Marlies Schild ist am Freitag in Zwiesel eine perfekte Generalprobe für die kommenden alpinen Schi-Weltmeisterschaften in Garmisch-Partenkirchen geglückt. Die 29-jährige Salzburgerin gewann auf dem Großen Arber den fünften von sieben bisherigen Saison-Slaloms und übernahm auch wieder die Führung im Disziplinweltcup. Im Kampf um ein WM-Ticket sind auch die Chancen von ihrer kleinen Schwester Bernadette (Zwölfte) stark gestiegen.

Nach dem ersten Lauf Dritte zündete Marlies Schild nach der ersten Zwischenzeit des Finales den Turbo und brauste mit Laufbestzeit und 1,78 Sekunden Vorsprung auf die Finnin Tanja Poutiainen ins Ziel. Die Slowakin Veronika Zuzulova kam der Österreicherin noch bis auf 0,68 Sekunden nahe, doch Halbzeitleaderin Maria Pietilä-Holmner aus Schweden fiel auf Rang acht zurück, womit der nächste Schild-Triumph perfekt war.

Ausfall - wie in Aspen und Flachau - oder Sieg - wie in Levi, Courchevel, Semmering, Zagreb, Zwiesel - lautet die Bilanz von Schild in dieser Saison. Den Erfolg am Freitag hat sie allerdings verblüfft zur Kenntnis genommen, hatte sie doch einen fehlerhaften ersten ("Hat sich nicht gut angefühlt") und ebenfalls nicht sauberen zweiten Lauf. "Ich hatte oben einen Fehler und dachte, es ist vorbei. Dann habe ich riskiert und Gas gegeben", schilderte Schild ihre zweite Fahrt. "Kämpfen bis zum Schluss war heute das Wichtigste. Es war sehr schwierig, windig und die Sicht nicht gut. Du hast das Eis bei den Toren glänzen sehen."

Über die Rolle als Topfavoritin für die WM ist sie nicht unglücklich: "Ich gehe lieber mit der Favoritenrolle hin als anders." Nach dem Ausscheiden in Flachau tue ihr das Ergebnis "schon gut", sie habe wieder ein richtig gutes Gefühl fürs Rennfahren bekommen. Es war der 28. Weltcup-Sieg ihrer Karriere, der bereits 26. im Torlauf. In der Slalomwertung hat Schild die Führung zurückerobert, liegt nun mit 500 Zählern 40 Punkte vor Poutiainen und 80 vor der Deutschen Maria Riesch, die im Heimrennen ausschied.

"Sehr, sehr großer Rückstand" für Zettel

Zweitbeste ÖSV-Dame wurde Kathrin Zettel als Sechste - allerdings bereits mit 2,76 Sekunden Rückstand. "Der Platz ist einigermaßen okay, der Rückstand aber schon sehr, sehr groß", sagte die Niederösterreicherin, die ebenfalls mit den Bedingungen zu kämpfen hatte. Nur 19 von 30 Läuferinnen des zweiten Durchganges wurden klassiert, als dritte Österreicherin kam Bernadette Schild auf Rang 12. "Ich wollte nur ins Ziel kommen, an die WM habe ich nicht gedacht", sagte die 21-Jährige.

Neben Marlies Schild und Zettel gilt Nicole Hosp als dritte WM-Fixstarterin. Die Tirolerin schied aber ebenso aus wie Michaela Kirchgasser, die wie die jüngere Schild eine Anwärterin auf den vierten Startplatz in Garmisch-Partenkirchen ist. Hosp war "angezipft" und sprach von einer "schlechten Generalprobe", Kirchgasser schüttelte nach der fünften Saison-Nullnummer den Kopf: "Ich kann nur hoffen, dass ich eine Chance bekomme. Die Trainer wissen, dass ich schnell bin. Aber heute habe ich mich nicht von der besten Seite präsentiert."

Nicht am Start war die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die am Mittwoch im Training gestürzt war und sich den Kopf hart angeschlagen hatte. Eine CT-Untersuchung brachte zwar Entwarnung, jedoch hatte die WM-Titelverteidigerin in Abfahrt und Super-G am Donnerstagabend in Zwiesel erklärt, dass sie eine leichte Gehirnerschütterung erlitten und über einen Slalom-Start je nach Befinden des Kopfes kurzfristig entscheiden werde. "Es geht ihr gut und sie könnte auch fahren, aber sie hat sich entschieden, noch einen Tag zu pausieren", teilte der US-Schiverband mit.

Weil Maria Riesch ihre WM-Generalprobe verpatzte, bliebt der Stand im Gesamtweltcup gleich, Riesch hat als Führende nach wie vor 1.232 Zähler auf dem Konto, Kugelverteidigerin und erste Verfolgerin Vonn hält bei 1.087. "Ich bin oben schon nicht so gut in den Rhythmus gekommen", meinte die 26-jährige Riesch und ärgerte sich über den Ausfall vor Heimpublikum. Doch lasse sie sich durch so kleine Rückschläge nicht aus der Ruhe bringen. "Ich weiß, dass ich umso stärker wieder zurückschlagen kann", betonte Riesch. Dagegen wird aber vor allem eine Dame etwas haben: Marlies Schild.