"Es kotzt mich zur Zeit alles ziemlich an." Bei dieser Aussage von Dominic Thiem waren nach der Daviscup-Niederlage gegen die Niederlande in Kitzbühel Selbstzweifel deutlich zu spüren.

Doch heute sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und die Pleiten gegen de Bakker und Haase sind Geschichte. "Dieser Dämpfer hat mich nur noch mehr motiviert."

Der Niederösterreicher, dem sein Durchbruch 2014 beim Masters-1000-Turnier in Madrid mit einem Sieg gegen den Australian-Open-Gewinner von 2014, Stanislas Wawrinka, gelang, kämpft heute nach seinem Erfolg gegen Feliciano Lopez im Endspiel des ATP-Turniers von Gstaad gegen David Goffin um seinen dritten ATP-Titel, den zweiten in Folge. Mit dem Belgier hat Thiem noch seine ganz persönliche Rechnung offen, denn vergangenes Jahr unterlag er Goffin im Finale von Kitzbühel ganz knapp: "Das wird ein harter Kampf, aber vielleicht gelingt mir die Revanche."

Dass Niederlagen einen beflügeln können, hat der begeisterte FC-Chelsea-Fan somit eindrucksvoll bewiesen. Denn erst vor knapp einer Woche krönte sich der 21-Jährige in Umag sensationell zum Turniersieger. Mit Erfolgen gegen Andreas Haider-Maurer, Gael Monfils und Joao Sousa präsentierte er sich in bestechender Form, insbesondere im Finale zeigte er dem Portugiesen Sandplatztennis vom Allerfeinsten. Mit aggressiven Grundlinienschlägen, variantenreichen Aufschlägen und seiner Fitness ließ er seinem Gegner keine Chance.

Ein Wink zu seiner optischen Veränderung darf nicht fehlen. Seitdem er frisch blondiert aus seinem Ibiza-Urlaub zurück ist, verlor Thiem kein Match auf der Turnierebene. "Ich habe bei Turnieren mit der Frisur noch kein Match verloren, daher überlege ich jetzt, sie zu lassen." Dass es in der Weltrangliste für den Schützling von Günter Bresnik weiter bergauf geht – derzeit steht Österreichs Nummer eins auf Position 24 –, freut den Lichtenwörther zwar, aber im Vordergrund steht sein Spiel: "Es kann nie schnell genug nach oben gehen, aber um ehrlich zu sein, dass es so schnell geht, hätte ich nicht gedacht. Das ist der Lohn für die harte Arbeit, soll aber noch lange nicht das Ende gewesen sein." Mit einem Sieg in Gstaad könnte der 21-Jährige auf Rang 21 oder 22 vorrücken.

Beim Heimturnier in Kitzbühel legt sich der Topgesetzte keinen Druck auf: "Kitz ist eines meiner Lieblingsturniere. Ich freue mich drauf." Turnierdirektor Alexander Antonitsch kann die Anreise des Publikumslieblings kaum erwarten: "Wir haben gesehen, was er im Vorjahr für einen Boom ausgelöst hat. Das Interesse ist wirklich riesig und Dominic kann hier einen weiteren Meilenstein setzen, wenn er die Top 20 knackt."

DENISE MARYODNIG