Roger Federer hat mit 33 Jahren noch einen seinen größten Triumphe gefeiert: Der Superstar des Schweizer Davis-Cup-Teams holte am Sonntag in Lille vor der neuerlichen Rekordkulisse von 27.448 Zuschauern mit einem glatten 6:4,6:2,6:2-Erfolg über Richard Gasquet den dritten Punkt für die Schweiz gegen Gastgeber Frankreich. Die Eidgenossen sind damit erstmals überhaupt Davis-Cup-Sieger.

Dementsprechend groß war der Jubel des Schweizer Teams, das auf den Platz stürmte und sich in den Armen lag. Dieser Titel hatte dem 17-fachen Major-Sieger Federer noch gefehlt, nun ist Olympia-Einzel-Gold das letzte, große, ihm noch fehlende Ziel. Gemeinsam mit Stan Wawrinka hatte er 2008 in Peking Doppel-Gold geholt, doch auch die Leistung von Federer und Wawrinka beim Rekord-Davis Cup in Lille war Gold wert. Wawrinka hatte am Freitag die wichtige 1:0-Führung für die Eidgenossen hergestellt, während ein noch von seiner Rückenverletzung verunsicherter Federer gegen Gael Monfils verlor.

Das Olympiasieger-Doppel Federer/Wawrinka stellte dagegen am Samstag mit einer sehr guten Leistung die Weichen zum Premieren-Titel. Federer setzte mit einem starken Auftritt gegen den anstelle von Jo-Wilfried Tsonga aufgebotenen Gasquet den Schlusspunkt zum 3:1-Auswärts-Erfolg der Schweizer. Das letzte Einzel wurde nicht mehr ausgetragen.

Und Federer wäre nicht Federer, wenn er im Moment des Triumphs nicht seine Teamkollegen in den Vordergrund heben würde. "Ich bin wirklich glücklich für alle Burschen im Team", sagte Federer. "Stan hat in den Jahren so viel Einsatz gezeigt und er hat unglaublich gespielt an diesem Wochenende. Das hat mir die Möglichkeit heute gegeben", ergänzte der Weltranglisten-Zweite. Sein Einsatz war wegen einer Rückenblessur, die ihn sogar auf das Endspiel bei den ATP-Finals in London vergangenen Sonntag hatte verzichten lassen, fraglich gewesen.

Federer war dem Davis Cup nicht immer zur Verfügung gestanden, so auch im Vorjahr als es im Play-off gegen Ecuador gegen den Abstieg gegangen war. "Dieser Titel ist nicht für mich, er ist für sie. Ich habe in meiner Karriere genug gewonnen. Ich brauche es nicht, um mein.. 'alles'.. zu komplettieren. Ich bin einfach nur für alle anderen glücklich." Darum trat Federer auch beiseite und ließ Kapitän Severin Lüthi und Wawrinka die Ehrenrunde mit der Davis-Cup-Trophäe drehen. In einem Stadion, in dem die Grande Nation eigentlich alles für den Gewinn des zehnten Titel angerichtet hatte. Auch der französische Präsident Francois Hollande war eigentlich gekommen, um seine Nation siegen zu sehen.

Doch am Ende musste die Rekord-Zuschauerkulisse die letztlich doch vorhandene Überlegenheit der Schweiz zur Kenntnis nehmen. Als 14. und kleinste Nation haben sich nun auch die Eidgenossen in die Siegerliste dieses so traditionsreichen Mannschafts-Wettkampfs eingetragen. Die Bedeutung dieses Titel für die Schweiz ist enorm, denn noch nie hatte sich Österreichs westlicher Nachbar in einer Weltsport-Art einen Titel geholt: Weder im Fußball noch im Eishockey oder auch nicht als Equipe im Springreiten hatte es Gold gegeben.