Wenn Dominic Thiem am Dienstag gegen den durchaus bezwingbaren Daniel Gimeno-Traver in das Abenteuer US Open startet, ist es heuer bereits das 30. Turnier, bei dem sich der Niederösterreicher die Ehre gibt. Bei den vorangegangenen Auftritten lief es bei dem 21-Jährigen bekanntlich nicht ganz so schlecht – eine Bilanz von 29:21-Siegen, drei Titel (Nizza, Umag und Gstaad) und ein gewonnenes Preisgeld von 768.297 Dollar brutto pflastern den bisherigen Weg des rot-weiß-roten Jungstars in der heurigen Saison.

Die Luft war draußen

Unter dem Strich ergibt das für Thiem in der Weltrangliste aktuell Platz 20 und die Tatsache, dass im Ranking kein vor ihm liegender Spieler heuer so oft bei einem Turnier das Arbeitsgerät geschwungen hat wie er selbst. Gut möglich, dass dies der Grund dafür war, dass bei Thiem nach dem Halbfinal-Aus in Kitzbühel schlichtweg die Luft draußen war. Auf alle Fälle wäre es eine Erklärung dafür, warum der Semi-Blondschopf bei den folgenden Masters-Turnieren in Montreal (6:3, 6:7, 1:6 gegen Ernests Gulbis) und Cincinnati (6:7, 6:3, 6:7 gegen Martin Klizan) bereits jeweils in der ersten Runde die Segel streichen musste.

Ein anderer Grund kann natürlich auch die Umstellung auf Hartplatz sein. Bekanntlich sind die beiden Beläge zwei völlig verschiedene Paar Schuhe – obwohl: Thiem hat im heurigen Frühjahr mit dem Viertelfinal-Einzug beim Masters in Miami (Endstation war damals Andy Murray) schon auf eindrucksvolle Weise bewiesen, dass seinem Spiel auch der pfeilschnelle Untergrund durchaus entgegenkommt.

Nach seinem Umfaller in Cincinnati machte sich Thiem gleich auf den Weg nach New York und unterzog sich dort einer zehntägigen Vorbereitung auf das letzte Grand-Slam-Spektakel des Jahres. Dort hat Österreichs Hoffnungsträger aus dem Vorjahr einen Achtelfinal-Einzug zu verteidigen. Zur Erinnerung: Nach Siegen über Lacko, Gulbis und Lopez wurde der Lichtenwörther in der Runde der letzte 16 von Tomas Berdych gestoppt.

Ein Achtelfinale in New York – das bedeutet 180 Punkte für die Weltrangliste. Angenommen, Thiem würde bereits zum Auftakt gegen Gimeno-Traver abdanken, würde er 170 Zähler einbüßen und könnte damit in der Rangliste um bis zu sechs Plätze zurückfallen. Doch besser den Blick nach vorne richten. In der zweiten Runde würde der Sieger aus Benjamin Becker gegen Denis Istomin warten – beide Kategorien machbar. In der dritten Runde käme es aller Wahrscheinlichkeit nach zum Duell mit dem Südafrikaner Kevin Anderson, der sich erst am Samstag den Titel von Winston Salem sicherte. Sollte Thiem auch diese Hürde packen, würde im Achtelfinale wohl wieder einmal ein gewisser Herr Murray warten . . .

Ein bisserl mehr

Doch wie auch immer Thiems Auftritt im „Big Apple“ endet, er ist wie alle noch folgenden Turniere im heurigen Jahr des Aufsteigers nur noch Draufgabe. Oder wer hätte zu Beginn des Jahres gedacht, dass der Österreicher Anfang September im „Race to London“ auf Platz 16 liegen würde? Thiems Trainer Günter Bresnik nicht – denn der hatte gemeint, es wäre toll, könnte sich sein Schützling heuer in den Top 50 etablieren. Schön, dass es ein bisserl mehr geworden ist!

ALEXANDER TAGGER