Der siebente Streich ist Dominic Thiem nicht gelungen. Nach zuletzt sechs Siegen en suite, von denen ihm fünf in Nizza u.a. seinen ersten ATP-Titel eingebracht hatten, war am Mittwoch in der zweiten French-Open-Runde Endstation. Der 21-jährige Niederösterreicher unterlag Pablo Cuevas (URU-21) nach einem 3:51 Stunden langen Thriller 6:7(7),5:7,7:6(5),5:7. Nur zwei Punkte trennten ihn von Satz fünf.

Bei stechender Sonne entwickelte sich am Court 3 von Roland Garros der erwartet bittere Zweikampf zwischen Österreichs zuletzt auf Platz 31 gekletterten Jungstar und dem acht Jahre älteren südamerikanischen Sandplatz-Spezialisten. Und es war ein Match mit großen Schwankungen auf beiden Seiten: Weltklasse-Tennis und viele Eigenfehler wechselten einander ab. Bei Thiem waren es am Ende 53, bei Cuevas 50 unerzwungene Fehler.

Zuletzt war es auch ein Spiel der vergebenen Chancen für Thiem: Jeweils zu Beginn der Sätze eins und zwei vergab der Lichtenwörther jeweils bei 0:40 drei Breakchancen. Nach Break und Rebreak zum 3:3 ging es in Satz eins ins Tiebreak und in diesem führte Thiem bereits 4:1 und vergab bei 6:5 mit einem Doppelfehler seinen einzigen Satzball. Ein ähnliches Missgeschick war ihm auch bei Matchball in der ersten Runde passiert, was ihn letztlich in einen vierten Satz gezwungen hatte. Am Mittwoch war nach 57 Minuten der erste Satz mit 7:9 verloren.

Im zweiten Durchgang erkämpfte sich Thiem nach einem 2:5-Rückstand den 5:5-Ausgleich und wehrte im Zuge dessen auch drei Satzbälle ab. Mit seinem zu diesem Zeitpunkt schon 15. Vorhandfehler gab Thiem bei eigenem Aufschlag aber auch Satz zwei zum 5:7 ab. Der dritte Satz ging neuerlich ins Tiebreak, auch in diesem hatte Thiem schon 5:1 geführt, eher er mit 7:5 diesen Durchgang aber für sich entschied.

Als Cuevas nach der 1:0-Führung Thiems im vierten Satz eine medizinische Auszeit nahm und sich am linken Knöchel behandeln ließ, schien die Wende möglich. Thiem fand im Verlauf des Matches eine Vielzahl an Breakchancen vor, konnte letztlich aber nur 2 von 22 (!) nützen. Auch deshalb, weil ihm Cuevas immer wieder auf die an diesem Tag anfällige Rückhand servierte. Dennoch trennten Thiem nur zwei Punkte vom fünften Satz: Bei 5:4, Aufschlag Cuevas und Einstand.

Im elften Game musste ein sichtlich müder Thiem aber seinen Aufschlag abgeben, Cuevas nützte den zweiten Matchball zum Aufstieg in die dritte Runde.

Für Thiem wurde es damit nichts aus dem zweiten Drittrunden-Einzug bei einem Major nach den US Open 2014, wo er erst im Achtelfinale gestoppt worden war. Aus österreichischer Sicht ist im Einzel somit nur noch Jürgen Melzer vertreten. Der 34-jährige Niederösterreicher trifft am Donnerstag (2. Spiel nach 11.00 Uhr/Court 6 nach einem Damen-Match) in Runde zwei auf den Russen Andrej Kusnezow.

Thiem sieht auch viel Positives

Nach dem vielleicht längsten Arbeitstag seiner Karriere analysierte Thiem am Abend, nach seiner Doppel-Niederlage mit Jan-Lennard Struff, sein Zweitrunden-Aus im Einzel. Auch wenn er viel Chancen vergeben hat, so sah Thiem dann doch auch viel Positives.

"2 von 22 Breakbällen - das ist ganz klar ein Chancentod gewesen heute", gestand Thiem, der am Ende gegen Cuevas überhaupt nur einen Punkt weniger gemacht hatte als der Argentinier. "Aber trotzdem es war alles andere als eine schlechte Partie und es waren auch viele positive Sachen dabei." Vor allem freute den 21-Jährigen, dass er nach der fast vierstündigen Partie körperlich noch sehr gut in Schuss war. "Das hat mich extrem glücklich und zuversichtlich gemacht. Das hätte ich mir vor einem Jahr nie so erwartet. Wenn ich früher gesehen habe, wie die Spieler Stunden lang fighten, habe ich mir gedacht, das ist unmöglich und jetzt ist das bei mir auch so und das ist extrem positiv für mich."

Zwei Punkte fehlten Thiem zum fünften Satz. Einen Schlüssel für die Niederlage ortete er vor allem in der Phase nach der medizinischen Auszeit seines Gegners zu Beginn des vierten Satzes. "Da lässt er sich behandeln und dann hat er bei seinem Aufschlag-Game ziemlich angeschlagen ausgeschaut und ich habe auch zwei Breakbälle. Da muss ich zumindest einmal den Return so reinspielen, dass ich zumindest einmal im Ballwechsel bin. Wenn ich da ein Break mache, dann schaut es gut aus."

Thiem empfand sich jedenfalls als den körperlich fitteren Spieler. Auch wenn er nun verloren hat, und liebend gern das Drittrundenmatch gegen Gael Monfils (FRA) bestritten hätte: Der Turniermodus, in dem er seit Beginn des Events in Nizza gesteckt war, ist jetzt weggefallen. "Wenn man die ganze Zeit im Turnier drin ist, ist man die ganze Zeit unter Anspannung. Das war das erste Mal, dass ich das so lange erleben habe dürfen. Deshalb bin ich es nicht so gewöhnt, vor allem die letzten drei Matches waren extrem anstrengend."

Grundsätzlich sieht sich Thiem nicht nur in der Weltrangliste als Nummer 31 näher an der Spitze. Ein Cuevas habe Dimitrow glatt geschlagen und gegen Federer knapp verloren und sei ein richtig guter Tennisspieler. "Ich glaube schon, dass der Abstand jetzt kleiner geworden ist. Das hat so begonnen mit Miami, wo ich wieder besser zu spielen begonnen habe. Von den Matches her waren das von mir die spielerisch zwei besten Wochen in den letzten zwei Jahren."

Nächstes Ziel ist nun die Rasensaison, die für ihn in Stuttgart, Halle, Nottingham und dann mit dem Höhepunkt in Wimbledon intensiv wie nie wird. "Es ist ein großes Ziel von mir, dass ich gut auf Rasen spiele. In Wimbledon bin ich gesetzt, das will ich so gut wie möglich ausnützen."

Halep bei French Open ausgeschieden

Mit dem Aus der als Nummer drei gesetzten Simona Halep hat es am Mittwoch bei den Tennis-French Open in Paris die erste größere Überraschung im Damenturnier gegeben. Die Vorjahres-Finalistin aus Rumänien verlor diesmal schon in Runde zwei. Gegen die Kroatin Mirjana Lucic-Baroni, die Nummer 70 der Welt, ging die Weltranglisten-Dritte Halep auf dem Court Suzanne Lenglen glatt mit 5:7,1:6 unter.

Bei den Herren kamen die beiden Schweizer Roger Federer und Stan Wawrinka relativ problemlos weiter. Der als Nummer zwei gesetzte Federer setzte sich gegen den Spanier Marcel Granollers 6:2,7:6 (1),6:3 durch, Wawrinka gegen den Serben Dusan Lajovic (ATP 67) 6:3,6:4,5:7,6:3. Federer bekommt es im Sechzehntelfinale nun mit dem Bosnier Damir Dzumhur zu tun.