Als das Mikrofon im Pressezentrum ausfiel, bewies Felix Neureuther Humor: "Ja, ich bin sehr zufrieden. Ja, ich freue mich, wieder ein Rennen auf einem klassischen Hang gewonnen zu haben. Und ja, es ist auch etwas Besonderes, dort zu gewinnen, wo mein Vater gewonnen hat", schrie er grinsend in den Raum. Nicht zu Unrecht: Neureuther junior hat nun auf den klassischen Hängen gewonnen, auf denen auch Papa Christian triumphierte: Kitzbühel, Garmisch, Wengen. "Er hat auch woanders gewonnen. Aber ich hoffe ja auch, dass der vierte Sieg nicht mein letzter war", ergänzt er da.

Der "neue" Felix Neureuther hat die Lockerheit gefunden, die dem alten mitunter gefehlt hat. Nicht zuletzt, weil ihn eine Rückenverletzung im Herbst zurückwarf. "Ich war sechs Wochen außer Gefecht, noch dazu Ende Oktober", erzählt Neureuther und ergänzt: "Aber vielleicht hat gerade das mir die neue Lockerheit gegeben hat. Ich hatte nichts zu verlieren."

Neureuther hat im Sommer trotzdem den Spaß, neue Motivation gefunden. Weil "viele kleine Steinchen passen, vom Trainerteam bis zum Material". Und weil er reifer geworden ist: "Ich habe viele Niederlagen einstecken müssen." Reife, die sich auch auf der Piste zeigt: "Ich bin taktisch heuer so gut wie nie." So wie in Wengen, wo er es bisher immer falsch angegangen sei: "Zu ungestüm." Umso größer war die Freude, just im zweiten, von seinem Trainer gesetzten Lauf Hirscher und Kostelic zu schlagen. "Dass der Lauf so schwierig war, zeigt, dass die Trainer Vertrauen in uns haben." Neureuther enttäuschte dieses Vertrauen nicht. Und sagt: "Es tut gut, dass wir Deutschen erfolgreich sind. Uns - und dem ganzen Skisport auch."

Kitzbühel und WM: Jetzt wird's richtig heiß

Kurz war Marcel Hirscher im Ziel der Ärger anzusehen. "Aber nicht darüber, dass ich Zweiter geworden bin, sondern darüber, dass ich einen Fehler gemacht hab'", erklärte er schnell. Und der Ärger dauerte auch "nur fünf Sekunden". Dann hatte er sich mit dem elften Podestplatz der Saison angefreundet, auch das Gute darin gefunden. "Es ist schon gut, dass das auch einmal passiert. Und es ist gescheiter heute als beim übernächsten Slalom - oder beim überübernächsten, wenn man Moskau mitzählt", sagt Hirscher mit einem vielsagenden Lächeln.

Ganz wichtig: "Ein Ergebnis wie am Sonntag relativiert ein bisschen und nimmt mir auch Druck. Wenn es immer nur Bumm-Bumm-Bumm dahingeht, dann glaubt man schnell, das ist eh alles klar", meinte Hirscher, der auch seinem Freund Felix Neureuther den Sieg vergönnt: "Wir haben einige Male gemeinsam trainiert - und er war immer sehr schnell. Mit ihm und vor allem neben Ivica Kostelic, der ja drei Mal in Serie hier gewonnen hat, auf dem Podest zu stehen, ist auch eine Auszeichnung."

Das Leid der Anderen

Eine, die den anderen Österreichern an diesem Tag nicht zuteilwurde. Während Mario Matt nach Platz elf unzufrieden war ("Es war eine Katastrophe"), sahen die anderen ihre Leistung differenzierter. Etwa Reinfried Herbst (15.), der "teilweise wirklich gute Schwünge mit wenigen schlechten zerstört", aber einen Aufwärtstrend sieht. Genauso wie Benni Raich (16.), nicht aber wie Manfred Pranger, der die richtige Abstimmung nicht fand. Klar ist: Vor der WM müssen alle in Kitzbühel noch einmal aufzeigen, wenn sie ihr Fix-Ticket für Schladming haben wollen.