Zwei Jahre ist es mittlerweile her, da hat Klaus Kröll in Lake Louise alle überrascht. Nach einem Sommer voller Operationen fuhr er auf Platz zwei. Und alle dachten nach dem kleinen kanadischen Wunder, dass Kröll wieder ganz der Alte sei. Weit gefehlt. Es folgten zwei Seuchenjahre, in denen der Steirer nicht ein einziges Mal in die Top Ten fuhr. Eine ganz bittere Pille für den Abfahrtsweltcupsieger der Saison 2011/2012. Doch wer ein echter Ennstaler ist, der gibt nicht auf. Und so startet der "Bulle von Öblarn" heuer wieder den Anlauf an die Spitze. Mit 35 Jahren auf seinem Buckel, also sozusagen im besten Abfahrtsalter.

Die Hoffnung gründet sich vor allem auf einen komplikationsfreien Sommer. Keine Stürze aus dem Winter zu verarbeiten, keine Stürze mit der Motocross-Maschine, kein Ausfall, keine Krankheiten. „Ich bin von der Fitness her um einiges besser drauf als in den letzten zwei Jahren. Ich fühle mich generell wohl, ich freu’ mich auf die neue Saison.“ Und es scheint nicht so schlecht zu laufen. Sowohl Abfahrtstrainer Florian Winkler als auch Cheftrainer Andreas Puelacher haben den „Oldie“ auf der Rechnung.

Es gibt noch Schwächen

Er selbst geht noch nicht so weit, sich ganz vorne zu sehen. Das zeigte auch das erste Training in Lake Louise. „Es ist noch nicht alles perfekt, ich bin zwar vollauf zufrieden, wie es läuft, aber ich weiß, dass ich noch Schwächen habe. Beim Linksschwung etwa finde ich noch nicht immer die richtige Position am Ski. Ich hoffe, dass ich das während der Saison in den Griff bekomme – oder spätestens für die nächste Saison“, sagt er lächelnd. Mit 36 Jahren fängt das Abfahrtsleben an, scheinbar.
Vorerst geht es darum, das Vertrauen wiederzufinden. „Das war einer der Hauptgründe, warum es nicht geklappt hat. Ich hatte zuletzt immer schlechte Vorbereitungen und habe es dann in der Saison, wenn wir trainieren konnten, nicht geschafft, mich zu steigern. Und hast du kein Vertrauen, kannst du nicht angreifen.“ Das Manko der körperlichen Defizite ist schon ausgemerzt, das Vertrauen soll nun gefunden werden.

Die erste Standortbestimmung hat er nun in Kanada. „Ein schöner Ort, an dem ich lange guten Ergebnissen nachgelaufen bin. Aber auch wenn es wichtig ist zu wissen, wo man steht: Man darf nach diesem Rennen nicht alles zu ernst nehmen. Ein kleiner Fehler an der falschen Stelle und du bist chancenlos – man muss sich die Ergebnisse dann schon im Detail anschauen.“
Apropos Detail: Kröll wartet auch auf detaillierte Vorschläge für Änderungen bei der Abfahrt. „Auch wir wollen, dass es für alle interessant ist, keine Frage. Aber es darf nicht unfair werden. Die Sportler sind dafür, dass die direkten Konkurrenten so nah wie möglich beieinander fahren – sonst kann es unfair werden. Das bringt dem Sport nichts.“ Generell findet er, dass die Abfahrt „auf einem guten Weg“ ist – wie er selbst auch. Hoffentlich.