Vom Zauber des Zauberberges ist nicht viel zu spüren an diesem Freitagvormittag an der steirisch-niederösterreichischen Landesgrenze. Das Flutlicht ersetzt die Sonne. Die Temperaturen liegen knapp über dem Nullpunkt. Der Nebel hängt über der Piste. Der Wind bläst den Zuschauern dicke Schneeflocken ins Gesicht - und den Fahrerinnen die Tore. Mütze und Anorak werden von Minute zu Minuten feuchter. Doch dem eingefleischten Ski-Fan ist das alles egal. "Besser als Regen", nehmen es Leo und Patrick aus Bad Gams locker und lassen sich die gute Laune nicht verderben. "Zwei Euro, ein Zettel", rufen die beiden in die Menge und halten kleine Plakate von Kathrin Zettel in die Höhe, die sie vor dem Eingang bekommen haben. Ein nicht ganz ernst gemeintes Angebot - und auch kein Glücksbringer an diesem Tag.

Denn Lokalmatadorin Zettel bleibt bei ihrem Heimrennen am Ende nur Platz sieben. Da halfen auch die energischten "Kaaaaathrin, Kaaaathrin"-Rufe, das Dauer-Schwenken der rot-weiß-roten Fahnen und die ohrenbetäubende Tröten-Beschallung nichts, als sich die Niederösterreicherin ihre Heimpiste hinunterstürzte. "Wir sind nicht enttäuscht", sagt Elfriede, die Schwester von Kathrin Zettel, im Zielgelände - auf dem Kopf eine blau-gelbe Mütze mit dem Aufdruck "Kathrin-Zettel-Fan". Fanklub-Kollege Björn stimmt zu: "Wir sind zufrieden. Am Samstag im Slalom wird's besser."

"Der Berg hat irgendetwas"

Das hofft auch die Standlerin, die neben den Fantribünen Glühwein, Frankfurter & Co. verkauft, aber schon einmal mehr zu tun hatte: "Wir verkaufen um die Hälfte weniger als vor zwei Jahren. Die armen Leute sind ja alle nass und flüchten in die Hütten", hadert die Frau mit dem Wetter. Alois aus Neumarkt an der Ybbs sind Schneefall und Wind egal. Er genießt vielmehr "das Kleine, Familiäre, Gemütliche" beim Ski-Weltcup am Semmering. Für Manuela aus Breitenstein ist es "einfach das besondere Flair", das den Zauberberg zum Zauberberg macht: "Der Berg hat irgendetwas. Auch wenn die Piste nicht so lang und spektakulär ist."

Auf jeden Fall spektakulär sind an diesem Tag die Auftritte von Anna Fenninger. Da sind sich die rund 8000 Fans am Zauberberg einig. "Einfach super! Aber mit ihr hätte ich nicht gerechnet", ist Gerhard aus Gloggnitz vom Triumph des rot-weiß-roten Jungstars begeistert. "Sie hat uns verzaubert", jubelt Leo. Der Zauber ist also doch noch eingekehrt auf dem Zauberberg.