Er hat so viele Meter an Tennis-Saiten bereits bespannt, dass er einmal um die ganze Welt reisen könnte. Erwin Enzinger, Bespanner des österreichischen Daviscup-Teams, „verpflegt“ Thiem, Haider-Maurer und Co. beim Daviscup-Duell gegen die Niederlande in Kitzbühel zum bereits 60. Mal mit ihren „Arbeitswerkzeugen“, den Tennisschlägern. „Mit 27 Jahren habe ich damit angefangen und es macht mir immer noch Spaß.“

Doch wie kommt man eigentlich auf die Idee, genau diesen Beruf auszuüben? „Der Bespanner aus einem Sportgeschäft fiel aus. Ich war sofort zur Stelle und bin eingesprungen. Beigebracht habe ich mir alles selbst.“ Beim Bespannen kommt es aber nicht nur auf Sorgfalt und Schnelligkeit an.

Der 61-Jährige, der seit 1989 für das ÖTV-Team tätig ist, muss sich immer an die Gegebenheiten und Außentemperaturen anpassen: „Auf der Höhenlage und auf Sand habe ich immer sehr, sehr viel Arbeit vor mir, da die Ballwechsel länger als auf dem Hartplatz sind. Die Saiten reißen dadurch auch schneller, weil sie leichter ‘verbrennen’.“

140 Schläger in der Woche

An einem Daviscup-Wochenende werden von „Enzi“, wie er liebevoll von der Mannschaft genannt wird, um die 140 Schläger auf Vordermann gebracht. Enzinger, dessen Bespannmaschine inklusive „Tuning-Gerät“ rund 6500 Euro kostet, faszinierten schon immer die Rackets der vielen Spieler, unter anderem von Thomas Muster oder Andre Agassi. „Das taugt einem natürlich total, wenn man die Schläger solcher Spieler in Händen hält.“ Rund 20 Minuten dauert das Bespannen eines Schlägers: „Wenn es ganz schnell gehen muss, dann benötige ich eine Viertelstunde, aber dann leidet die Qualität natürlich darunter.“

Wenn es für einen Spieler einmal nicht so gut läuft, macht sich Enzinger natürlich Gedanken über sein Werk. „Meistens ist es ja nicht der Spieler selbst, der Schuld hat, sondern immer nur die Umgebung – also quasi ich.“ Dass sich Spieler nach einer verlorenen Partie bei ihm beschweren, kam bis jetzt aber noch nie vor. Denn schlussendlich zählt das Gesamtpaket.

DENISE MARYODNIG, KITZ