Sie fahren am Sonntag, 16. November, zum sechsten Mal den Slalom Levi. Zwei Mal standen Sie auf dem Podest, drei Mal schienen Sie nicht in der Ergebnisliste auf. Ihr Gefühl für das erste Saison-Rennen?
MARIO MATT: Auch wenn ich erst im September mit dem Schneetraining begonnen habe, fühle ich mich bestens vorbereitet. Wir sind jetzt seit einer Woche im hohen Norden und ich bin froh, dass es endlich ein Rennen gibt.
Die Damen meinten, in Levi gibt es zwei Rennen in einem. Ein flaches und ein steiles. Ist das auch Ihre Meinung?
MATT: Der Hang zählt zu den leichteren. Von zwei Rennen zu sprechen, ist vielleicht doch etwas übertrieben. Aber du musst hier von oben bis unten zwei perfekte Läufe absolvieren, wenn du vorne mitreden willst.
Sie haben Olympia-Gold geholt, Sie sind inzwischen 35 Jahre jung. Dass Sie wieder nach Finnland reisen, war nach der vergangenen Saison nicht zu erwarten. Richtig?
MATT: Ich habe mir lange Zeit zum Nachdenken genommen, ob ich meine Karriere fortsetze oder nicht. Am Ende gab es zwei Dinge, die mich zum Weitermachen bewegt haben: Erstens habe ich auf mein Gefühl gehört, zweitens auf meine Freundin. Im Urlaub habe ich mit Andrea lange geredet und mir dann ihre Zustimmung geholt. Die war für mich ganz wichtig.
Sich mit 35 Jahren und Ihren Erfolgen nochmals aufzuraffen und das harte Training durchzuziehen ist bewundernswert. Wo nehmen Sie die Motivation her?
MATT: Jede Saison beginnt für jeden von uns wieder bei Null. Wenn du dann trainierst und die Schwünge nicht passen, ist das für mich die beste Motivation. Ich will den Schwung so fahren, wie ich es mir vorstelle. Das gelang erst hier im hohen Norden.
Ihr Körper ist von den vielen Jahren im Ski-Zirkus geschunden. Macht der noch alles mit?
MATT: Es geht ganz gut. Kleine Wehwehen sind da, klarm aber die lassen sich mit Therapien ganz gut kompensieren.
Der Ansturm der Jungen wird ständig größer. Ein Problem?
MATT: Nein, denn im Slalom ist Erfahrung ein großer Vorteil. Ich brauche auch nicht mehr so viel Training wie die Jungen. Was aber immens wichtig ist, sind die Materialtests. Da ging bei meiner Ski-Firma auch heuer wieder ein großes Stück weiter.
Sie sind Slalom-Olympiasieger, Slalom-Weltmeister, aber die kleine Torlauf-Weltcup-Kugel haben Sie noch nie gewonnen. Ist das heuer Ihr großes Ziel?
MATT: Eine kleine Kugel lässt sich nicht planen. Wenn du in der ganzen Saison gut fährst, kommt die von selbst. Daher macht es auch keinen Sinn, sich schon vor dem ersten Rennen darüber Gedanken zu machen.
Viel Gedanken machen Sie sich aber über Pferde. Kann man sagen, sie sind Ihr Leben?
MATT: Das kann man so sagen. Ich werde den Rest meines Lebens mit den Tieren verbringen. Ich arbeite jetzt seit zwölf Jahren mit den Vollblut-Arabern. Meine Zuchtstuten, die Fohlen, Freizeit- und Reitpferde genießen nun schon einen guten Ruf in der Szene.
Sie züchten Pferde, heißt das, Sie sind auch viel in Sachen Pferdezucht unterwegs?
MATT: Wenn du auf dem Gebiet etwas erreichen willst, musst du sehr viel auf Zuchtschauen unterwegs sein, Kontakte mit anderen Züchtern pflegen. Auch bei der Pferdezucht geht es ohne Verbindungen nicht.
Versorgen Sie die Tiere im Stall auch wirklich selbst?
MATT: Wenn ich zu Hause bin, ist der Stall mein zu Hause. Nach jeder Trainingseinheit, die ich in der Umgebung von Flirsch absolviere, gehe ich in den Stall.
Da Sie Profi auf Schnee und mit Tieren sind, gibt es Gemeinsamkeiten zwischen den doch so unterschiedlichen Berufen?
MATT: Sehr viele sogar. In beiden Bereichen musst du mit Herz bei der Sache sein, du musst jeden Tag dafür leben, du musst in beiden Fällen auf alles vorbereitet sein. Und es zählt nur der Beste.
Noch einmal zurück zum Skisport. Im österreichischen Team stehen die besten Slalom-Fahrer der Welt. Bringt das einen Vorteil vor den Rennen?
MATT: Schon, bei uns können alle sehr schnell sein. Wenn du dann im Training dabei bist, weißt du, du kannst auch in den Rennen vorne mitfahren. Es wäre schön, wenn mir das in Levi gelingen würde. INTERVIEW: JOSCHI KOPP