Adelboden feierte sein Skifest fast wie gewöhnlich, in Wengen wird es nicht viel anders sein. Dabei fehlt den Eidgenossen die vielleicht wichtigste Zutat zum Feiern: Schweizer, die vorne mitfahren. Denn die Schweizer Ski-Herren taumeln derzeit von einer Blamage in die nächste. Ganze 422 Weltcup-Punkte haben Olympiasieger Didier Defago und Kollegen bisher herausgefahren. Marcel Hirscher alleine hält bei 855. Und würde der Schweizer Verband "Swiss Ski" streng nach Richtlinien aufstellen, dann wären derzeit gerade einmal drei Herren (Defago, Patrick Küng, Markus Vogel) bei der WM in Schladming dabei.

Dabei war es eine Krise mit Ansage. Im Vorjahr gab es zwar noch 24 Podestplätze, davon gingen allerdings 20 auf das Konto des abgetretenen Didier Cuche und auf jenes von Beat Feuz. Der geht im Moment aber am Stock - nach wie vor ist unsicher, ob seine Knie jemals eine Rückkehr in den Rennsport zulassen. Mit der Absenz der beiden Zugpferde kam der Absturz, auch weil vermeintliche Erfolgsgaranten wie Carlo Janka die Spur verloren. Der testete ausgiebig Material, fand aber keine Abstimmung. In Adelboden schied er aus und meinte: "Ich bin wieder am Boden. Aber ich muss jetzt aufstehen und weitermachen." Und der Nachwuchs lässt (noch) auf sich warten.

Keine Schnellschüsse

Nach außen bewahrt man im Verband (noch) Ruhe. "Weil ein Trainerwechsel vielleicht im Eishockey oder im Fußball hilfreich ist, aber der Skisport hat andere Gesetze", wie Präsident Urs Lehmann, einst 1982 in Morioka Sensationsweltmeister in der Abfahrt, feststellte. Vielmehr werde nach der Saison wohl an ein paar großen Schrauben gedreht.

Das Boulevardblatt "Blick" etwa brachte zuletzt Toni Giger, Erfolgstrainer der Österreicher und Entwicklungschef im ÖSV, ins Gespräch. Ein Ansinnen, dem Präsident Peter Schröcksnadel sofort eine Absage erteilte ("Das kann ich mir nicht vorstellen"). Und: Giger müsste sich ebenso mit strukturellen Schwächen herumschlagen wie der aktuelle Herren-Chef Ossi Inglin. Und der sieht in den Gegebenheiten Löcher, die jedem Emmentaler zur Ehre gereichen würden: "Wir sind ein Ski-Entwicklungsland. Viele Berge zu haben heißt nicht gute Infrastruktur. Und das ist keine Ausrede, das ist Fakt", schimpfte Inglin etwa über das Fehlen einer permanenten Abfahrts-Trainingsstrecke.

Das Warten auf Erfolge zieht sich damit weiter wie ein echtes Käsefondue. Aber - und keiner weiß das besser als Lehmann: "Die Hoffnung stirbt zuletzt - und es gibt WM-Sensationen."