Sie ließ sich weder von Hüft- und Daumenverletzung, noch durch die schlechte Sicht wegen des immer stärker werdenden Schneefalls stoppen: die Deutsche Maria Höfl-Riesch biss am Samstag im Levi-Weltcup-Slalom die Zähne zusammen, fuhr den ersten Saisonsieg ein und triumphierte zugleich zum dritten Mal nördlich des Polarkreises. Österreichs Rennläuferinnen enttäuschten, nach einer Ausfalls-Flut wurde Rang neun durch Alexandra Daum die beste Platzierung. Höfl-Riesch gewann vor der zur Halbzeit führenden Lokalmatadorin Tanja Poutiainen (0,55 Sekunden zurück) und der US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin (0,74). Die Slowenin Tina Maze wurde Vierte und behielt nach ihrem Sölden-Riesentorlauf-Sieg die Führung, Zweite ist nun Höfl-Riesch. Die Damen setzen den Weltcup in zwei Wochen in Aspen mit Riesentorlauf und Slalom fort.

"Habe alles riskiert"

"Levi mag ich definitiv, es ist mir hier immer gut gegangen. Das ist mein dritter Sieg, das ist einfach wunderbar und ich freue mich schon aufs nächste Jahr", sagte Höfl-Riesch nach dem 24. Weltcupsieg ihrer Karriere. "Ich wusste, dass ich im zweiten Lauf voll attackieren muss. Ich hatte das Gefühl, im Flachen nicht so viel Speed zu haben und habe alles riskiert. Der Zielhang war beinahe perfekt", meinte sie. Poutiainen verschmerzte den Rückfall auf Platz zwei relativ leicht: "Eine halbe Sekunde war ich enttäuscht, aber nicht länger. Es ist immer mein Ziel, genau beim Heimrennen schnell zu sein", sagte die Finnin. Österreichs Top-Trio Marlies Schild, Kathrin Zettel und Michaela Kirchgasser patzte im Schneegestöber. Schild - Titelverteidigerin im Disziplin-Weltcup - und Zettel wurde bereits im ersten Lauf die gleiche Haarnadel kurz vor dem Ziel zum Verhängnis. "Game over. Jetzt freue ich mich auf Aspen", meinte Schild, der damit auf den Rekord der Schweizerin Vreni Schneider von 34 Slalomsiegen weiterhin ein Erfolg fehlt. Zettel war die Brille verrutscht, im Blindflug hatte sie keine Chance.

Auch der Salzburgerin Kirchgasser, im März Gewinnerin der WM-Generalprobe in Schladming, gelang nach dem 25. Zwischenrang ("Total verhauter Lauf") keine Rangverbesserung - im Gegenteil, sie schied im Finale mit Innenskifehler Mitte des Steilhanges aus und meinte im Ziel kopfschüttelnd: "Das war absolut nicht mein Tag heute. Und so schlecht, wie das heute aussieht, sind wird nicht." Grund zur Hoffnung gaben allerdings die Leistungen anderer ÖSV-Läuferinnen im ersten Durchgang. Die zweite Garde hatte schon im Training gezeigt, dass der Abstand zu Dominatorin Schild kleiner geworden ist. Doch gelang es ihnen nicht, die Leistungen im Finale noch einmal abzurufen.

Nicole Hosp fiel als Halbzeitfünfte an die 17. Stelle zurück, dabei hatte sie gehofft, sich vier Tage nach ihrem 29. Geburtstag selbst das beste Geschenk zu machen. "Ich habe mir sehr viel überlegt im Frühjahr. Ich will nicht mehr so oft deprimiert aus dem Ziel gehen, ich sehe es von der lockeren Seite", hatte sich die Tirolerin vorgenommen. Und musste feststellen, dass der Weg zurück ein äußerst steiniger ist. Zufriedensein durfte von den Österreicherinnen im Land von Santa Claus nur Daum. Die 26-jährige Tirolerin hatte als beste Ergebnisse zwei elfte Plätze zu Buche stehen. Der Rückfall von Platz sechs auf neun hielt sich in Grenzen. "Die Vorbereitung war verletzungsfrei, im Training ist es immer bessergegangen. Dazu kommt, dass mir der Hang liegt und ich alles wie vorgenommen umgesetzt habe", sagte sie. Jessica Depauli landete auf Rang 23 und Carmen Thalmann auf 26. Prominente Abwesende war die US-Amerikanerin Lindsey Vonn, die nach ihrem Ausfall im Sölden-Riesentorlauf und dem Verzicht auf den Levi-Slalom mit null Punkten in ihre Heimrennen in Aspen geht. Auf den 13. Platz kam die Tschechin Sarka Zahrobska, der im Juli ein gutartiger Gehirntumor entfernt worden war.