F ür den Skisport wird es immer schwieriger, sich zu positionieren. Vor allem immer weniger Kinder interessieren sich für den Wintersport. Hat die FIS eine Gegenstrategie parat?

Gian-Franco Kasper: Es wird nicht nur das Interesse am Wintersport weniger. Das Problem betrifft den Sport weltweit. Die Kleinen sitzen vor dem Computer und bewegen sich nicht mehr. Um dem entgegenzuwirken, haben wir mit den nationalen Verbänden und Olympischen Komitees das weltweite Projekt ,Bring die Kinder zum Schnee' ins Leben gerufen. Kinder von vier bis 14 Jahren sollen für den Wintersport begeistert werden.

Der Skisport wird immer teurer, viele Familien können sich das Wintervergnügen gar nicht mehr leisten. Wie sehen Sie das?

Kasper: Richtig, aber der Skisport war schon immer teuer. Scheinbar fällt das jetzt in Zeiten der Krise nur viel mehr auf. Bei uns in Europa kommt erschwerend hinzu, dass es viele Einwandererfamilien gibt. Die halten Söhne und Töchter vom Schnee fern, machen den Kindern sogar Angst davor.

Das würde nicht passieren, wenn es - wie früher - verpflichtende Schulskikurse geben würde. Können Sie das unterschreiben?

Kasper: Unbedingt und sofort! Der Grund sind die Lehrer, die wollen einfach keine Verantwortung mehr übernehmen. Natürlich hat sich die Zeit geändert und Lehrer stehen viel mehr im Fokus. Aber das ist für mich kein Grund, den Mädchen und Buben den Skikurs vorzuenthalten.

Schon seit Langem wird über Gratisskifahren für Kinder bis 15 Jahre diskutiert. Steht auch die FIS hinter dieser Forderung?

Kasper: Was heißt hinter der Forderung stehen. Sie kommt ja von uns. Wir wollen das weltweit auf Schiene bringen und sind dabei auch auf einem guten Weg.

Auf einem guten Weg, was die Geldgeber betrifft, scheint auch der Weltcup zu sein.

Kasper: Wenn Sie vom alpinen und dem nordischen Bereich sprechen, ja. Extrem schwierig ist es allerdings im Freestyle- und Snowboardsport.

Das Griss um den alpinen Weltcup ist groß. Wie lange wird es dauern, bis die Länder aus dem Osten um Weltcup-Rennen mitkämpfen?

Kasper: Zum Teil sind sie, siehe Bulgarien, schon Bestandteil des Kalenders. Andere wie Russland investieren Unsummen in den Skisport. Trotzdem wird es einige Jahre dauern, bis sie so weit sind.

Der Weltcup-Kalender ist dicht gedrängt. Könnte man nicht ein bisschen früher beginnen und später aufhören?

Kasper: Früher beginnen geht nicht, weil niemand mehr eine Garantie auf Schnee und Kälte geben kann. Später aufhören geht nicht, da der Skisport ab Mitte März niemanden mehr interessiert.