der WM 2015, als Reichelt Weltmeister wurde.

Zurück zum Weltcup: Da bleibt Hirscher auch ohne Start in der Abfahrt in Führung, jetzt liegen allerdings schon drei Norweger hinter ihm, auch wenn Svindal - nach wie vor auf Rang zwei - heuer nicht mehr fahren wird können.

Ein Rekord

Ach ja: Einen österreichischen Rekord gab es auch noch: Klaus Kröll stellte mit dem 113. Start bei einer Weltcup-Abfahrt die "österreichische Bestleistung" seines steirischen Landsmanns Peter Wirnsberger ein. Mehr Abfahrten fuhren nur der Italiener Kristian Ghedina (160) und der Schweizer Didier Cuche. Das Ergebnis war mit Platz 24 leider nicht rekordverdächtig.

Der Liveticker aus Jeongseon zum Nachlesen