Es war nur eine Frage der Zeit. Nachdem Sportartikelhersteller Adidas bei den French Open mit dem Zebra-Look für Aufsehen gesorgt und damit einen Marketing-Coup gelandet hatte, schlug nun Konkurrent Nike in Wimbledon zurück. So schickte der US-Firmenriese in der Qualifikation erstmals seine unter Vertrag stehenden Spielerinnen mit gewagt luftigem Kleid (das "Nike Premier Slam" gibt’s um 90 Euro) auf den Rasen.

Die Protagonistinnen beschwerten sich allerdings baldigst darüber, dass das flatternde Etwas beim Spielen über die Hüften rutsche und einerseits zu viel Haut zeige, andererseits aber auch in der Bewegung einschränke. Nike reagierte prompt und bat seine Schützlinge, die Dressen nahe Wimbledon in einem Haus abzugeben. Dort wird nun eifrig umgenäht – bis zum Turnierstart sollte alles perfekt sitzen.

Katie Boulter im luftigen Nichts
Katie Boulter im luftigen Nichts © FACEBOOK

Adidas sind in Sachen ausgefallene Dressen an der Church Road quasi die Hände gebunden – weiße Streifen auf weißen Shirts kommen nicht so spektakulär. Außer der Hersteller würde damit auf Albino-Zebras verweisen wollen. Ja, die jahrzehntelange Tradition beim ältesten Tennisturnier der Welt, dass die Akteure ganz in Weiß (in diesem Zusammenhang werden unweigerlich Erinnerungen an Roy Black wach) den Bällen nachjagen müssen, macht den Ausrüstern das Leben nicht leicht.

Federers "Fauxpas"

Eine Tradition, die in ihrer Geschichte die größten Tennis-Revoluzzer in die Knie zwang (sogar der als Paradiesvogel verschriene Andre Agassi beugte sich einst der Order), andere wiederum zu gewollten (oder ungewollten) Provokationen verführte. Den jüngsten "Fauxpas" leistete sich Wimbledon-König Roger Federer, als es dieser 2013 wagte, mit orangen Sohlen auf seinen weißen Tennislatschen auf dem "Heiligen Rasen" herumzutrampeln. Der Schweizer wurde eiligst zur Räson gerufen und beugte sich auch, ohne aufzumotzen.

Dabei hätte der siebenfache Triumphator beim Rasenklassiker allen Grund dazu gehabt. Denn im Gegensatz zu "King Roger" wurden schon mehrere Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts (wie etwa Tatiana Golovin, Serena Williams oder Alize Cornet) nicht dafür belangt, als sie mit ins weißverwöhnte Auge stechenden, farbigen Hosen unter ihren weißen Kleidern auftraten. Wie das? "Die Regeln besagen, dass Spieler Unterwäsche in allen Farben tragen dürfen, solange sie nicht länger als ihre Hose oder Kleid sind", klärt ein Wimbledon-Sprecher auf.

Also ein kleines Schlupfloch im rigorosen Dresscode und eine Option für Adidas. Denn Zebra-Unterhosen gab es in Wimbledon bislang noch nie . . .

ALEXANDER TAGGER