Er hat es wieder einmal allen Zweiflern gezeigt. Fünf Wochen nach seinem verlorenen French-Open-Finale in Paris wollte Novak Djokovic nicht erneut ein Major-Endspiel verlieren. Auch der geschlagene Grand-Slam-Turnier-Rekordsieger Roger Federer musste am Sonntag im Wimbledon-Finale die Überlegenheit des Tennis-Weltranglistenersten anerkennen.

Beim traditionellen Champions Dinner wagte Djokovic dann sogar ein kurzes Tänzchen mit Serena Williams. Er in elegantem schwarzen Anzug mit Krawatte, sie in schulterfreier weißer Abendrobe. Die Trophäen der beiden Wimbledon-Sieger funkelten im Hintergrund im Blitzlicht der Fotografen, als Djokovic am Sonntagabend die Hand seiner Kollegin ergriff und sich mit ihr gekonnt über das Parkett bewegte.

Nach zwei turbulenten Wochen im Südwesten Londons haben die 33-Jährige aus Palm Beach Gardens und der 28-Jährige aus Belgrad ihre Ausnahmestellungen im Profitennis auf beeindruckende Art und Weise untermauert. Beide führen die Weltranglisten mit großem Vorsprung an, beide waren auf den bekanntesten Rasenplätzen der Welt nicht zu stoppen.

Williams durfte in der Londoner Guildhall auf ihren sechsten Wimbledonsieg und den 21. Grand-Slam-Erfolg ihrer Karriere anstoßen. Djokovic feierte mit seinem prominenten Trainer Boris Becker und seiner Ehefrau Jelena den dritten Triumph im All England Club und den zweiten in Serie.

Doch während Williams seit Jahren das Damen-Tennis dominiert wie nie eine Spielerin zuvor, musste sich der Serbe diese Stellung erst mühsam erarbeiten und immer wieder Zweifler überzeugen. Ihm fehlen das Charisma (und auch noch ein paar sportliche Erfolge) eines Roger Federer. Wird der Schweizer überall auf der Welt geliebt und verehrt, wird Djokovic eher respektiert.

Das anfangs als schlechter Scherz aufgenommene Trainer-Experiment mit Becker wurde und wird noch immer kritisch beäugt. "Es hat ein bisschen gedauert, bis wir uns verstanden haben", sagte Djokovic noch auf dem Platz über die deutsche Tennis-Legende und fügte dann mit Blick auf den ebenfalls dreifachen Wimbledonsieger Becker hinzu: "Sein Anteil am Pokal ist so groß wie meiner."

Der wahre Einfluss des 47-Jährigen ist nur schwer zu fassen. Aber unbestritten kann Becker eigene Final-Erfahrungen und Psycho-Tricks weitergeben und an winzigen Details arbeiten - mit Erfolg.

Djokovic allerdings verriet neben dem Becker-Mysterium noch ein weiteres Geheimnis seines Erfolges. Seit er im Oktober vergangenen Jahres Vater wurde, hat er nur drei Matches verloren. "Deswegen rate ich allen: Heiratet und zeugt Kinder", sagte Djokovic, der nun bei den Ende August beginnenden US Open die Chance hat, als erster Spieler seit Federer (zuletzt 2009) in einem Jahr alle vier Grand-Slam-Endspiele zu erreichen.