Die durch einen Bericht in der "Kronen Zeitung" ausgelöste Aufregung, die sich am Sonntag prompt mit Hirschers allerdings nur vorübergehender Disqualifikation auf dem Ganslernhang fortsetzte, könnte ein Sturm im Wasserglas gewesen sein. FIS-Herren-Renndirektor Günter Hujara hat am Sonntag zwischen den beiden Slalom-Durchgängen in Kitzbühel in einem ORF-Wagen die TV-Bilder des angeblichen Einfädlers von Marcel Hirscher genau studiert und den Salzburger von jedem Verdacht freigesprochen.

Auch die angeblich inkorrekten Passagen vom Slalom in Zagreb sind aufgrund der vorhandenen TV-Aufnahmen weder für Hirscher noch für Felix Neureuther ein Grund für Disqualifikationen, so Hujara.

"Unmöglich für Torrichter"

Die Dynamik des Sports mache es neutralen Beobachtern in vielen Fällen fast unmöglich, jeden Fehler zu sehen. "Das ist genau der Punkt, dass das alles für die Torrichter mit so einem rasenden Tempo geht. Das ist ja auch ein Kompliment an unsere Rennläufer, weil die fahren Linien, das ist ja unvorstellbar. Die bringen es auch noch fertig, dass der eine Ski unter dem anderen durch das Tor gefahren wird. Es ist für Torrichter, die nicht den optimalen Blickwinkel haben, nahezu unmöglich, das zu entscheiden", erklärte Hujara gegenüber dem ORF.

Ihm selbst sei es im Falle von Neureuther in Adelboden so gegangen. "Auf der gleichen Höhe habe ich nur gesehen, dass da was war. Dann haben wir es nachgecheckt und es über die Hightech-TV-Aufbereitung bestätigt bekommen."

Mit Hirscher sei es am Sonntag dasselbe gewesen. "Wir brauchen bis hin zu Fotografen, die direkt auf der Höhe sind, plus Videoauswertung plus Zoom, dass wir das noch feststellen können. Eine Sicherheit gibt es nur dann, wenn man wirklich bis zum letzten Moment mit HD-Auflösung arbeiten kann."

"Büchse der Pandora" geöffnet

Nach Betrachten der Zagreb-Bilder sagte Hujara: "Wenn ich die Auflösung hier betrachte, dann sind es keine Disqualifikationen. Ich hoffe, dass vielleicht noch ein anderer Winkel kommt, aber wir hatten die Kameras dort nicht zur Verfügung. Für mich ist es eigentlich in beiden Fällen, was ich sehen konnte, keine Disqualifikation."

Hujara berichtete, dass offenbar nun die "Büchse der Pandora" geöffnet worden ist. "Wir haben das zur Zeit sehr viel: Anonyme SMS und Leute, die anfangen zu denunzieren." Grundsätzlich dürfe man zwar niemanden, der versucht anzuklagen, verurteilen. Gleichzeitig müsse man aber sehr diffizil damit umgehen und nicht jeden in Verdacht bringen. "Wenn es eine Anfrage gibt, müssen wir natürlich alles durchchecken", betonte der Deutsche.