Lindsey Vonn hat mit einem Sieg beim Abfahrts-Klassiker in Cortina d'Ampezzo gezeigt, dass sie wieder da ist. Die Olympiasiegerin gewann am Samstag vor Tina Maze und ihrer US-Landsfrau Leanne Smith und hat nach ihrem 58. Weltcup-Triumph nur noch vier Siege Rückstand auf Annemarie Moser Pröll. Die positive Überraschung aus ÖSV-Sicht war Regina Sterz als Fünfte unmittelbar vor Anna Fenninger, damit sprang die Tirolerin im letzten Moment auf den WM-Zug auf.

Sterz fuhr ins WM-Team

Für die mit ihrem Ehemann Patrick in Kärnten lebende Sterz war es das beste Karriere-Ergebnis. Bei perfekten äußeren Bedingungen setzte sie als eine von wenigen ÖSV-Läuferinnen die Erkenntnisse aus dem Training auch um. "Hier kann man nicht auf Linie fahren, sondern muss die Geräte voll runterlassen. Das ist mir heute ganz gut gelungen", freute sich Sterz.

"Dass es dennoch für so weit vorne reicht, war unvorstellbar", erklärte sie ihre ungläubigen Gesten im Ziel. "Ich habe endlich mal das Training auch ins Rennen umsetzen können", erklärte die 27-Jährige ihre Leistung, die sie nun wohl ins Abfahrts-WM-Team gebracht hat. "Ich kann nur mit Leistungen überzeugen. Und ich denke, das habe ich heute getan", sagte Sterz, die insgesamt "ein bissl ohne Worte" war.

Beeindruckend fuhr auch Fenninger, die keine 24 Stunden nach ihrem bösen Trainingssturz die Zähne zusammenbiss, trotz Schleudertrauma, blauer Flecken und Schmerzen Sechste wurde. Und das, obwohl sie die Strecke erstmals komplett fuhr. "Deshalb bin ich schon stolz", erklärte Fenninger.

"Billige" WM-Plätze

Denn die Überwindung sei groß gewesen. "Meine Muskeln sind ziemlich verhärtet. Aber beim Fahren habe ich Gott sei Dank nichts gemerkt, denn mit dem Renn-Adrenalin spürt man das nicht so. Die Schmerzen waren eine gute Ablenkung", erklärte die 23-Jährige, die wie die nur auf Platz 18 gelandete Weltmeisterin Elisabeth Görgl ("Ich mache in gewissen Passagen noch zu wenig Speed. Ich fahre noch zu schön, muss den Ski mehr freigeben") fix für die WM-Abfahrt ist.

Vom Rest des ÖSV-Abfahrtsteams drängte sich im Rennen der letzten Chance hingegen keine auf. Andrea Fischbacher (22.), Nicole Schmidhofer (23.), Stefanie Moser (29.) und Nicole Hosp (34.) lieferten magere Platzierungen ab, Nachwuchsläuferin Cornelia Hütter stürzte an der gleichen Stelle wie Tags zuvor Fenninger böse, blieb aber unversehrt. So billig ist man wohl noch nie zu einer WM gekommen.

Mitfavoritin Maria Höfl-Riesch schied aus, bei nunmehr 670 Punkten Rückstand auf Maze hat sie den Kampf um den Gesamtsieg bereits aufgegeben. "Ich fahre um keine Kugel mehr", gab die Deutsche zu. Maze verpasste zwar den Sieg in ihrer vierten Saison-Disziplin um 0,43 Sekunden, ist aber im Kampf um die große Kugel praktisch "durch". "Ein Fehler hat mich den Sieg gekostet, aber Platz zwei ist auch großartig", sagte die Slowenin.

"Schnellste Linie ins Ziel"

Ganz oben thronte aber zum ersten Mal seit 8. Dezember 2012 (Super-G in St. Moritz) wieder Lindsey Vonn. Mit nunmehr elf Siegen, davon sieben in Cortina, ist Italien nach Kanada (14) ihr zweiterfolgreichstes Land.

Die 28-Jährige, die über Neujahr drei Wochen pausiert hatte, machte ihre "schnellste Linie ins Ziel" mitverantwortlich. "Ich bin weiter links gefahren als die anderen", erklärte Vonn. "Es ist superschön. Ich habe so viel gekämpft in letzten paar Monaten, denn das Selbstvertrauen war nicht wirklich da", sagte die Amerikanerin.

Weiter ging damit auch die Serie der US-Abfahrtsdamen. Vonn und Smith sorgten im fünften Rennen für die Saison-Podiums sieben und acht in der Abfahrt und das 400. US-Weltcuppodium insgesamt. Mit Vonn, Stacey Cook, Julia Mancuso, Alice McKennis, Smith und Laurenne Ross scheinen gleich sechs Schützlinge von Alex Hödlmoser in den Top-20 der Weltrangliste auf. Hödlmoser war schon zuvor überzeugt gewesen: "In Cortina sehen wir wieder die alte Vonn."