Es gibt zwei Dinge im sportlichen Leben der Marlies Schild, auf die sie so hart hingearbeitet hat wie kaum eine andere Skirennläuferin: die Heim-Weltmeisterschaft von 4. bis 17. Februar in Schladming und den Allzeitrekord an Slalomsiegen (34) von Vreni Schneider. An beiden Zielen war die 31-Jährige ganz nah dran: 33 Weltcuperfolge feierte sie im Flaggenwald und in Schladming wäre sie am 16. Februar als Titelverteidigerin an den Start gegangen.

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Zumindest dieser Traum blieb im Schnee von Åre liegen. Beim Training stürzte die Salzburgerin so unglücklich, dass sie sich einen Riss des Innenbandes im rechten Knie zuzog. Am Freitag wurde die Wahl-Tirolerin im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck operiert. "Der Eingriff war komplikationsfrei und dauerte 35 Minuten. Marlies wird die nächsten Wochen eine Schiene benötigen und am Sonntag mit der Physiotherapie beginnen", sagt Unfallchirurg Gernot Sperner. Zumindest drei Monate wird es dauern, bis die Slalom-Königin wieder auf Skiern stehen kann.

Ob das "Stehaufmännchen" aber wirklich wieder zu alter Stärke zurückkehren kann, steht in den Sternen. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum meinte nur: "Der Weg zurück ist weit und beschwerlich. Vorerst geht es aber einzig und allein darum, dass Marlies wieder fit und gesund wird." Dem schloss sich Vater Josef vollinhaltlich an: "Die Operation ist gut verlaufen, also können wir jetzt an die Zukunft denken. Die heißt aber nicht Rennfahren, sondern Therapie und Erholung." Die sportliche Zukunft wird die gesamte Familie, inklusive Freund Benni Raich, besprechen. "Wir sind immerhin sieben Sportler in der Familie und wissen ganz genau: Wenn du im Leistungssport erfolgreich sein willst, musst du deinem Körper voll vertrauen können", sagte das Familienoberhaupt.

Aufpassen behindert

Für Vater Josef war der Sturz "ein Unfall, wie er jedem im Berufsleben passieren kann". Er wird trachten, dass seine Tochter "nicht zu früh wieder mit dem Skisport beginnt. Denn nur wenn du im Vollbesitz der physischen und psychischen Kräfte bist, kannst du Spitzensport betreiben. Wenn du dir jemals sagen musst, ich muss jetzt aufpassen beim Fahren, dann kannst du nicht mehr schnell Ski fahren."

Lebenspartner Benni Raich ist fest überzeugt, dass Marlies in den Weltcup zurückkehren wird. "Als wir die Diagnose gehört haben, war das ernüchternd. Aber ein Karriereende war nie Thema. Ich bin überzeugt, dass sie 2014 wieder Rennen fahren wird." Am Samstag tritt Schild in Innsbruck vor die Presse, ehe es mit Benni ins gemeinsame Haus im Pitztal geht. Dort wird mit Raichs Familie der Heilige Abend gefeiert.

Hart trifft der Ausfall natürlich das ÖSV-Slalomteam. "Die Verletzung von Marlies ist umso bitterer, weil die Slalombilanz bisher ohnehin durchwachsen ist. Sie war die Läuferin, an der sich alle anderen aufrichten konnten", sagt ÖSV-Damenchef Herbert Mandl: "Jede hat gewusst, dass sie schnell ist, wenn sie im Training nahe an die Zeit von Marlies herangekommen ist. Das alleine gibt schon viel Selbstvertrauen."