Über Monate beherrschte letztes Jahr die Auseinandersetzung zwischen Ski-Superstar Anna Fenninger und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) in verschiedensten Facetten die Berichterstattung. Zum Schluss drohte gar ein Rauswurf Fenningers aus dem ÖSV. Der Auslöser war eine an die ÖSV-Spitze gerichtete E-Mail, in der Fenninger u. a. die ablehnende Haltung des Verbandes gegenüber ihrem – einstigen – Manager kritisierte und mit Rücktritt drohte: „Das heißt nicht, dass Klaus Kärcher für meine sportlichen Leistungen verantwortlich zeichnet, aber er gibt mir den Rückhalt, den mir nur ein unabhängiger Berater geben kann“, meinte die Salzburgerin damals. Eine E-Mail, die von einem ÖSV-Buchhalter einer deutschen Sportzeitung zugespielt worden war. Dieser wurde darauf von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel umgehend fristlos entlassen.

Schon zuvor hatte Schröcksnadel jedoch bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck wegen des Delikts des „Missbrauchs von Tonaufnahme- oder Abhörgeräten“ Anzeige erstattet. Bis drei Monate Haft oder 180 Tagessätze Geldstrafe drohen dabei demjenigen, der nicht für ihn bestimmte Telekommunikationsnachrichten einem anderen Unbefugten zur Kenntnis bringt.

Diversion statt Prozess

Ein Tatbestand, zu dem sich der entlassene ÖSV-Mitarbeiter laut Staatsanwaltschaft gleich geständig zeigte. Gestern bestätigte die Anklagebehörde der Tiroler Tageszeitung, dass dem bislang unbescholtenen Maulwurf deshalb eine Diversion anstatt eines Prozesses für sein Tun angeboten wurde.

Staatsanwalt Hansjörg Mayr: „Der Geständige müsste eine Geldbuße über 600 Euro leisten. Bei der Strafe wurden die nachteiligen Folgen (Jobverlust), die der Verdächtige durch die angelastete Tat bereits erlitten hat, berücksichtigt.“ Die Geschehnisse im ÖSV sind mittlerweile geklärt: „Der Mann hat auf dem Tisch eines Kollegen die ausgedruckte Fenninger-E-Mail gelesen. Da er dessen Passwort kannte, loggte sich der Verdächtige darauf in den fremden ÖSV-Account ein und sandte die E-Mail an sich selber weiter.“

Später wurde in einer Fast-Food-Filiale in Zirl über das öffentliche W-Lan darauf noch ein gmx-Account eingerichtet, von dem die E-Mail der Sportzeitung weitergeleitet wurde. Noch im Juli beteuerte der Mitarbeiter in seinem letzten Gespräch mit Schröcksnadel und ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner, dass er die Aktionen des Fenninger-Managements eben für eine „Riesensauerei“ gehalten und geglaubt habe, mit der E-Mail-Weiterleitung im Sinne des Verbandes gehandelt zu haben. Auch wollte er völlig alleine vorgegangen sein, während Schröcksnadel im Sommer noch von mehreren Maulwürfen ausgegangen war.

Nimmt der Ex-Buchhalter die Diversion nun nicht an, kommt es zu einem Prozess am Bezirksgericht.