Tina Maze hat den letzten Slalom der laufenden Weltcupsaison in Lenzerheide am Freitag knapp vor Marlies Schild gewonnen und damit den 30. Weltcup-Sieg der Österreicherin vereitelt. Die Slowenin, nach dem ersten Lauf Dritte, fing die Halbzeitführende Schild, die ihren Sieg in der Sparten-Wertung bereits vor dem Rennen fix hatte, noch um 5/100 Sekunden ab. Rang drei ging an die Slowakin Veronika Zuzulova (+0,64 Sek.).

Der alpine Schiweltcup bei den Damen hat sein Herzschlagfinale. Nach dem Slalom am Freitag und vor dem die Saison beschließenden Riesentorlauf am Samstag in Lenzerheide (Schweiz) hat die Deutsche Maria Riesch nur drei Punkte Vorsprung auf die US-Amerikanerin Lindsey Vonn. Der Tagessieg ging an sie Slowenin Tina Maze, die sich bei ihrem ersten Torlauferfolg 5/100 Sekunden vor Halbzeitleaderin Marlies Schild durchgesetzt hatte, die als Kugelgewinnerin bereits festgestanden war.

Vonn hatte Riesch am Mittwoch in der Abfahrt die Führung im Gesamtweltcup um 27 Punkte abgenommen, der Super-G war dem Wetter zum Opfer gefallen. Im Slalom überholte Riesch mit Rang 4 gegenüber Platz 13 von Vonn die große Konkurrentin wieder. "Es war eine Zitterpartie, ich habe oben gleich ein bisserl das Gleichgewicht verloren und den Schwung auch. Und der Zielhang war auch nicht mehr gut. Mit dem vierten Platz bin ich zufrieden, aber die zwei Hundertstel auf Platz drei sind ärgerlich", meinte Riesch, die knapp von der Slowakin Veronika Zuzulova vom Podest gestoßen worden war.

Nur eine Devise

Für das finale Rennen gibt es nur noch eine Strategie: "Vollgas. Dann brauchst nicht mehr groß zu taktieren oder rechnen. Dass es so eng her geht, ist brutal. Das macht es auch für die Zuschauer zu etwas Besonderen", weiß Riesch. Sie sei locker gewesen und hoffte, dass sie auch am Samstag eine ähnliche Tagesform haben werde. Die Athletin aus Garmisch-Partenkirchen blickt auf eine gute Riesentorlauf-Saison zurück, zuletzt in Spindleruv Mlyn war sie aber nur 29. geworden, während Vonn als Dritte auf das Podest gekommen war. "Geht es nach den letzten Ergebnissen, schaut es für Lindsey besser aus. Auf die ganze Saison über gesehen, war ich stärker. Es ist wirklich spannend."

Trotz Führung hofft Riesch auf ein Rennen am Samstag, die Wettervorhersagen sind wieder nicht allzu gut. "Wenn man so einen knappen Vorsprung hat und dir der Gesamtweltcup dann praktisch geschenkt wird, ist das zwar der Sieg, aber es hängt dann ein Schatten drüber", sagte die 26-Jährige. Die gleichaltrige Vonn hofft wohl noch ein bisschen mehr, immer noch hadert sie mit der Super-G-Absage. "Das war meine große Hoffnung, meine beste Disziplin. Ich war so enttäuscht, ich kann nur hoffen, dass sie morgen auch so viel für den Riesentorlauf arbeiten wie für den Slalom heute."

Der Slalom begann wegen der Neuschneemengen und weichen Verhältnisse erst mit mehr als zwei Stunden Verspätung, beide Durchgänge wurden auf dem selben gesteckten Kurs ausgetragen. "Es war sehr schwierig mit der späten Nummer, das war ein bisserl unfair und ich war ziemlich böse. Ich habe gekämpft und alles gegeben, leider war das nicht genug", konnte die dreifache Gesamtweltcupsiegerin Vonn den Frust nicht verhehlen. "Morgen ist alles möglich - aber dazu müssen wir auch ein Rennen haben."

Bei den bisher zwei knappsten Entscheidungen im Gesamtweltcup der Damen waren ebenfalls jeweils drei Punkte entscheidend gewesen. 1979 hatte sich Annemarie Pröll (AUT) vor Hanni Wenzel (LIE) durchgesetzt, 2005 in Lenzerheide Anja Pärson (SWE) gegen Janica Kostelic (CRO).

Schild erstmals geschlagen

Die sechsfache Saisonsiegerin und Weltmeisterin Schild wurde erstmals in diesem Winter in einem Rennen, das sie beendet hat, auch besiegt. "Ich habe im zweiten Lauf mit Müh' und Not einen Ausfall vermieden. Es ist dennoch ein gutes Ergebnis. Ich hoffe, dass morgen das Wetter passt, und will noch eine gute Leistung bringen", sagte die Salzburgerin. Auf Platz sechs landete Kathrin Zettel, Michaela Kirchgasser wurde an ihrem 26. Geburtstag Achte, die weiteren ÖSV-Läuferinnen blieben ohne Punkte.

Schilds Lebensgefährte Benjamin Raich verfolgte das Rennen im Zielraum mit - auf Krücken. "Normalerweise gehe ich ohne, aber bei dem Gelände hier geht das nicht", sagte der Pitztaler, der sich am 16. Februar im WM-Teambewerb einen Riss des linken vorderen Kreuzbandes, einen Knorpelabbruch des äußeren Schienbeinkopfes und einen Teileinriss des äußeren Meniskus zugezogen hatte. "Es geht mir gut, es läuft alles nach Plan", erzählte er von seinem Weg zurück.

Groß war der Jubel bei der 27-jährigen Maze über den elften Weltcupsieg, den ersten in dieser Disziplin: "Mein Wunsch war, einmal in Reichweite von Marlies zu kommen. Nach dem ersten Durchgang war ich sieben Zehntel zurück, ich habe mir dann gedacht, im zweiten ist alles möglich. Die Piste war nicht mehr perfekt, aber ich habe voll attackiert", erklärte die Riesentorlauf-Weltmeisterin, die sich in der Schweiz sehr wohl fühlt.

Im Kampf um die kleine Kristallkugel im Riesentorlauf hat die Deutsche Viktoria Rebensburg 77 Zähler Vorsprung auf die Französin Tessa Worley.