Er steckt gerade schon etwas im Zwiespalt. Auf der einen Seite steht Andy Murray (28) bei den Australian Open nach einem Viersatz-Erfolg gegen den Spanier David Ferrer im Halbfinale und trifft dort auf den Kanadier Milos Raonic. Auf der anderen Seite ist das erste gemeinsame Kind mit seiner Frau Kim Sears (28), die sich in England auf die bevorstehende Geburt vorbereitet, im Anflug. Würde er das Grand-Slam-Finale – falls er Raonic besiegt – wirklich auslassen, wenn seine Liebste in den Wehen liegt? „Ich werde nach Hause fliegen, wenn es losgeht. Für mich sind mein Kind und meine Frau wichtiger als ein Tennis-Match“, stellt die Nummer zwei der Tennis-Welt deutlich seine Prioritäten klar.

Ein Endspiel mit nur einem Akteur wäre natürlich Premiere und für alle Beteiligten Neuland. Gedanken darüber haben sich wahrscheinlich bisher die Wenigsten gemacht. Ob er seine Aussage in die Tat umsetzen würde, steht in den Sternen. Der Weg nach London ist außerdem kein Katzensprung. Und ob Murray rechtzeitig zur Geburt in London wäre, ist ungewiss.

Eher trübe Aussichten

Aber, wenn man bedenkt, wie seine Bilanzen gegen Novak Djokovic oder Roger Federer aussehen, dann könnte man ihm eigentlich schon fast raten, die Heimreise aus „Down Under“ anzutreten. Gegen den Schweizer gewann Murray das letzte Mal 2013 – das aber im besagten Melbourne. In den letzten fünf Begegnungen setzte sich „King Roger“ durch. Beim Masters-1000-Turnier in Kanada konnte Murray 2015 zwar die aktuelle Nummer eins der Welt bezwingen. Würde man das aber als „Ausrutscher“ betrachten, dann stünde es 10:0 für den „Djoker“ aus den letzten zehn Aufeinandertreffen.

Vielleicht beflügelt ihn aber auch der Gedanke an seinen Nachwuchs so, dass er über sich hinauswächst. Nach den ganzen Spekulationen muss der noch ungeborene Spross ordentlich Schluckauf haben. Dass der Baby-Alarm kommt, ist klar, aber vielleicht lässt sich der oder die Kleine noch ein paar Tage Zeit. Dann kann Murray auch noch von seinem ersten Titel in Australien träumen (vier Mal stand der Olympiasieger von London schon im Finale) und die Fans können sich auf ein hoffentlich spannendes Endspiel freuen.

Sein Schwiegervater, Ivanovic-Coach Nigel Sears, der vor ein paar Tagen auf der Tribüne kollabierte, ist übrigens auf dem besten Weg der Genesung.

DENISE MARYODNIG