Unten stehend lesen Sie den genauen Wortlaut der Antwort des ÖSV auf das Mail von Anna Fenninger:

Zum Schreiben von Anna Fenninger, das über eine deutsche E-Mail-Adresse an die Presse gelangt ist, stellt der ÖSV fest: Anna Fenninger kann sich so wie jeder Aktive des Österreichischen Skiverbandes selbstverständlich von Personen ihrer Wahl beraten lassen. Demzufolge hat der ÖSV auch nicht von Anna Fenninger verlangt sich von ihrem Berater zu trennen.

Im Gegenteil: Der ÖSV hat sogar eine Zusammenarbeit im Rahmen der Reglements und unter Berücksichtigung bestehender Vereinbarungen angeboten. Leider ist das Management von Anna diesem Angebot nicht gefolgt, womit für eine Zusammenarbeit derzeit die Gesprächsbasis fehlt.

Die Leistungen von Anna Fenninger haben im Verband höchste Anerkennung. Nicht verständlich sind dem ÖSV daher ihre Anmerkungen hinsichtlich der sportlichen Betreuung. Anna konnte ihr Talent über lange Jahre im Rahmen der Verbandsbetreuung entwickeln und hat vor allem in den letzten Jahren von einem hochwertigen Betreuungsangebot profitiert, das wohl erheblich zu den von ihr erreichten schönen Erfolgen beigetragen hat. So hat Anna bereits in den letzten Jahren über einen Individualtrainer verfügt.
Erweiterte Individualbetreuung obliegt der Beurteilung der sportlichen Leitung, kann aber nicht zu Lasten des gesamten Teams gehen. Ultimative Aufforderungen über die Öffentlichkeit sind zudem nicht der richtige Weg.
Aufwendungen, welche die Möglichkeiten des Verbandes übersteigen, sind grundsätzlich vom jeweiligen Aktiven, in diesem Fall also von Anna Fenninger oder ihrem Management, zu finanzieren.
Der Österreichische Skiverband betreut zahlreiche verschiedene Sparten und muss daher Gesamtinteressen vor Einzelinteressen stellen, da der Großteil der benötigten Mittel für den Spitzensport über Partner, Sponsoren und Verkauf von Rechten, und nicht durch die öffentliche Hand, finanziert wird.

Kriechbaum nimmt Stellung

Via Sky Sport News HD nahm auch Damen-Cheftrainer Jürgen Kriechbaum zur Causa Stellung. "Es hat mich schon sehr überrascht, vor allem, dass das auf einmal in der Öffentlichkeit ist. Die Sache hat sich schon lange aufgebaut. Letztendlich geht es um eine Sonderbetreuung, die sich Anna wünscht. Anna hat derzeit bereits einen Individualbetreuer und somit schon eigentlich mehr als jede andere im Team. Es ist gar nicht so einfach, zusätzliches Budget dafür zu finden. Ein Betreuer kostet, je nachdem, was er verdient, an die 100.000 Euro. Dieses Geld bräuchte es und das ist im Moment nicht da."

 Jürgen Kriechbaum weiters  . . .

...über von Fenninger angekündigte "drastische Maßnahmen": "Ich kann darüber gar nichts sagen, ich weiß nicht wirklich, was sie damit meint. Sie hat mit Rücktritt gedroht. Ich kann das nicht einschätzen, was sie damit gemeint hat."

ÖSV-Damen-Cheftrainer Kriechbaum
ÖSV-Damen-Cheftrainer Kriechbaum © GEPA pictures

...auf die Frage, ob er Angst habe, Fenninger zu verlieren: "Die Angst ist natürlich da. Es ist sehr, sehr unangenehm, wenn es im Management Zwistigkeiten gibt und man das Gefühl hat, dass in Richtung sportlicher Ebene urgiert wird. Wir haben eigentlich bis dato ein sehr, sehr gutes Verhältnis. Unser Ziel war, gemeinsam Erfolg zu schaffen, was mit solchen Diskussionen in Frage gestellt wird. Sie ist unsere beste Läuferin, hatte gerade in den letzten zwei Jahren riesengroßen Erfolg und auch irgendwie eine Sonderstellung. Deshalb hat sie auch eine Sonderbehandlung bekommen. Was darüber hinausgeht, liegt nicht in meinem Bereich und kann ich auch kaum bewerkstelligen."

...über die angebliche Forderung des ÖSV, dass sich Fenninger von ihrem Manager Klaus Kärcher trennen solle: "Offensichtlich hat dieses Verhältnis ÖSV/Klaus Kärcher schlecht funktioniert, aus welchem Grund auch immer. Wenn man natürlich dann einen zusätzlichen Individualbetreuer haben will, müsste dieses Verhältnis viel besser laufen. Dann könnte sie noch größeres Entgegekommen erwarten."

...über die Position des ÖSV: "Mit so einem E-Mail ist es nicht besonders einfach, zu einer Lösung zu kommen. Da wird einem die Rute ins Fenster gestellt und man nimmt damit jede Verhandlungsgrundlage. Insofern kann ich das nicht einschätzen, aber besonders gut schaut´s nicht aus."

...über seine Rolle in diesem Konflikt: "Ich habe immer schon versucht, vermittelnd aufzutreten, aber dann gemerkt, dass man sehr tief in das Ganze hineingezogen wird. Das ist nicht in meinem Interesse."

...auf die Frage, ob es eine Lösung geben kann, sollte Fenninger nicht bereit sein, sich von ihrem Manager zu trennen: "Die Lösung wird sein, dass man versucht, mit dem aktuellen Betreuungsangebot das Beste zu machen. Ich denke, das ist auch sehr, sehr gut."

...auf die Frage, ob dies bedeute, dass man Fenninger den zweiten Individualtrainer zugestehen werde: "Das würde ich so nicht sagen, weil das Budget dafür im Moment nicht da ist. Für mich würde das heißen, in einem anderen Bereich einen Trainer zu kürzen. Das wird nicht gehen. Ich kann nicht im Europacup einen Trainer wegnehmen und bei der Anna einen zweiten dazutun. Das funktioniert so nicht. Insofern sind mir die Hände gebunden. Wir bräuchten dafür Sonderbudget und das ist dafür nicht da."

...auf die Frage, ob er persönlich enttäuscht sei: "Eigentlich nicht. Wenn man das E-Mail liest, wird das schwer von ihr persönlich geschrieben worden sein. Ich glaube, dass sie in eine Situation hineingerät, die sie selbst nicht unbedingt will. Da trägt möglicherweise auch ihr Management Mitverantwortung dafür. Sie hat sich das so ausgesucht. Letztendlich haben wir versucht, ihr von der sportlichen Seite die bestmögliche Betreuung zu geben. [...] Wir hatten immer eine gute Stimmung innerhalb der Mannschaft. Das sollte auch so bleiben, was auch immer da weiter passiert."