Bis vor einem Jahr ist es Marcel Hirscher in Zagreb nie so richtig gut ergangenen. Nach drei Ausfällen stand gerade einmal ein 15. Platz auf der Habenseite - bis 2012 plötzlich alles glatt lief und Hirscher auf dem Sljeme triumphierte. Logisch, dass der Salzburger da in der Vorbereitung abermals dieselben Wege beschritt: Wieder wurde in der Steiermark, genauer gesagt auf dem Mirtlerhang in Gaal, trainiert. Und wieder wurden dort Bedingungen geschaffen, die mit jenen in Zagreb praktisch ident sind. "Ich hab mir eine Zusammenfassung des Damen-Rennens angesehen. Und die Lufttemperatur war ähnlich wie in der Steiermark, auch wurde wohl ähnlich viel Salz verwendet, um die Piste in einen rennfertigen Zustand zu bringen."

Das Duell steht

Noch ein "wieder" steht seit Samstag fest: Auch das Duell zwischen Hirscher und Felix Neureuther kann am Sonntag im Slalom (10.45/14.00 Uhr, live ORF eins) erneut in Szene gehen. Schon vor einem Jahr machten sie sich in Zagreb den Sieg untereinander aus, in den letzten beiden Rennen war es ebenso. Und Neureuther kann trotz eines schweren Sturzes im Training mit Hirscher starten, wenn auch unter Schmerzen: "Ich hab' einen ziemlich heftigen Abflug gemacht und mein Rücken schmerzt ziemlich, aber mit dem Adrenalin beim Rennen wird's schon gehen", sagt er. Im Training am Samstag war er gut unterwegs, wie Marcel Hirscher grinsend bemerkte: "Da war er schon wieder recht schnell."

Womit wir wieder beim Training wären. Warum das so wichtig ist, schon dort Bedingungen vorzufinden, wie sie am Renntag zu erwarten sind? Genau, wegen der sogenannten Abstimmung. Speziell Marcel Hirscher reagiert auf Änderungen äußerst sensibel, kann sich so auch schnell auf veränderte Bedingungen umstellen. Eine besondere Rolle kommt da den Schuhen zu: "Vielen ist das nicht so bewusst: Der Schuh ist der Teil am Setup, der an uns Athleten am nächsten dran ist, der Schuh stellt die Verbindung zwischen Mensch, Ski und Piste her, er ist das Steuermodul", erklärt Hirscher. Er selbst verfügt über ein Reservoir an 30 (!) Paar Schuhen - sein ganz spezieller Schuh-Tick, wenn es dabei auch weniger ums Aussehen geht. Übrigens: Das Grundmodell ist identisch mit jenem im Verkauf, die Geheimnisse liegen im Detail.

Der Servicemann tüftelt

Und für die ist Servicemann Andreas Dudek zuständig. Der verrät: "Marcel ist auch bei den Schuhen eine Ausnahme. Er hat mehr Paare als jeder andere." Das liegt vor allem an der eigenen Innovationsfreude, wie der Atomic-Servicemann verrät: "Wenn ich mit zwei neuen Schuhen zu einem Training komme, kann es gut sein, dass es beim nächsten Training gleich drei andere neue sein sollen. Weil Marcel jeden Lauf nützen will, um sich weiterzuentwickeln."

Die Arbeit geschieht dabei im Millimeter-Bereich, etwa beim sogenannten Canting, das in Zehntel-Graden verändert wird - je nachdem, wie der Rennhang beschaffen ist. Dudek: "Bei weichen Bedingungen wird der Schaft leicht nach außen geneigt, damit die Abstimmung aggressiver ist, das heißt, dass der gewohnte Kantendruck schneller erreicht wird." Deshalb ist eben das Training vor den Rennen unter möglichst gleichen Bedingungen auch so wichtig für Athleten und Servicemann: "So nähern wir uns den Einstellungen für die Wohlfühlzone am besten an." Dazu wird - mitunter auch von den Außentemperaturen abhängig - an verschiedensten Kunststoff-Variationen getüftelt, die neueste Schuhgeneration hat bereits Carbon-Teile, die der Kraft der Athleten standhalten sollen. Rund sechs Stunden dauert die Arbeit für Dudek an einem Paar Schuh für Hirscher.

Übrigens: Trotz der riesigen Auswahl hat Marcel Hirscher - für jede Disziplin - sein Lieblingspaar, auf das er meist setzt. "Auf dieses hat er ein besonderes Auge, die dürfen im Flugzeug auch als Handgepäck mit", verrät Dudek. Wer einen Schuh-Tick hat, der muss ihn eben auch pflegen.