Seit zwei Monaten herrscht Ausnahmezustand. Im Skiverband, in den Sportredaktionen, in der gesamten heimischen Sportlandschaft. Schuld daran: die Causa Fenninger. Auslöser: Ein am 11. Mai der SportWochezugespieltes und auf SPORTNET veröffentlichtes Mail von Anna Fenninger an Verbandsspitze und Trainer, in dem sie sogar mit Rücktritt drohte, falls man sie von ÖSV-Seite weiterhin unter Druck gesetzt werde, sich von ihrem deutschen Manager Klaus Kärcher zu trennen. 

Seit diesem 11. Mai rätselt Sport-Österreich: Wer war die undichte Stelle, durch die das E-Mail Richtung SportWoche entschlüpfte?

Schröcksnadel erstattete Anzeige

Einer, der alle Hebel in Bewegung setzte, um Licht ins Dunkel zu bringen, war ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Der hatte am 4. Juni eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Innsbruck wegen Verdacht auf "Datenmissbrauch und allenfalls Verleumdung" eingebracht. "Ich habe immer gesagt, dass ich nicht ruhen werde, bis ich dahinterkomme, wer das Mail an die SportWoche versendet hat. Und dass ich es öffentlich machen werde, unabhängig davon, um wen es sich handelt. Auch wenn es ein ÖSV-Mitarbeiter sein sollte. Wäre es einer aus unseren Reihen, hätte das für ihn natürlich Konsequenzen."

Ein ÖSV-Mitarbeitet hat das E-Mail weitergeleitet

Seit Mittwochabend kann man den Konjunktiv getrost mit dem Indikativ tauschen. Es WAR ein Mitarbeiter des ÖSV, der das Mail an die SportWoche gesendet hatPaul S., seit Jahren Buchhalter und Controller im Skiverband. Und: Er WAR ÖSV-Mitarbeiter bis Mittwochabend.

"Die Kriminialpolizei hat herausgefunden, dass das betreffende GMX-Account (sabine_r1962@gmx.at, Anm.) über das öffentliche WLAN einer Fast-Food-Filiale in Zirl eingerichtet und das Mail von dort versendet wurde. In weiterer Folge konnten die Daten einer Dame zugeordnet werden, die mit unserem Buchhalter in sehr engem persönlichen Kontakt steht. Der Mitarbeiter hat mich dann am Mittwoch kontaktiert, wollte mich zum Kaffee treffen. Ich habe auf dem Skiverband als Treffpunkt bestanden und Generalsekretär Leistner hinzugezogen. In diesem Rahmen hat uns S. informiert, dass er, laut seinen Angaben, einen Riesenblödsinn gemacht hat und dieses Mail versendet hat, dass es ihm leid tue. Als Begründung gab er an, die Aktionen des Herrn Kärcher für eine Riesensauerei zu halten, sich darüber geärgert zu haben. Er dachte, im Sinne des Skiverbandes zu handeln."

Schröcksnadel: "Da bin ich konsequent!"

Eine Version, die Schröcksnadel für nicht allzu glaubwürdig hält. "Zumal S. angegeben hat, das Mail im Drucker gefunden zu haben. Dann hätte er es aber einscannen müssen, an die SportWoche ist aber ein weitergeleitetes Mail ergangen. S. gab an, allein gehandelt zu haben. Auch das halte ich für unwahrscheinlich, ich gehe vielmehr davon aus, dass er es von jemandem erhalten hat, den er nun schützen möchte. Dabei möchte ich niemanden verdächtigen, die Kriminalpolizei wird weiterhin in alle Richtungen ermitteln. Fakt ist, da bin ich konsequent! Ich werde so lange weiterforschen lassen, bis alles aufgeklärt ist."

Sieht ganz danach aus, als stünde der nächste Big Bang unmittelbar bevor.

Manfred Behr, SPORTNET