Es gibt doch noch Speed-Rennen bei den alpinen Ski-Damen, die nicht mit einer Demonstration von Lindsey Vonn zu Ende gehen. Wenige Stunden nach dem Super-G-Triumph von Carlo Janka in Jeongseon siegte dessen Schweizer Landsfrau Lara Gut in der gleichen Disziplin in Garmisch 0,15 Sekunden vor der Deutschen Viktoria Rebensburg und Vonn (0,23). Die Steirerin Cornelia Hütter (0,92) wurde Fünfte.

Nicht voll am Limit

Während Gut bei ihrem fünften Saisonsieg eine fast perfekte Fahrt auspackte, fuhr Vonn auf der ziemlich weichen Kandahar-Piste nicht fehlerfrei, aber auch nicht voll am Limit, wie sie nachher verriet. Nach fünf Siegen in Abfahrt und Super-G en suite für die US-Amerikanerin schlug nun wieder die Tessinerin zu, die zuvor Platz vier als bestes Garmisch-Resultat zu Buche stehen hatte. Vor dem Wochenende hatte sie zuletzt den Riesentorlauf in Lienz Ende Dezember gewonnen.

"Ich habe gewusst, ich muss nur Skifahren und nicht viel überlegen. Das hat gepasst heute", jubelte Gut im ORF-Interview im Zielraum. Am Samstag war die 24-Jährige nicht über Platz 14 in der Abfahrt hinaus gekommen. "Gestern war eine Katastrophe von oben bis unten. Ich bin mehr gerutscht, dann kann man nicht hoffen, dass man schnell ist. Heute habe ich wieder gemacht, was ich kann." Gut hat in diesem Winter bereits Rennen in vier Disziplinen gewonnen: Riesentorlauf, Kombination, Abfahrt und nun auch Super-G.

Reserven für wichtigere Rennen

Vonn meinte, dass sie diesmal nicht alles riskieren wollte. "Ich habe gekämpft, war aber nicht ganz am Limit. Wenn ich keinen Druck spüre von meinen Skiern, dann ist es schwer zu fahren", meinte die neunfache Saisonsiegerin. "Ich behalte mir meine Reserven für dann auf, wenn es sehr, sehr wichtig ist. Wenn die Sicht schlecht ist, es unruhig ist, kann alles passieren." Fast wäre auch mehr passiert, war Vonn doch im unteren Abschnitt nach einem Fehler für einen Moment nur auf einem Ski unterwegs.

Mit ihrem 42. Podestplatz im Super-G löste die 31-Jährige allerdings Renate Götschl in der ewigen Bestenliste ab und stellte somit einen weiteren Rekord auf. Im Gesamtweltcup führt Vonn, die am Vortag die Abfahrt noch überlegen gewonnen hatte, nun mit 87 Zählern Vorsprung auf Gut. Dritte ist Rebensburg, die 240 Zähler Rückstand hat. Es war der erste Super-G in diesem Winter, den nicht Vonn für sich entschieden hat.

Hütter nicht ganz zufrieden

Hütter gelang nach Platz zwölf am Vortag eine Steigerung. Mit ihrer Fahrt war sie aber nur teilweise zufrieden. "Es wäre sicher noch was drinnen gewesen. Das erste Stück bin ich viel zu gerade gefahren, weil ich gedacht habe, dass es härter ist", sagte die 23-Jährige, die ihre Herangehensweise vor dem unteren Streckenteil veränderte und mit mehr Druck fuhr. "Ich habe mir gedacht, das muss ich jetzt machen. Es ist mir gut gelungen, aber nicht sehr gut."

Zweitbeste aus dem ÖSV-Team war Elisabeth Görgl als Siebente, Stephanie Venier fuhr mit Rang zwölf ihr zweitbestes Super-G-Ergebnis ein. Die übrigen Läuferinnen in Rot-Weiß-Rot kamen nicht unter die besten 20. Die am Samstag gestürzte Tamara Tippler wurde 21., Mirjam Puchner landete unmittelbar vor Ramona Siebenhofer auf Position 25, Sabrina Maier belegte Platz 30. Dajana Dengscherz (32.) und Stefanie Moser (41.) blieben ohne Weltcup-Punkte.

Ex aequo mit Puchner auf Rang 25 beendete die Tschechin Ester Ledecka, die schon am Samstag bei ihrem Weltcup-Debüt als 24. gepunktet hatte, das Rennen. Die 20-Jährige ist amtierende Weltmeisterin, aber nicht auf Skiern, sondern im Snowboard. 2015 hatte sie in Kreischberg vor Olympiasiegerin Julia Dujmovits Gold im Parallel-Slalom gewonnen. Ihr großes Ziel ist ein Start bei den Olympischen Spielen 2018 in beiden Sportarten.