Eines ist Michael Walchhofer wichtig: "Ich mach das nicht als VIP, der nur einmal so kurz vorbeischaut." Nein. Wenn der Salzburger etwas macht, dann macht er es richtig - und mit vollem Einsatz. So wie sein Einsatz als "Mentor" der österreichischen Abfahrer, speziell der Debütanten, in Kitzbühel. "Wir haben einmal darüber gesprochen, dass es gut ist, wenn die Jungen einen haben, der sie an der Hand nimmt, der sie führt, der ihnen erklärt, worauf es ankommt. Aber das ist keine große Geschichte, das ist maximal ein kleiner Baustein", sagt der Salzburger, dreimaliger Gewinner des Abfahrts-Weltcups. Ein kleiner Baustein, der aber durchaus von großer Bedeutung ist. "Als ich das erste Mal hier war, hat sich Andi Evers, damals Betreuer von Hermann Maier, die Zeit genommen, mir die Abfahrt zu erklären."

Ein schmaler Grat

Und gerade in Kitzbühel ist das enorm wichtig. "Der Grat ist enorm schmal. Es gibt Wellen und Kanten, die überhaupt kein Problem sind, wenn man sie richtig fährt. Aber wehe, wenn man falsch hinkommt oder wenn man in der falschen Position ist", erklärt Walchhofer, "dann kann so ein Fehler gleich fatale Auswirkungen haben. So wie in der Mausefalle, im Steilhang, am Hausberg, in der Traverse. Darauf kann und muss man hinweisen." Walchhofer hat sich an der Mausefalle positioniert. Und übernimmt in dieser Woche die Rolle eines Trainers. "Ich hatte schon in Bormio die oberste Position. Weil ich da, wenn alle durch sind, mit nach unten rutschen kann und den Jungen auch unten im Ziel zur Verfügung stehe."

Warum er das macht? Walchhofer denkt kurz nach, sagt: "Weil mich die Arbeit eines Trainer fasziniert. Weil man auch Psychologe sein muss, weil man den richtigen Zugang zu den Fahrern finden muss. Weil man erkennen muss, in welcher Situation welche Ansprache für welchen Fahrer die richtige ist. Und weil man sich Glaubwürdigkeit erarbeiten muss." Nur, so richtig als Trainer arbeiten, das geht sich nicht aus: "Die Zeit habe ich leider nicht."

Das richtige Rezept

Walchhofer weiß, wie man in Kitzbühel schnell ist, immerhin hat er 2006 hier gewonnen; als bisher letzter Österreicher. ,,Das Rezept, um hier zu gewinnen, kennen aber andere auch - so wie in Österreich ein Klaus Kröll, ein Hannes Reichelt, ein Romed Baumann, auch ein Mario Scheiber, dem ich hier durchaus eine Überraschung zutraue. Aber es gibt eben auch andere, die es kennen. Und es gilt, das Rezept nicht zu verkochen."

Das Wichtigste für Walchhofer: "Bei allem, was man sich ansieht - man darf hier nie nur auf eine Linie schauen und versuchen, an ihr zu kleben. Man hat aber oft einen Tunnelblick, schaut aufs Material, hört auf die Trainer - und vergisst aufs Schifahren. Das klingt einfach, ist aber die große Kunst. In Wahrheit ist es Schifahren, großteils allgemein bekannt, aber häufig ignoriert von den Läufern."

Ein wichtiges Thema für Kitz-Debütanten: der Respekt. "Man sieht ihnen vor dem ersten Training an, dass sie sich fürchten. Aber meist braucht es gar nicht so viel Angst. Es geht einfach darum, dass man weiß, was man tut auf der Streif." Das ist wiederum mit ein Grund, "warum Abfahrer erst ab einem Alter von Mitte 20 richtig gut werden. Und das wiederum zeigt, wie schwierig dieser Sport eigentlich ist."

Bleibt der Punkt: Schaffen Österreichs Abfahrer just in Kitzbühel den ersten Saisonsieg? Oder triumphiert wieder Didier Cuche? Walchhofer: "Didier ist nach vier Siegen hier locker, weiß, was er tun muss. Aber auch unsere haben es drauf. Es muss halt Klick machen."