Viel Staub haben die andauernden Streitigkeiten zwischen Anna Fenninger und dem ÖSV in den letzten Wochen aufgewirbelt. In den Mittelpunkt der Kritik geriet dabei in der Öffentlichkeit von vielen Seiten Peter Schröcksnadel, Präsident des Österreichischen Skiverbandes.

Nun meldete sich Markus Gandler, Ex-Athlet und nunmehriger Sportlicher Leiter für Biathlon und Langlauf, in einem öffentlichen Brief zu Wort. Darin stärkt Gandler dem Tiroler den Rücken, verweist darauf, dass sich Schröcksnadel beispielsweise in der Doping-Affäre rund um die Olympischen Winterspiele 2006 hinter die Athleten gestellt habe.

Der offene Brief von Gandler im Wortlaut:

In der doch in letzter Zeit heftigen Diskussionen im Umgang mit SportlerInnen im Österreichischen Skiverband erlaube ich mir, meine persönliche Meinung in diesem Schreiben darzulegen.
Es steht mir nicht zu, und ich werde mich auch davor hüten, in irgendeiner Form eine Aussage zum Thema Anna Fenninger abzugeben.

Was mich jedoch bewegt diese Zeilen zu schreiben, ist, der derzeit öffentliche Umgang mit einem Menschen, der dem mit Abstand erfolgreichsten Sportverband in Österreich seit nunmehr vielen Jahren vorsteht.
Es müsste doch jedem klar sein, dass es einen „Chef“ braucht. Eine Person, ob männlich oder weiblich, die das Ruder in der Hand hält und es bei einem Sturm nicht gleich los lässt. Stürme hat Peter Schröcksnadel in den letzten Jahren (leider waren auch meine betreuten Sparten betroffen), mehr als genug erleben müssen. Stürme, für die er eigentlich nichts konnte. Das Einzige was er getan hat, ist, dass er sich vor „seine Leute“ gestellt hat, wenn er von deren Unschuld überzeugt war, oder, wie er es oft bezeichnet, wenn es nach Ungerechtigkeit riecht.
Es gibt viele Führungspersonen, die sich im Falle einer Krise hinter Pressesprechern, Beratern oder ähnlichem verstecken. Menschen, die hohe Funktionen bekleiden, die oft voreilig Personen abservieren, um ihr eigenes Hemd und ihren eigenen Ruf zu retten. Vielleicht wäre Peter Schröcksnadel oft gut beraten gewesen, auch so zu handeln. Nur glaube ich, kümmert es ihn wenig, nach der Etikette zu greifen, wenn er das Gefühl hat, etwas sagen zu müssen. Und bei keinem dieser Stürme, hat er „für den Verband“ oder gar „für sich selber“ entschieden, sondern immer für die beteiligten Menschen und das oft zum Nachteil seines Rufes.

Was ich nicht verstehe ist, dass man ihn nicht akzeptiert, wie er eben ist, dass man seine Leistungen, die keiner vor ihm vollbracht hat und wahrscheinlich nur schwer jemand nach ihm vollbringen wird, nicht honoriert. In anderen Ländern würde man ein Denkmal für ihn errichten, in Österreich wird er derzeit als macht- und geldgieriger Diktator hingestellt, obwohl er nichts anderes macht, als wieder und wie schon erwähnt, unzählige Male vorher, für die Menschen für „seine AthletInnen“ für „seine Leute“ im Verband zu entscheiden.

Man mag seine Auftritte in der Öffentlichkeit sehen wie man will, entscheidend ist doch, was er unterm Strich für den Sport und aus dem ÖSV gemacht hat. Tatsache ist, dass sich nur sehr wenige Familien den Skisport leisten könnten, viele Talente würden ohne funktionierende und finanzierte Verbandsstrukturen verloren gehen. Tatsache ist auch, dass nur eine Handvoll SpitzenathletInnen sich selber finanzieren könnten, und dass ein Verbandssystem zerbrechen würde, wenn jeder nur an sich selbst denkt und den Weg, bis er an die Spitze gekommen ist, vergisst.

Wenn nur einer ein Beispiel nennen kann, in dem Peter Schröcksnadel ungerecht entschieden hat, dem sei Gehör geschenkt. Aber bitte keine altgedienten Athleten und Betreuer, die an ihrem eigenen sportlichen bzw. fachlichen Vermögen, mehr oder weniger gescheitert sind. Ich kann sie nicht mehr hören die Besserwisser, Alleskönner und vom Verband verhinderten Sportler. Eines habe ich in meiner sportlichen Karriere gelernt, ich war für mich und meine bescheidenen Leistungen immer selber verantwortlich, der Verband (und ich war ein sehr kritischer Athlet) hat mir das Werkzeug für meine erbrachten Leistungen gegeben, mehr war nicht drin. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, andere Personen oder gar das Verbandssystem für einen Misserfolg oder gar für ein Scheitern zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Streben nach mehr (sehr oft eben Geld) liegt in der Natur des Menschen. Was sicher kein Athlet Peter Schröcksnadel vorwerfen kann, ist, dass er nicht großzügig wäre. Und eines kann ich auch bestätigen, nach meiner nun doch schon jahrelangen Tätigkeit als sportlicher Leiter, es wird jeder gehört und es werden gemeinsam Lösungen gesucht, denn einer alleine, und das weiß auch Peter Schröcksnadel, kann kein Schiff in dieser Dimension durch Ozeane lenken. Einer muss jedoch dann die entscheidenden Befehle geben, nachdem sie diskutiert, erörtert und festgehalten wurden.

Immer lauter werden die Stimmen Peter Schröcksnadel sollte zurücktreten. Er hätte wohl wirklich genügend Gelegenheiten gehabt, am sogenannten Höhepunkt des Erfolges abzutreten. Meine persönliche Meinung dazu: er wird wissen, wann der Zeitpunkt für seinen Abschied gekommen ist. Aber wo ist der Nachfolger, der sich traut in seine Fußstapfen zu treten und diese Position mit allen Facetten, Problemen und Herausforderungen die sie mit sich bringt, übernehmen möchte?

Gerade jetzt, in Zeiten wo es aufgrund der Flüchtlingsthematik, der Gleichstellung der Geschlechter usw. um Menschlichkeit geht, vermisse ich diese im Umgang mit einem Menschen, der diese Werte zu 100 % lebt.