Es ist fast ein kleines Ski-Wunder: Hannes Reichelt wird nur fünf Tage nach seinem schweren Sturz auf der Kitzbüheler Streif an der Hausbergkante an der Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen teilnehmen und dort morgen schon den ersten Trainingslauf bestreiten.

Das teilte der Radstädter in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Innsbruck mit. Reichelt war am Samstag bei der Hahnenkamm-Abfahrt wie Aksel Lund Svindal und Georg Streitberger auf der Hausbergkante schwer gestürzt, kam mit einer Knieprellung aber glimpflich davon. Das Training am Mittwoch in Seefeld absolvierte er schmerzfrei. "Deswegen werde ich heute noch nach Garmisch fahren und am Abfahrtstraining teilnehmen", meinte der Salzburger. Danach könne er mehr sagen und auch entscheiden, wie es weiter geht, so Reichelt.

Die Ursache für seinen Sturz in Kitzbühel sah der 35-Jährige in der schlechten Sicht. "Ich habe nichts gesehen. Ich wusste nicht einmal annähernd, wo ich mich befunden habe und die Kompression war dann schneller da als gedacht", meinte Reichelt.

Kritik am Abbruch

Kritik gab es von Reichelt wegen des Abbruchs. "Nachdem es zwei der Top-Leute so abwirft, lässt man einerseits noch zehn weitere runter fahren und andererseits nimmt man dann dem Rest der Läufer die Chance, zu starten", sagte er. Auch die Pistenpräparierung in Kitzbühel erntete Kritik von dem ÖSV-Läufer. In der Kompression gebe es zwei Linien. Einerseits die Sicherheitsvariante und andererseits die engere und schnellere Linie, erklärte der Salzburger. Heuer sei die Sicherheitslinie jedoch viel unruhiger und schlechter präpariert gewesen, als die risikoreichere Variante.

"Deswegen sind wir auch bei schlechter Sicht die engere Linie gefahren", merkte Reichelt an und richtete einen Appell an die Verantwortlichen: "Die Strecke ist schon so schwer genug, die muss man nicht noch schwerer machen." Außerdem sollten die Verantwortlichen auch für die Sicherheit der Läufer sorgen und nicht nur für eine gute Show.

Airbag-Daten: Aufprall mit bis zu neun g

Die Auswertung seiner Airbag-Daten habe ergeben, dass er bei 97 km/h gestürzt und beim ersten Aufprall mit "vier g" auf der Hüfte gelandet sei. Der zweite Aufprall sei dann bei "neun g" am Rücken gewesen. Glücklicherweise habe er jedoch den Airbag angehabt, der genau zur richtigen Zeit auslöste, rekonstruierte Reichelt. Er trete dafür ein, dass das Tragen des Airbags in Zukunft zur Pflicht werde. "So hätten alle wieder die gleichen Karten", spielte der Abfahrer auf die möglicherweise schlechtere Aerodynamik durch das Tragen der aufblasbaren Sicherheitsweste an.