Novak Djokovic hat am Sonntag wieder ein Stück Tennis-Geschichte geschrieben. Der 28-jährige Serbe holte mit seinem sechsten Triumph bei den Australian Open die australische Legende Roy Emerson als Rekordsieger ein. Nach 2:53 Stunden hatte der Weltranglisten-Erste seinem Widersacher Andy Murray mit 6:1,7:5,7:6(3) die Schneid abgekauft. Murray verlor damit auch sein fünftes Melbourne-Endspiel.

Insgesamt hat Djokovic nun schon elf Grand-Slam-Trophäen gewonnen, womit er mit dem Schweden Björn Borg und dem Australier Rod Laver gleichgezogen hat. Für seinen Sieg kassierte Djokovic wie Damen-Siegerin Angelique Kerber (GER) einen Scheck von 3,4 Mio. australischen Dollar (2,21 Mio. Euro).

Drei Grand-Slam-Titel in Serie

Djokovic hat nach der French-Open-Finalniederlage gegen Stan Wawrinka nun schon wieder drei Grand-Slam-Turniere und also 21 Major-Einzel in Folge gewonnen. Seine nächste Mission wird wohl nun Paris heißen, der einzige Grand-Slam-Titel, der ihm noch fehlt.

Sechs Mal im Finale, sechs Mal gewonnen - es scheint, als ob die Bedingungen gerade in "down under" für Djokovic maßgeschneidert wären. Im Gegensatz zu Serena Williams, die am Tag zuvor ein bisschen nicht nur an der Gegnerin, sondern auch an ihren eigenen hohen Erwartungen gescheitert war, machte Djokovic von Beginn an Druck. Nach lediglich 19 Minuten führte er gegen den schottischen Olympiasieger Murray mit 5:0, nach 30 hatte den ersten Satz in der Tasche.

In der Folge sollte Murray, der im Zuge des Turniers sowohl die gesundheitlichen Probleme seines Schwiegervaters Nigel Sears als auch die Anspannung seiner zu Hause gebliebenen, hochschwangeren Frau Kim zu verkraften hatte, aber mehr Gegenwehr bieten. Nach Break und Rebreak fehlten ihm bei 5:4, Aufschlag Djokovic nur zwei Punkte zum Satzausgleich. Doch als er bei 5:5 und 40:0 sein Service noch abgeben musste und er einen Rebreakball zum 6:6 nicht nützen konnte, war auch Satz zwei weg.

Im dritten Durchgang ging es eng bis ins Tiebreak. Dieses begann Murray mit einem Doppelfehler, und Djokovic erhöhte mit einem Ass gleich auf 2:0. Der Schotte verlor die Beständigkeit und ein weiterer Doppelfehler verschaffte Djokovic das 4:1 und in der Folge nach fast drei Stunden den nächsten Titel, seinen insgesamt 61. bzw. siebenten Tour-Level-Titel en suite.

Und jährlich grüßt das Murmeltier

"Es fühlt sich so an, als wäre ich in dieser Situation schon gewesen", meinte Murray mit dem silbernen Teller für Rang zwei ein wenig bitter. "Gratulation an Novak. Er hat jetzt sechs Mal hier gewonnen, das ist unglaublich und auch was er letztes Jahr geleistet hat", sagte Murray noch auf dem Court. "Die letzten paar Wochen waren hart für mich", gestand er und unter Tränen und hatte eine Botschaft an seine Frau: "Kim.. du warst eine Legende in den vergangenen zwei Wochen, ich bin sehr bald zuhause."

Djokovic äußerte Respekt für seinen Freund. "Du bist ein großer Champion und eine tolle Person, wir werden in der Zukunft noch mehr Möglichkeiten haben." Auch der Vater eines knapp 15 Monate alten Sohnes weiß, wie sich Murray kurz vor der Geburt seines ersten Kindes fühlt. "Ich möchte dir und Kim alles Gute wünschen für euer Baby. Das wird ein Erlebnis wie kein anderes, so wie es mir passiert ist."

700.000er-Grenze bei den Zuschauern

Die Zuschauerzahlen des "Happy Slam" nähern sich bereits der 700.000er-Grenze, und bei den Fans bedankte sich "Nole", den auch eine große Schar in Melbourne lebender Serben unterstützte. Und natürlich hatte er auch Dankesworte an sein Team, angeführt von Boris Becker. "Wir müssen alle wie einer atmen. Wir leben jeden Tag, jede Stunde mit diesem Ziel, auf dieser Bühne zu stehen."

Eine Bühne, die einem Novak Djokovic in dieser Form wohl noch länger (fast alleine) gehören wird. Eine hauchdünne Final-Niederlage in Roland Garros hatte im Vorjahr den Traum vom Grand Slam - allen vier Major-Titeln in einem Kalenderjahr - verhindert. Schritt Nummer eins zur Erfüllung dieses Projekts ist 2016 vollzogen.