Sie versuchen am 6. Jänner mit 33 Jahren in Zagreb zum dritten Mal ein Comeback im Weltcup. Nicht wenige sagen: Der alte Trottel spinnt, warum tut er sich das an? Was antworten Sie denen?

RAINER SCHÖNFELDER: Dass ich noch immer Spaß am Schisport habe, sonst würde ich es nicht machen. Obwohl ich, bedingt durch meine Verletzungen, bei null beginnen musste, taugt es mir. Es kann passieren, dass ich mich in Zagreb nicht für den zweiten Lauf qualifiziere. Selbst im Training gibt's supergute und ganz schlechte Läufe. Da aber die Trainer und ich Fortschritte sehen, wissen wir: Ich kann es schaffen. Deshalb fahre ich.

Nur dieses eine Rennen?

SCHÖNFELDER: Keineswegs. Ich plane, noch viel länger im Zirkus präsent zu sein. Ich habe die Olympischen Spiele in Sotschi 2014 im Auge. Nur weil es bisher noch kein Slalomläufer geschafft hat, mit - sagen wir - 38 Jahren zu gewinnen, heißt das nicht, dass es nicht möglich ist. Ich fahre gerade gegen dieses Klischee.

Sie haben sich mit dem Slalom aber die schwierigste Disziplin ausgesucht, um wieder Fuß zu fassen. Da ist die Dichte doch am höchsten, oder?

SCHÖNFELDER: Vollkommen richtig. Normal muss man verrückt sein, um das so zu machen. Aber das bin ich. Ich komme vom Torlauf und im Flaggenwald habe ich auch am meisten Spaß. Außerdem habe ich es mir noch nie wirklich leicht gemacht.

Das lässt sich nicht abstreiten, wenn man an Ihre Auftritte in der Vergangenheit denkt. Dafür hagelte es oft Kritik.

SCHÖNFELDER: Stimmt, aber das bin ich. Für mich war es immer wichtig, mir selbst treu zu bleiben. Ich muss niemandem gefallen. Das wollen aber viele meiner Kollegen - und das ist ihr größter Fehler.

Können Sie das erklären?

SCHÖNFELDER: Ganz leicht: Bisher gaben immer die Verbände vor, wie sich die Damen und Herren vor den Medien zu präsentieren haben. Diese Schulung gehört überdacht, denn so werden die Medienvertreter automatisch zu den Feinden der Läufer. Sie sind aber genau das Gegenteil - ihr größter Helfer. Ohne sie könnte ich mich nicht präsentieren, nie Geld verdienen. Jeder von uns muss beginnen, umzudenken, sich selbst besser zu präsentieren. Aber nicht irgendwie, nicht künstlich - sondern authentisch.

Sprechen Sie damit auch die unsäglichen Läufer-Interviews nach dem Rennen an?

SCHÖNFELDER: Die sind das Schlimmste überhaupt. Da kauen die Aktiven dem TV-Zuseher noch einmal vor, was er in Zeitlupe schon drei Mal gesehen hat. Gerade in diesen paar Sekunden kann ich, mit individuellen Aussagen, einen bleibenden Eindruck bei den Fans hinterlassen.

Das ist aber nicht jedem so gegeben wie Ihnen ...

SCHÖNFELDER: ...aber jeder hat eine Persönlichkeit, die er darstellen kann und muss. Tut er es nicht, ist er austauschbar, die Leute vergessen ihn schon morgen. Es wäre einmal sehr interessant, die Schi-Pensionisten zu befragen - angeschlossen an einen Lügendetektor - ob sie mit ihrem gesellschaftlichen Status zufrieden sind. Viel zu viele von ihnen haben ihr Leben auf den Schisport reduziert.

Wo sehen Sie sich denn selbst in zehn Jahren?

SCHÖNFELDER: Genau kann ich das nicht sagen. Es ist möglich, dass ich noch immer im Schisport bin oder doch etwas ganz anderes mache. Trainer werde ich aber nie sein.