115 Jahre hat der seit 1900 ausgetragene Davis Cup heuer bereits auf dem Buckel. Trotzdem ist der größte alljährlich stattfindende Mannschafts-Bewerb nicht zu alt, um dieses Wochenende wieder einmal Außergewöhnliches zu servieren. So raufen sich nicht etwa Endspiel-Dauerbrenner wie Spanien, Tschechien, Frankreich, Australien oder die USA um die „hässlichste Salatschüssel der Welt“, sondern treffen in Gent mit Belgien und Großbritannien zwei Außenseiter-Teams aufeinander.

Die Vorgabe bei den Briten ist klar: Andy Murray soll die Insulaner in ihrem ersten Finale seit 37 Jahren mit zwei Einzel-Siegen und bestmöglich auch noch mit einem Doppel-Erfolg an der Seite seines Bruders Jamie zur ersten Davis-Cup-Krone seit 1936 führen. Nicht mehr, nicht weniger.

Langsamer Sandplatz

Allerdings haben die schlitzohrigen Belgier in der Halle 1 der „Flanders Expo“ einen sehr langsamen Sandplatz hingestellt, der dem Weltranglistenzweiten Murray entsprechend den Dampf aus seinen brachialen Schlägen nehmen soll. Aufseiten der Belgier haben David Goffin (ATP-Nr. 16) und Ruben Bemelmans (108) den Auftrag, die Tennis-Heilsbringer für eine ganze Nation zu spielen. Apropos Nation – gerade aus heimischer Sicht ist es beeindruckend zu sehen, wie ein um fast zwei Drittel kleineres Land als das eh schon kleine Österreich es schafft, Weltsportarten seinen Stempel aufzudrücken.
Nicht nur, dass die Belgier nun erstmals in der Geschichte den Davis Cup gewinnen können und noch vor wenigen Jahren mit Justine Henin und Kim Clijsters auf zwei ehemalige Weltranglistenerste verweisen konnten. Die konstitutionelle Erbmonarchie lacht derzeit bekanntlich außerdem mit ihren Fußballern vom Thron der FIFA-Rangliste.

Sollten die Belgier in der mit 13.000 Zuschauern ausverkauften Halle in Gent tatsächlich den Sack zumachen können, wären sie die 15. Nation, die sich Davis-Cup-Sieger nennen darf. Einziger Wermutstropfen: Das vorprogrammierte Sportfest wird durch mögliche Terrorattacken getrübt. Die Sicherheitsvorkehrungen fallen jedoch entsprechend groß aus.

Davis-Cup-Finale, Programm:

Heute (ab 13.30 Uhr):
David Goffin - Kyle Edmund,
Ruben Bemelmans - Andy Murray
Samstag (15 Uhr):
Kimmer Coppejans/Steve Darcis - Andy und Jamie Murray
Sonntag (13 Uhr):
Goffin - Andy Murray,
Bemelmans - Edmund.

ALEXANDER TAGGER