Ohne Titelverteidigerin Marlies Schild geht am Samstag (15.00/18.00 Uhr, live ORF 1) der Semmering-Flutlicht-Slalom und damit das letzte Damen-Weltcuprennen des Jahres 2012 in Szene. Die Salzburgerin musste verletzungsbedingt die WM-Saison vorzeitig beenden, damit stehen Kathrin Zettel, Maria Höfl-Riesch und Mikaela Shiffrin auf dem "Zauberberg" im Blickpunkt.

Große Chancen auf WM-Startplatz

Höfl-Riesch (Levi), Zettel (Aspen) und Shiffrin (Aare) sind die Siegerinnen der drei bisherigen Saisonslaloms. Alle drei haben das Zeug, auch auf dem Semmering zuzuschlagen. Der Vergleich zeigt freilich, welch große Lücke die verletzte Schild aufgerissen hat.

Während durch das Aus der bei 33 Slalomerfolgen haltenden Salzburgerin der Schneider-Rekord von 34 Siegen auf längere Zeit unangetastet bleiben wird, ist nun Höfl-Riesch mit neun Slalomsiegen die erfolgreichste aktive Slalomfahrerin. Zettel hält bei zwei Siegen, die 17-jährige US-Hoffnung Shiffrin hat in Aare ihren Premierenerfolg gefeiert und geht erstmals als Siegerin an den Start.

Zettel war damit auch im Slalom Österreichs große Hoffnung. Neben der Niederösterreicherin und Schild (2. in Aspen) haben bisher nur Michaela Kirchgasser (8. in Aspen, 9. in Aare) und Alexandra Daum (9. in Levi) überhaupt Top-Ten-Plätze geholt. Durch den zusätzlichen WM-Startplatz hat im Slalom damit fast noch jede Österreicherin auch Chancen auf einen WM-Startplatz.

Höherer Adrenalin-Spiegel dank Heimrennen

Für Zettel ist mit dem Aus in Aare die Semmering-Generalprobe allerdings daneben gegangen. "Ich habe das aber gar nicht weiter analysiert", ließ sich die 26-Jährige dadurch nicht beirren. Die Niederösterreicherin ist endlich wieder fit, punkto Material passt dank Ausrüster Atomic und Servicemann Wolfgang Moser ("Er steht Tag und Nacht im Skistall") alles und die absolute Hochform hat sich Zettel für die WM aufbewahrt.

Bei erst "90 Prozent" ihres Leistungsvermögens lag Zettel nach eigenen Angaben vor Weihnachten. "Beim letzten Training habe ich mir aber weitere Prozent dazugeholt", erzählte sie am Semmering lachend. "Ich mache gerade ganz wichtige Schritte vorwärts. Es steht ja noch etwas an im Februar", blickte Zettel schon Richtung Heim-WM.

Dass sie durch das Fehlen von Schild im Slalom die rot-weiß-roten Fahnen hoch halten muss, war Zettel bewusst. "Klar bin ich ein bissl nervös. Es ist ja mein Heimrennen. Aber das sorgt auch für einen höheren Adrenalin-Spiegel, den du bei sowas brauchst", erklärte sie. "Zudem bin ich auch mental gereift, Probleme bringen mich heute lange nicht mehr so aus der Fassung wie früher."

Der Semmering-Slalom mit seiner einzigartigen Atmosphäre sei jedenfalls ein "cooles Rennen", so Zettel. "Ich habe ein irrsinnige Vorfreude. Ich möchte lässig Skifahren und zeigen, was ich kann." Einzige Einschränkung: "Ich bin keine Maschine."

Noch nicht ganz die Slalom-Form der vergangenen Saison erreicht hat Michaela Kirchgasser. Zudem war die Salzburgerin zuletzt krank. "Aber jetzt passt es wieder. Und die Form wird immer besser", versprach sie.

Schild für Kirchgasser nicht ersetzbar

Kirchgasser ist bewusst, welche Lücke Schild im Slalom hinterlässt. "Sie hat nicht umsonst 33 Siege. Wenn wir Probleme hatten, ist sie immer in die Bresche gesprungen. Ich erlaube es mir daher nicht zu behaupten, dass sie ersetzbar ist", zeigte "Kirchi" viel Respekt.

Umgekehrt sei gerade Schild aber auch stets eine unmittelbare Gegnerin gewesen. "Eine, in die ich mich auch versteift habe", so Kirchgasser. "Für uns alle ist das daher jetzt eine Chance, aus ihrem Schatten zu springen."