You are an ironman“ (Du bist ein Ironman) – Das sind die ersten Worte, mit denen erschöpfte Athleten an der Ziellinie empfangen werden. Gesprochen wird der, für sie in diesem Moment wohl bedeutendste Satz von Paul Kaye. Der Südafrikaner wirkt heuer bereits zum sechsten Mal als englischsprachiger Moderator beim Triathlon-Großereignis in Klagenfurt, bei dem er selbst zwei Mal als Aktiver am Start stand. „Die Ergebnisse waren nicht so berauschend“, gibt der 45-Jährige zu, der seinen eigenen Zieleinlauf dennoch nie vergessen wird: „Ich war so überglücklich, weil ich mit meinem beiden Kindern an den Händen die Linie überquert habe.“
Obwohl Radfahren und Laufen noch immer zu seinen Hobbys zählen, hat der ehemalige Herausgeber eines Sportmagazins seine Berufung in der Moderationstätigkeit gefunden.

22 Auftritte in Europa
„Zu Beginn habe ich nur Rennen in Südafrika kommentiert, dann ab 2010 auch in Europa. Zuerst waren es nur wenige, mittlerweile bin ich aber bei 22 Veranstaltungen im Jahr mit dabei“, erzählt Kaye in perfektem Deutsch, der neben Englisch und Afrikaans auch noch Japanisch spricht. „Mein Vater hat für ein deutsches Optiker-Unternehmen in Japan gearbeitet, daher habe ich als Kind für fünf Jahre in Tokio gelebt und die Sprache erlernt.“
Die Mehrsprachigkeit hilft dem passionierten Hobbykoch bei der Ausübung seines Berufs, wie er selbst erklärt: „Ich unterhalte mich gerne mit allen Athleten und lerne sie genauer kennen. Das hilft mir dann auch bei meinen Moderationen“, so Kaye, der während der mehrmonatigen Aufenthalte in Europa stets auf die Unterstützung seiner Ehefrau Kelly zählen kann. „Wir sind immer zusammen unterwegs. Während ich moderiere, ist sie bei den Ironman-Rennen für die Betreuung der Fanshops zuständig.“

17-Stunden-Tag
Heute wird sich die gemeinsame Zeit der Eheleute in Grenzen halten, schließlich wartet auf den Moderator ein verbales Mammutprogramm. Mehr als 17 Stunden stellt sich Kaye in den Dienst von Startern und Publikum. „Ich gebe die ganze Zeit Vollgas und bekomme dafür so viel Energie von den Startern zurück“, so der Mikro-Mann, der den Moment des Zieleinlaufs der Teilnehmer wie folgt beschreibt: „Ich gebe jedem Finisher die Hand und schaue ihm in die Augen. Denn jeder hat Großartiges geleistet.“
Wenn dann um Mitternacht die Letzten die Ziellinie passieren, sind auch Kayes Kraftreserven aufgebraucht: „Auch wenn ich total kaputt bin, werde ich nach so einem Tag wieder nicht einschlafen können.“

UWE BLÜMEL