Nach den knappen Erstrunden-Niederlagen in Montreal und Cincinnati hat Thiem mit Trainer Günter Bresnik sowie Ernests Gulbis und Nenad Zimonjic seine unmittelbare US-Open-Vorbereitung auf Long Island absolviert. Seit drei Wochen ist Thiem schon wieder in den USA, die Umstellung auf die Zeitzone, ebenso wie auf Hartplatz hat er nun gut verkraftet.

Dies attestiert ihm auch sein Betreuer. "Sportlich gesehen sind natürlich zwei Erstrunden-Niederlagen ein Desaster", blickte Bresnik noch auf die letzten beiden Turniere zurück. Dass er mit dem Turnier in Kitzbühel unmittelbar vor der Hartplatzsaison nicht glücklich ist, verbirgt Bresnik weiterhin nicht. "Gewisse Dinge gehen nicht. Wenn du als Tennis-Spieler ernst genommen werden willst, kannst du das im Endeffekt nicht machen", erklärte Bresnik, dessen Schützling ihm bei diesen Aussagen zuhörte.

Doch die Trainingsleistungen Thiems im unmittelbaren US-Open-Vorfeld haben Bresnik erfreut. "Er hat den Ball super am Schläger gehabt. Für mich spielt er momentan gut. Er hat mit Djokovic und mit Isner gespielt im Training, da siehst du schon, dass der gut spielt." Allerdings, so der erfahrene Coach, sei es eben etwas anderes gegen einen Isner im Armstrong-Stadion zu spielen oder gegen einen Daniel Gimeno-Traver (Thiems Erstrunden-Gegner) auf einem Nebenplatz.

Für Bresnik ist es wichtig, dass Thiem gut ins Turnier startet. "Die Auslosung ist grundsätzlich gut, was er daraus macht, wissen wir am Dienstag. Wenn er ein, zwei Matches da in den Beinen hat, dann ist er sicher wieder brandgefährlich." Auf Nachfrage bei Zuhörer Thiem, meint dieser: "Das sehe ich genauso".

Man habe schwerpunktmäßig sehr viel technisch trainiert, und viel am Aufschlag und am Slice gearbeitet, berichtete Bresnik. Es gelte nun, das "Werkl halt ins Laufen zu bringen, das ist zum Stillstand gekommen". Über ein mögliches Drittrunden-Duell mit Kevin Anderson, vielleicht auf einem großen Platz, denkt Thiem noch nicht nach. "So weit will ich nicht vorausschauen", sagt Thiem, gibt aber zu, dass er sich schon den gesamten Raster angeschaut hat.

Drei Wochen Turniere, Training - was macht Thiem mit der übrig bleibenden Freizeit? "Lesen, Fernschauen, das Abendessen ist dann immer ein Highlight." Ein Bier zum Abendessen gibt es laut seinen Aussagen nicht. Der Vegetarier mit Lieblingsspeise Sushi hat noch nie eines getrunken. "Es riecht auch nicht besonders, also bleibe ich beim Wasser."

Eine Gemeinsamkeit, die er mit Jürgen Melzer hat, der niemals Alkohol trinkt. Der 34-jährige Niederösterreicher hat sich mit drei Siegen in der Qualifikation Selbstvertrauen für sein ebenfalls für Dienstag angesetztes Erstrundenmatch gegen Denis Kudla (USA/bisherige Bilanz: 2:0 für Melzer) geholt.

"Es war das erklärte Ziel, mich hier zu qualifizieren. Die letzte Quali-Runde war vom Kämpferischen her eine sehr gute Leistung, weil der hat mich eineinhalb Sätze weggespielt. Ich habe das kleine Fenster genützt, dass er mir gegeben hat", erinnerte sich Melzer, der froh war, dass er nach erfolgreicher Ausscheidung erst am Dienstag wieder spielen muss. "Klar, da war jetzt genügend Pause vorhanden. So eine Quali ist für Nerven und Anspannung schon etwas, weil ich es selbst von mir erwartet habe, dass ich mich qualifiziere. Dem habe ich standgehalten, jetzt freue ich mich, das Turnier geht eigentlich erst losgeht."

Als "dankbarer" über einen Platz im Feld der besten 128 Spieler würde er sich nicht bezeichnen. "Ich fühle halt, dass ich da hingehöre. Die Rangliste lügt zwar nicht, trotzdem glaube ich, dass ich dort hingehöre."

In einem Jahr, in dem er bis auf drei Monate immer außerhalb der Top 100 lag, ist so ein Major-Hauptbewerb auch finanziell willkommen. Seine finanziellen Reserven muss er jedenfalls noch nicht angreifen, versichert Melzer auf APA-Nachfrage. "Ich habe doch dreimal Grand-Slam-Hauptbewerb gespielt, und habe in Paris und Australien eine Runde gewonnen. Mittlerweile sind die Grand-Slam-Turniere schon gut dotiert. Dass ich heuer nicht viel plus mache, ist mir klar", weiß Melzer, bedankte sich aber auch bei seinen Sponsoren (Simacek und Ströck).

Körperlich hat Melzer wieder etwas Probleme. Nach Kitzbühel gönnte er sich vor Kroatien u.a. mit seinem Bruder Gerald Melzer eine Segelwoche. Nach dieser tat ihm seine linke Schulter weh. "Das hat echt wehgetan. Ich bin immer noch nicht ganz schmerzfrei." Doch die Tabletten vor den Matches gehören ohnehin schon länger zum Alltag des Jürgen Melzer dazu.

Wie sich das Älterwerden noch bei ihm bemerkbar macht? "Die km/h beim Aufschlag, vor zwei Jahren war meine Schulter noch stärker, da habe ich ca. 15 km/h verloren." Einen Ausgleich dafür gibt es nicht, aber: "Ich bin zum Glück Linkshänder, das hilft schon."