Als große Siegerin, ohne im abschließenden Slalom überhaupt gefahren zu sein, ist Anna Fenninger aus dem ersten Alpin-Weltcup-Wochenende nach der WM hervorgegangen. Mit ihrem Riesentorlauf-Sieg am Samstag und dem Doppel-Aus für Tina Maze hat die Österreicherin in Maribor 100 Punkte auf die führende Slowenin wettgemacht. Elf Rennen vor Schluss liegt Fenninger nur noch 84 Zähler hinter Maze.

Die Situation erinnert sehr an das Vorjahr. Damals hatte Fenninger nach Gold und Silber bei Olympia in Sotschi ebenfalls eine sehenswerte Aufholjagd im Weltcup gestartet und wurde am Ende mit der ersten großen Kristallkugel belohnt. Im Duell der beiden Doppel-Weltmeisterinnen von Beaver Creek scheint Fenninger auch nun das Momentum auf ihrer Seite zu haben. Die zuletzt etwas müde wirkende Maze hingegen muss vor allem darauf bauen, dass sie zwei Slaloms mehr im Talon hat als die Österreicherin.

Denn in allen anderen Disziplinen fahren die aktuelle Leaderin und die Weltcup-Titelverteidigerin aus Salzburg auf Augenhöhe, das zeigt auch die bisherige Saisonbilanz. Maze hat zwar dank des Slaloms in Levi drei Siege und damit einen mehr als die Österreicherin, Fenninger aber neben ihren RTL-Erfolgen in Sölden und Maribor gleich sechs zweite Plätze vorzuweisen und mit insgesamt acht Podestplätzen einen mehr als Maze.

Gedreht hat sich alles in den jeweils zwei Rennen vor und nach der WM. Vor St. Moritz lag Maze noch gewaltige 331 Punkte vor der Salzburgerin. Doch schon dort machte Fenninger mit ihren beiden zweiten Plätzen viel Boden gut, weil Maze im Engadin über Platz 18 in der Abfahrt nicht hinauskam und im Super-G disqualifiziert wurde.

Mit ihrem Doppel-Ausfall beim Heimauftritt in Maribor hat die wie Fenninger dreifache WM-Medaillengewinnerin Maze im Weltcup nun drei "Nuller" in Folge produziert. Fenninger hat diese Chance genutzt und ihren Rückstand mit den Plätzen 2 - 2 - 1 um 247 Punkte auf 84 Zähler Rückstand reduziert, obwohl sie im Slalom nicht mehr antritt.

"Anna wirkt im Kopf sehr frei und fährt derzeit auch sehr gut Ski", gab sich auch Fenningers Trainer Meinhard Tatschl nach den jüngsten Trainings auf der Reiteralm und am Montag in Flachau zuversichtlich für die kommenden Wochen. Auch der Kärntner fühlt sich an das Vorjahr erinnert, warnte aber gleichzeitig: "Maze hatte in Maribor auch Pech, die wird sich sicher wieder erfangen."

Jetzt schon auf den Weltcup zu schielen, sei auf jeden Fall das falsche Rezept. "Was Tina passiert ist, kann auch uns passieren. Etwas Pech im Rennen oder mit dem Wetter und schon ist wieder alles anders", warnte der Coach. "Anna muss weiter Vollgas Ski fahren, wir konzentrieren uns ganz auf uns selbst."

Die kommenden vier Wochen mit den elf geplanten Rennen in Bansko (3), Garmisch-Partenkirchen (2), Aare (2) und Meribel (4/Finale) werden zeigen, wer von den beiden Weltcup-Anwärterinnen den längeren Atmen hat. Weiter geht es für den Damen-Tross schon am Mittwoch und zwar gemeinschaftlich per FIS-Charterflug von Salzburg nach Bansko.

In Bulgarien stehen am Freitag (Ersatz für Bad Kleinkirchheim) und Samstag jeweils ein Super-G sowie am Sonntag die erste Alpine Kombination des Weltcup-Winters mit Super-G und Slalom an. Bei der WM hatte Maze vor Nicole Hosp, Michaela Kirchgasser und Fenninger Kombi-Gold geholt, allerdings war dort der Slalom mit der Abfahrt kombiniert worden. Tatschls Bedenken: "Im Super-G kann Anna nicht so viel Zeit auf die Slalom-Spezialistinnen gut machen wie in einer Abfahrt."