Jansrud war der einzige Pilot, der annähernd mit Nyman mithalten konnte. Damit hat Jansrud auch Platz eins im Gesamt-Weltcup übernommen. Vor dem Super-G in Gröden am Freitag (12.15 Uhr) führt er 52 Punkte vor dem Salzburger Titelverteidiger Marcel Hirscher.

Der drittplatzierte italienische Lokalmatador Dominik Paris hatte bereits 1,15 Sekunden Rückstand. Österreichs Abfahrern gelang der erhoffte Befreiungsschlag nicht. Olympiasieger Matthias Mayer landete auf Rang sieben, Hannes Reichelt wurde Elfter. Georg Streitberger und Romed Baumann folgten auf den Plätzen 15 und 17.

Schwer gestürzt ist Florian Scheiber. Der Tiroler krachte in der Ciaslat-Wiese, die angesichts der vielen Wellen einem echten Rodeo-Ritt glich, in den Fangzaun. Scheiber kam insgesamt noch relativ glimpflich davon, der 27-Jährige zog sich eine Gehirnerschütterung, Abschürfungen im Gesichtsbereich und Prellungen der linken Brust- bzw. Beckenhälfte zu. Das haben die Röntgen- und CT-Untersuchungen am Freitag in Bozen ergeben. Zur weiteren Beobachtung wurde Scheiber danach in die Uni-Klinik Innsbruck gebracht.

Der strahlende Sieger hieß einmal mehr Nyman, der mit der niedrigen Startnummer sieben zum Sieg raste. "Wenn ich nach Gröden fahre, dann lacht jedes Mal mein Herz. Hier weiß ich einfach, was zu tun ist", sagte der US-Amerikaner. Über sein Erfolgsgeheimnis bei diesem Rennen meinte Nyman: "Seit meiner Kindheit haben wir in den USA genau das trainiert, was man hier braucht: Springen und Wellen fahren."

Dank dieser Qualitäten bezwang Nyman selbst Jansrud, der sich aber weiter in absoluter Topform befindet und nach wie vor die Nummer eins im Abfahrts-Weltcup ist. "Man hat schon im Training gesehen, dass Steven hier gut in Form ist. Das ist einfach seine Lieblingsstrecke. Meine Fahrt war aber auch ganz gut", erklärte Jansrud.

Mayer war auf dem besten Weg, den ersten österreichischen Podestplatz in der Gröden-Abfahrt seit 2010 zu holen. Doch bei der Ausfahrt Ciaslat ließ der Kärntner den möglichen dritten Platz liegen. "Ich hab die Kampflinie probiert, aber es ist leider nicht aufgegangen. Das ist sehr ärgerlich, denn der dritte Platz war in Reichweite", bilanzierte Mayer.

So wie fast alle Konkurrenten büßte Mayer im oberen Abschnitt weit mehr als eine halbe Sekunde auf Nyman ein. Danach herrschte großes Rätselraten. "Keine Ahnung warum, aber wir müssen es herausfinden", sagte Mayer. Die Videoanalysen wurden von Mayer und Co. mit Spannung erwartet.

Reichelt wusste hingegen ganz genau, warum er nicht schneller war. "Ich habe drei schwere Fehler gemacht. Und wer solche Schnitzer macht, der kann nicht ganz vorne mitfahren. Positiv ist, dass der Speed passt", berichtete der Salzburger. Den entscheidenden Fehler machte Reichelt wie Mayer bei der Ciaslat-Ausfahrt.

Bis zur Ciaslat stark unterwegs war auch Baumann. "Was da heute für mich drinnen war, darüber will ich gar nicht nachdenken", meinte der Tiroler verärgert. Wie seine Kollegen zog aber auch Baumann den Hut vor der Arbeit der Veranstalter, die trotz der allgemeinen Schneearmut eine spektakuläre Abfahrt hingezaubert hatten.

Der berühmte Kamelbuckel-Sprung ging sogar bis zu 70 Meter weit. "Fünf Meter weiter und du kannst deine Sportartikel im Graben zusammensuchen", meinte Baumann, der von einem "gewaltigen Luftstand" sprach.

Trotz guter Haltungsnoten und Teilzeiten blieben die Österreicher damit auch in der dritten Saisonabfahrt ohne Podestplatz. In Lake Louise war Reichelt als Bester Neunter gewesen, in Beaver Creek Max Franz als Siebenter. Bezüglich Gröden gab es jedoch zumindest einen leichten Aufwärtstrend, denn 2012 und 2013 war man sogar ohne Top-Ten-Ergebnis geblieben.

"Mit dem Ergebnis sind wir natürlich nicht zufrieden", meinte ÖSV-Sportdirektor Hans Pum. "Mayer und Reichelt wären aber ohne ihre Fehler vorne dabei gewesen", stellte Pum fest.