Der Gesundheitszustand des vor zwei Wochen in Kitzbühel so schwer gestürzten Schirennfahrers Hans Grugger verbessert sich kontinuierlich. Der 29-Jährige ist inzwischen aus dem künstlichen Tiefschlaf erwacht und kommuniziert mit Ärzten und Angehörigen. Alexandra Kofler, ärztliche Direktorin des Landeskrankenhaus Innsbruck, sprach deshalb am Mittwoch bei der Informations-Pressekonferenz für die Medien von "wirklich erfreulichen Nachrichten". Gruggers Aufwachphase nach Notoperation und einer Woche im künstlichen Tiefschlaf hatte fünf Tage gedauert. "Aktuell ist Grugger wach. Er spricht mit uns, aber deutlich verlangsamt. Er weiß, wer er ist, er kennt seine Daten, etwa mit welchen Schi er fährt", berichtete Claudius Thome, Direktor der Universitätsklinik für Neurochirurgie, am Mittwoch.

"Hallo" zu seinen Eltern

Grugger habe auch seine Familie erkannt. "Komplexes Denken ist noch nicht möglich, das ist aber normal. Er hat klar ein hirnorganisches Psychosyndrom." Als erstes habe Grugger "Hallo" zu seinen Eltern sowie zur Lebensgefährtin Ingrid Rumpfhuber gesagt. Grugger hatte bei seinem Sturz lebensgefährliche Verletzungen erlitten, diese aber vor allem dank seiner hervorragenden Kondition überlebt. "Herr Grugger hat ein schweres Schädelhirntrauma mit einer subtoralen Blutung zwischen Hirn- und Schädelknochen erlitten. Das war für das akute Koma verantwortlich", berichtete Thome nun.

Sofort nach der Einlieferung in die Innsbrucker Klinik war der verunglückte Sportler deshalb damals notoperiert worden. Dabei wurde durch die Oberärztin Ilse Laimer der Schädelknochen entfernt, um den Druck durch die Schwellung zu lindern. Anschließend wurde der Patient im künstlichen Tiefschlaf gehalten. "Der Patient war gleich überraschend stabil", sagte Thome. Überraschend deshalb, weil der Salzburger Skirennfahrer neben dem Schädelhirntrauma auch eine Verletzung der beim Sturz eingerissenen Halsschlagader, zwei Brüche der Halswirbelsäule, die nicht verschoben sind und dadurch keiner Operation bedingen, Rippenbrüche sowie eine Lungenquetschung erlitten hatte. Oft komme es, vor allem was den Gehirndruck betreffe, in solchen Phasen zu Komplikationen. "Er hat dies aber alles gut verarbeitet", berichtete Thome.

Eine weitere Woche auf der Intensivstation

Vor allem aufgrund seiner guten Kondition, habe der Sportler viel wegstecken können, hieß es. "Das Risiko zu sterben, liegt laut Erfahrungswerten bei 40 bis 50 Prozent", machte Thome nochmals die Schwere der Verletzungen Gruggers deutlich. "Relativ viele Patienten bleiben anhaltend behindert, zum Teil sogar schwerbehindert." Doch die Ärzte sind zuversichtlich, dass der Salzburger den Sturz ohne Spätfolgen überstehen wird. Thome: "Genaues kann man aus heutiger Sicht aber nicht sagen." Laut dem Arzt können die vielen schwerer Verletzungen bei Komplikationen nach wie vor lebensbedrohlich sein. Der Salzburger wird deshalb voraussichtlich noch eine weitere Woche auf der Intensivstation der Neurochirurgie bleiben. Dann wird mit der Rehabilitation und physikalischer Therapie begonnen.

Genauere Untersuchungen zeigten, dass Grugger im rechten Bein eine Minderbewegung aufweist. "Typischerweise regeneriert sich dies aber von selbst", berichtete der behandelnde Arzt, der aber nicht sagen wollte, wann der Salzburger endgültig die Klinik verlassen kann. Der Heilungsprozess wird Wochen bis Monate dauern. Thome abschließend: "Derzeit ist jeder Tag ohne Komplikationen ein guter Tag." Gruggers Lebensgefährtin Ingrid Rumpfhuber erzählte, dass es für sie gut sei zu wissen, dass ihr Hans kleine Fortschritte mache. "Aber eigentlich geht es mir nicht ganz so gut. Ich schaffe es aber zu verkraften, dass es derzeit so ist, wie es ist", sagte die ehemalige ÖSV-Rennläuferin, die den Sturz live im Fernsehen gesehen hatte und sofort in die Innsbrucker Klinik gefahren war. Über die Zukunft wollte die ehemalige Speedfahrerin nicht sprechen. "Ich denke nicht nach, was in einigen Wochen oder Monaten sein wird."

Über Sicherheit im Schisport wollten die Ärtze nicht sprechen. "Ich bin kein Sicherheitsexperte", sagte Thome. "Aber die Schifahrer von heute sind für uns die Motorradfahrer von vor 15 Jahren. Die Helme sind den Anforderungen nicht gewachsen."