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Geduld ist der lange Atem der Hoffnung. Doch irgendwann ging selbst dem personifizierten Kampfgeist die Puste aus. Als der vor 15 Monaten in Kitzbühel so verhängnisvoll gestürzte Hans Grugger im "Tirol Panorama" hoch über Innsbruck einen verbalen Schlusspunkt unter seine Karriere setzte, tat er dies nach reiflicher Überlegung. Dass es draußen bei unwirtlichen vier Grad in Strömen regnete, tat dabei nichts zur Sache. Außer vielleicht, dass Grugger wohl ein letztes Mal in seiner von so vielen Rückschlägen geprägten Karriere im ÖSV-Anorak aufkreuzte.

Schleichender Prozess

"Es hat sich einfach gezeigt, dass es vom Körper her nicht mehr geht", sagte der Salzburger und führte in erster Linie sein rekonvaleszentes rechtes Bein ins Treffen. Bis heute habe er dort kaum ein Gefühl, die Nervenleitgeschwindigkeit vom Hirn ins Bein sei zu träge. Und entscheidend: "Es hat sich in den vergangenen Monaten nichts gebessert."

Ein Schlüsselerlebnis hätte es in jüngerer Zeit nicht gegeben. "Es war ein schleichender Prozess und irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es für den Profisport nicht mehr reicht." Wehmut sei freilich da, aber die Dankbarkeit, "dass ich hier sitzen, wieder normal Ski fahren, sporteln und leben kann", sei mit nichts zu vergleichen.

Mit der Zukunft, so gab der 30-Jährige zumindest zu verstehen, habe er sich noch nicht näher beschäftigt. "Bis jetzt war mein großes Ziel das Weltcup-Comeback." Er, der Absolvent der Ski-Hotelfachschule Bad Hofgastein, könne sich aber gut vorstellen, als Trainer zu arbeiten. Nachdem er bereits im abgelaufenen Winter einen Teil der Ausbildung zum staatlichen Skilehrer absolviert hat, beginnt er gemeinsam mit Freundin Ingrid Rumpfhuber im Herbst die Trainerausbildung.

Als schönstes Rennerlebnis nannte Grugger seinen Super-G-Triumph 2007 in Kvitfjell, sein bitterster Moment war einer, der nicht so schnell weichen wollte. "Es war die Anfangszeit in der Reha in Hochzirl, als mir die Tragweite meines Sturzes erst bewusst wurde. Ich konnte nicht stehen, ich konnte nicht gehen. Eindrücke und Erfahrungen, die mich mein Leben lang begleiten werden." Auch wenn die Fortschritte beachtlich waren, es gab sie dennoch, die Momente des Ärgers, der Trauer, der Verzweiflung. "Als Spitzensportler will man gewisse Dinge einfach nicht wahrhaben." Und doch sei ihm recht rasch bewusst geworden, welch Riesenglück er gehabt habe. "Ich bin aufrichtig dankbar, dass es ist, wie es ist."