Anna Fenninger hat mit einer von ihr, Manager Klaus Kärcher und Rechtsanwalt Markus Wekwerth gezeichneten E-Mail-Aussendung zur aktuellen Causa Stellung bezogen. "Mit den ÖSV-Vertretern Dr. Klaus Leistner und Hans Pum wurde sehr wohl das Thema 'Laureus Sports For Good', das maßgeblich von Mercedes Benz unterstützt wird, besprochen", hieß es darin.

Ebenfalls seien die Herren darüber informiert worden, dass es eine Medienkampagne gemeinsam mit Mercedes zur Unterstützung dieses Engagements geben werde. "Wir sind daher sehr überrascht, wie dieses Thema Seitens des ÖSV in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Wir wollen nochmals festhalten, dass die Mercedes-Kampagne ausschließlich im Zusammenhang mit Anna Fenningers sozialen Engagement für Laureus und ihrer Rolle als Botschafterin für den Cheetah Conservation Fund (CCF) und ihre Unterstützung für die Geparden zu sehen ist."

Jetzt hat auch Mercedes reagiert

"Mercedes-Benz unterstützt Anna Fenninger in ihrem privaten Engagement für die Laureus Sport for Good Stiftung. Konkret spenden wir 50,- Euro pro verkauften Mercedes-Benz CLA Shooting Brake in 2015. Dazu haben wir Schaltungen geplant", so Bernhard Bauer, Leiter Public Relations Mercedes-Benz Österreich. "Uns wurde gesagt, dass im sogenannten Friedensgespräch mit dem ÖSV die Aktion angesprochen wurde."

"Da wir in keiner Weise die sportliche Zukunft von Anna Fenninger gefährden wollen, werden wir sofort alle Schaltungen - soweit noch möglich - stornieren. Das sportliche Wohl von Anna Fenninger geht natürlich vor unsere aktuelle Charity Aktion für Laureus."

Helle Aufregung

Schon den ganzen Tag kocht der Streit zwischen Fenninger und dem Skiverband hoch. "Bestehende Missverständnisse und Kommunikationsprobleme konnten erfolgreich aus der Welt geschafft werden", hatte es noch vor wenigen Tagen in einer Aussendung geheißen, nachdem ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner, Sportdirektor Hans Pum, ÖSV-Anwalt Herbert Hübel, Anna Fenninger, Manager Klaus Kärcher und ihr Rechtsanwalt Markus Wekwerth nach einem fünfstündigen Gespräch eine gemeinsame Presseerklärung verfasst haben. Konklusio des Gesprächs: Alle haben sich wieder lieb, Fenninger fährt weiter für den ÖSV und der ÖSV unterstützt Fenninger bestmöglich.

Mercedes-Inserat

Doch dann berichtete sportnet.at: Die Fronten sind verhärteter denn je, das eben erst zaghaft aufgebaute Vertrauensverhältnis - zerstört. Vielleicht für immer. Stein des Anstoßes: eine Inseratkampagne von Mercedes, die dieser Tage gelauncht wurde. Im Rahmen derer der Konzern mit einem eigens dafür geshooteten Bild von Anna Fenninger wirbt. Hans Pum sagt gegenüber Ö3: "Das ist eigentlich eine Provokation". Und der ÖSV gibt Fenninger eine Frist von zwei Tagen, dass die Inserate wieder aus dem Verkehr gezogen werden...

Gretchenfrage

Starker Tobak, zumal der ÖSV einen umfassenden, gültigen Sponsorvertrag mit Mercedes-Konkurrent Audi laufen hat. Die Ingolstädter stellen allein für die ÖSV-Trainerschaft eine Flotte von 170 Fahrzeugen bereit. Im ÖSV-Athletenvertrag sind Werbevereinbarungen mit konkurrierenden Unternehmen untersagt. Fenninger und ihr Management Klaus Kärcher stellten bisher strikt in Abrede, den Athletenvertrag zu missachten, eine Kooperation mit Mercedes sei nur im Rahmen von Annas privaten Charity-Projekten (Laureus, Geparden) gegeben, der Konzern käme als Kopfsponsor in keinster Weise in Betracht. In der Tat findet sich auf dem Inserat ein kleiner Vermerk, in dem Mercedes darauf hinweist, Fenninger bei ihrem Engagement für Laureus zu unterstützen.

Die Gretchenfrage lautet: Ist die marketingrechtliche Trennung von Privatperson und Athletin rechtens oder gelten sämtliche Punkte der Athletenvereinbarung auch außerhalb von Rennen und offiziellen ÖSV-Terminen? Beim ÖSV ist nun Feuer am Dach, dem Verhandlungsteam um Generalsekretär Leistner wurde die Kampagnen-Thematik beim Runden Tisch zwar zur Kenntnis gebracht, die Verbandsspitze spricht nun dennoch von Vertragsbruch. Zudem wird moniert, dass der Kontrakt mit Mercedes, ebenso wie im Falle von Jacques Lemans davor, niemals vorgelegt worden sei – eine weitere Bestimmung im Athletenvertrag, die laut ÖSV missachtet wurde. Präsident Schröcksnadel wird nun die Landespräsidentenkonferenz des Skiverbandes mit der Thematik befassen.

Schröcksnadel droht mit Konsequenzen

Schröcksnadel hat sich bisher aus dem Clinch mit Fenninger bewusst herausgehalten, aber jetzt sieht er sich  zum Handeln gezwungen. "Sollte die Kampagne sofort eingestellt werden, ist noch eine Gesprächsmöglichkeit da, ansonsten wird es Konsequenzen geben", sagte er gegenüber Austria Presse Agentur. Im letztwöchigen "Friedensgipfel" seien laut Schröcksnadel "Kampagnen expressis verbis ausgeschlossen worden". Mobilitätspartner des ÖSV ist Audi, laut Konkurrenzklausel ist eine Kooperation dieser Art mit Mercedes für Fenninger nicht möglich.

Pum ist "fassungslos"

Und auch ÖSV-Sportdirektor Hans Pum meldet sich nun zu Wort: Er sei "eigentlich fassungslos" ob des erschienenen Inserats. "Ich bin wirklich enttäuscht, dass nach dem wirklich langen und guten Gespräch, in dem alle Punkte und Missverständnisse ausgeräumt wurden .... so eine Aktion passiert. Das ist ein Vertrauensbruch. Ich bin maßlos enttäuscht."

Man habe in der gemeinsamen Aussprache in der vergangenen Woche sehr viele Zugeständnisse gemacht und sei einen Schritt entgegengekommen. "Ich glaube, das versteht nun jeder, dass diese Aktion ein Schritt zu weit war. Jetzt wird man im ÖSV, auch im Präsidium, überlegen, was die nächsten Schritte sein werden." Man wolle, dass Anna Fenninger erfolgreich sein könne, aber man habe im Verband ein Reglement, das eingehalten werden müsse.

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