Die nächste Athletin hat dem aktiven Skisport den Rücken gekehrt: Wie erwartet verkündete Kathrin Zettel bei einer Pressekonferenz ihren Abschied: "Danke, aber es geht nicht mehr. Die Muskeln und Sehnen im Hüftgelenk halten die Belastung einer Skisaison nicht mehr aus."

Präsident Peter Schröcksnadel, Kathrin Zettel, Leodegar Pruschak  und Hans Pum
Präsident Peter Schröcksnadel, Kathrin Zettel, Leodegar Pruschak und Hans Pum © GEPA pictures

Dabei hatte die Österreicherin noch im vergangenen Winter mit fünf Podestplätzen aufgezeigt, in Slalom und Riesentorlauf wurde sie je einmal Zweite, dritte Plätze gab es zwei Mal im Slalom und ein Mal in der Kombination.

Die Niederösterreicherin hat neun Weltcuprennen gewonnen (7 im Riesentorlauf, 2 im Slalom), größter Erfolg war WM-Gold in der Super-Kombination 2009, zudem errang sie WM-Slalom-Silber 2011 und Slalom-Bronze bei Olympia 2014.

Zettels Karriereende hatte sich abgezeichnet. Den Rücktritt verkündete schließlich Raiffeisen-Marketingchef Leodegar Pruschak am Montag auf einer Pressekonferenz in Wien. Beim Ansehen eines Videos mit den entscheidenden Momenten ihrer Karriere wischte sich die Läuferin ein, zwei Tränen aus den Augen. Insgesamt wirkte die Technikspezialistin gefasst. "Es waren elf Jahre mit unglaublich spannenden Momenten, viel Freude und Höhenflügen, es war eine tolle Zeit, ich habe sie genossen", erinnerte die Athletin vom SC Göstling. Doch die vergangenen fünf Jahre seien auch mit vielen Schmerzen verbunden gewesen, weshalb sie nun den entscheidenden Schritt setzte.

Das letzte Rennen nicht mehr möglich

Begonnen hatte Zettels Leidensweg 2007 in Tarvis mit einem Sturz in der Kombinations-Abfahrt. Seitdem plagte sich die gelernte Köchin mit Problemen im linken Knie herum, die sich in weiterer Folge auch auf den linken Hüftbereich ausbreiteten. Arthroskopien brachten immer nur kurzfristig Besserungen. So auch jene im April 2014, bis Jänner 2015 lief es gut. "Aber im März habe ich keine zwei Durchgänge mehr fahren können. Ich konnte in Meribel mein letztes Rennen nicht mehr bestreiten."

Sie habe vier Monate versucht, die Schmerzen einzudämmen. "Ich habe mir bewusst sehr viel Zeit gelassen. Ich habe gedacht, vielleicht heilt die Zeit alle Wunden. Ich habe verschiedene Therapie- und Behandlungsformen versucht. Aber bei höhere Belastung hatte ich Schmerzen." Die körperlichen Probleme wirkten sich auch auf die mentale Verfassung aus. "Es wurde härter", gestand sie. Von Folgeschäden geht sie nicht aus, das Hüftgelenk sei in Ordnung, betroffen seien die Muskeln und Sehnen.

Hausbau

Nun wolle sie erst einmal die Zeit genießen, mit ihrem Freund Kurt baut sie gerade "ein schönes Häuschen, da ist viel zu tun". Sie blickt der Zukunft gespannt entgegen. Und wird sie sich auch nach einem Job umsehen. Allerdings nicht im Skisport: "Ich bin sehr viel unterwegs gewesen, es war eine tolle Zeit, aber jetzt will ich sesshaft werden", meinte Zettel, die 209 Weltcuprennen bestritten hat, das erste im März 2004 in Sestriere.

Die 28-Jährige reiht sich damit ein in eine mittlerweile relativ lang gewordene Liste an österreichischen Skifahrern, die sich heuer oder im Vorjahr in die "Sport-Pension" verabschiedet haben. Marlies Schild (nunmehrige Raich) ist bereits 2014 zurückgetreten, Regina Sterz, Mario MattNicole Hosp und Andrea Fischbacher folgten heuer. Und Benjamin Raich hat sich noch nicht entschieden (ein Interview mit ihm finden Sie hier!).

ÖSV-Sportdirektor Hans Pum machte keinen Hehl daraus, dass ihm die vielen Abschiede nahegehen. "Ich muss jetzt mal ein ernstes Wort reden, die vielen Rücktritte machen meine Haare auch nicht weniger grau." Als "viel zu jung" zum Aufhören bezeichnete er Zettel, zeigte aber ob des Hintergrundes Verständnis, denn die Schmerzen seien für sie oft eine größerer Gegner als die Konkurrentinnen gewesen: "Sie hat wie eine Löwin um die Karriere gekämpft. Aber es weiß niemand besser als Kathrin, wann es Zeit ist, einen Schlussstrich zu ziehen." Es tue ihm sehr leid um eine außergewöhnliche Läuferin, die in der Mannschaft irrsinnig beliebt und ein Vorbild für die Jugend gewesen sei.

Worte vom Präsidenten

"Wir waren immer ein schönes Paar", neckte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel die neben ihm im bunten Sommerkleid und Stöckelschuhen stehende Zettel und erhielt prompt eine Umarmung. "Du bist ein großartiger Mensch, eine tolle Rennläuferin. Wir danken dir", sagte der Boss.