Im Vorfeld hatte er es schon gesagt. "Eigentlich", hatte Michael Walchhofer erklärt, "gibt es keinen Grund, warum ich auf der Saslong im Super-G nicht schnell sein sollte. Die Strecke müsste mir liegen, nur hab' ich das bis auf einen Sieg nie in Ergebnisse umgemünzt." In seinem letzten Super-G im Grödener Tal zeigte Walchhofer dann, wie gut ihm diese Strecke liegt, wie gut er in Form ist, wie gut er den Schi laufen lassen kann. Es war, vor allem im unteren Teil, eine Demonstration der Stärke - keiner der Konkurrenten, der nach dem Rennen nicht gesagt hätte: "Egal was, gegen den Walchhofer hätte ich eh' keine Chance gehabt."

Und auch der Salzburger selbst sah nach seinem vierten Gröden-Sieg, dem insgesamt 17. im Weltcup, wenig Grund zur Selbstkritik. "Ja, vielleicht war es der beste Super-G, den ich je gefahren bin. Vor allem die Ciaslat-Ausfahrt muss ich sensationell erwischt haben, den ich war fast zu schnell für die folgenden Tore." 0,67 Sekunden lag er am Ende vor dem Sensationszweiten Stephan Keppler aus Deutschland, der als erster Deutscher seit Markus Wasmaier 1991 (!) in einem Super-G aufs Podest kam. Und neben Walchhofer durfte sich Österreich auch über ein enorm starkes Team freuen: Mit Benni Raich, der als Vierter nach seinen Rückenproblemen abermals eine unglaubliche Leistung zeigte, Romed Baumann (5.), Georg Streitberger (9.) und Klaus Kröll (10.) fuhren gleich fünf Fahrer in die Top Ten und bestätigten damit die Topform.

Doch über allen strahlt derzeit Michael Walchhofer. "Ich hab' schon gemerkt, dass die Fahrt gut war. Aber mit einem Sieg hätte ich nicht gerechnet. Dass der Vorsprung so groß ist, überrascht mich." Zum Feiern gab sich der 35-Jährige aber trotzdem wenig Zeit, denn nach dem zweiten Saisonsieg ist er so richtig auf den Geschmack gekommen: Denn in der Abfahrt (12.15 Uhr) winkt der fünfte Sieg in Gröden - das hat noch keiner geschafft. Wie auch den Triumph in Abfahrt und Super-G in einem Jahr.

Nur nicht zu sicher sein

"Das ist natürlich ein Ansporn. Fünf Mal gewinnen, vier Mal Zweiter - das wär schon etwas Besonderes", sagte Walchhofer, der im Moment die nötige Lockerheit ("Das freut mich besonders, dass ich das schaffe") hat. Aber: "Ich muss jetzt aufpassen, dass ich nicht zu selbstsicher und zu übermütig werde. Das kann schnell passieren hier herunter - Risiko muss man nehmen, aber nicht übermütig sein. Denn: Am Start zählen keine Rekorde. da muss man nur gut fahren."