Maria Riesch hat die perfekte Antwort auf Lindsey Vonns Auftaktsieg in Cortina gegeben. Einen Tag nach Platz neun im Super-G gewann die deutsche Weltcup-Leaderin am Samstag bei strahlendem Sonnenschein erstmals die klassische Cortina-Abfahrt überlegen 0,91 Sekunden vor Julia Mancuso (USA). Vonn wurde Dritte, obwohl sie beinahe stürzte und sich dabei womöglich eine Knieblessur zuzog. Andrea Fischbacher verpasste als Vierte und beste Österreicherin das Podium um eine Zehntelsekunde.

Hatte Riesch am Vortag im Super-G ordentlich gepatzt, vermied die wie immer hemmungslos attackierende Vonn am Samstag in der Abfahrt nach einem Verschneider nur haarscharf einen bösen Unfall. "Das Netz kam rasend schnell auf mich zu, das war der größte Schock meiner Karriere", sagte Vonn im Ziel und klagte dort nach ihrem radikalen "Rettunsgmanöver" über Probleme im linken Knie. "Es fühlt sich ein bissl komisch an", meinte die Olympiasiegerin. Dass sie trotz dieses Malheurs noch Dritte wurde, war eine Sensation. Damit sind die jüngsten 14 Abfahrten an Vonn oder Riesch gegangen, die Deutsche "verkürzte" auf 5:9.

Etwas Besonderes

"Seit Lindsey in der Abfahrt so stark ist, sind Abfahrtssiege etwas ganz besonderes für mich", betonte Riesch nach ihrem 18. Weltcupsieg, den 7. in der Abfahrt. Mit ihrem vierten Saisonerfolg baute sie die Weltcupführung auf Vonn wieder auf 165 Zähler aus.

"Die Strecke war gegenüber dem Training deutlich schneller und aggressiver. Heute hatten viele Mädchen Probleme, Lindsey auch", erklärte Riesch über ihre bei der Pressekonferenz wegen eines medizinischen Checks fehlende Freundin. "Lindsey hat schon länger etwas Probleme mit der Innenlage, sie fährt ja immer am Limit. Heute hatte sie wirklich Riesenglück."

Vonn konnte das nur bestätigen. "Dass ich heute nicht schwer gestürzt bin, war Riesenglück. Ich war deutlich schneller als im Training unterwegs, da kann dann eben auch mehr schief gehen", sagte die 26-jährige US-Amerikanerin. "Dass ich trotzdem noch Dritte geworden bin, ist richtig gut."

Fischbacher Vierte

Den ebenfalls fehlerhaften ÖSV-Damen hingegen blieb ein Abfahrts-Podestplatz knapp versagt. Hinter Fischbacher wurde Anna Fenninger Neunte und Elisabeth Görgl Zehnte. "Gestern unten ein Fehler, heute oben. Ich musste richtig quer stellen", ärgerte sich Fenninger. "Im Moment geht's bei mir ohne Fehler offenbar nicht", seufzte die Salzburgerin, während Görgl weniger kritisch mit sich umging. "Im Super-G hatte ich das falsche 'Schuh-Kanting'. Heute hat es mir die Ski verschlagen, ich bin nach dem Tofana-Schuss fast gestürzt", erklärte die Steirerin. "Ohne Fehler ist bei mir aber immer ein Podium drin."

Fischbacher durfte zwar kurz wegen der Untersuchung der Vonn-Fahrt auf einen eventuellen Torfehler auf einen Podestplatz hoffen. Aber auch Platz vier bedeutet das beste Saisonresultat der Super-G-Olympiasiegerin, die Richtung Februar-WM immer besser in Form kommt.

"Zu Weihnachten lief es noch gar nicht. Dann habe ich einige Kleinigkeiten am Material umgestellt, die auch gut für meinen Kopf waren", erklärte die Salzburgerin. "Jetzt freut mich das Skifahren wieder, ich klopfe immer fester am Podium an", gab sich die 25-Jährige zuversichtlich.

Die Cortina-Speed-Woche wird am Sonntag (11.30 Uhr) mit dem Original-Super-G abgeschlossen. Die ÖSV-Damen hoffen erneut auf einen Podestplatz wie am Freitag, als Fenninger Dritte geworden war. "Ohne Fehler ist viel drin", meinte die Salzburgerin. "Von ganz oben ist der Speed um einiges höher und der Super-G sicher schwerer zu fahren als am Freitag, das taugt mir mehr."

Auch Fischbacher ist überzeugt, dass sie ihrer Olympia-Form immer näher kommt. "Mir fehlt lediglich noch der letzte Glaube, dass ich ganz oben stehen kann", erklärte sie. Was sie am Sonntag besser machen muss, lag für "Fischi" auf der Hand. "Am Freitag war ich so rund unterwegs, dass ich praktisch zwei Tore mehr gefahren bin als im Kurs waren", scherzte sie.