Mit dem Auftaktsieg über Lukasz Kubot ist Ihnen der Einstieg ins Heimturnier geglückt. Inwieweit belastet Sie der Druck der Öffentlichkeit?
JÜRGEN MELZER: Es ist ja nicht nur der Druck von Außen - ich lege mir ja selbst auch einen auf. Aber ich kann damit umgehen, es motiviert mich sogar. Mit meinem Einstieg bin ich zufrieden, die Leistung war okay - mehr war auch nicht nötig.

Heute geht es gegen Philipp Kohlschreiber. Der Deutsche liegt Ihnen ja nicht unbedingt.
MELZER: Alle sprechen jetzt von der Daviscup-Revanche (Anm.: Melzer verlor 2009 im Garmisch gegen Kohlschreiber trotz klarerer 2:0-Satzführung noch die Partie), aber das ist fast zwei Jahre her. Viele Leute haben dieses Match noch im Kopf, ich habe es aus meinem Kopf längst draußen und will es auch gar nicht mehr hereinholen. Keine Frage, er ist ein schwieriger Gegner und ich habe noch nie gegen ihn gewonnen, aber ich freue mich drauf.

Sie sind topgesetzt und spielen vor eigenem Publikum - sind das ausschlaggebende Vorteile?
MELZER: Nach dieser langen Saison hast du als Topgesetzter den Vorteil, dass du eine Partie weniger spielen musst. Obwohl, der Nachteil ist, dass dein erster Gegner bereits ein Spiel in den Beinen hat. Zu Hause vor den eigenen Fans aufzuschlagen, hilft und gibt zusätzliche Kraft.

Apropos lange Saison - wo zwickt es derzeit am meisten?
MELZER: Ich merke schon, dass ich angeschlagen bin. Aber das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison normal. Vor allem, wenn man so viele Matches spielt wie ich in diesem Jahr. Das war früher nicht so, weil ich nicht immer so weit gekommen bin. Die meisten Probleme bereitet der Ellbogen - da ist eine kleine Entzündung, die durchs Spielen natürlich auch nicht besser wird.

Stimmt es, dass bei Ihnen bereits die Vorbereitungen für die nächste Saison laufen?
MELZER: Ja, ich habe diese Woche schon erste Ausdauereinheiten mit meinem Konditionstrainer Michael Buchleitner abgespult. Wir schauen, dass wir in den wenigen freien Tagen schon die Basis für die nächste Saison legen. Aber es ist jetzt schon fix, dass ich nächstes Jahr die erste Woche nicht spielen werde, sondern erst in Sydney in die Saison einsteige. Ansonsten würde sich das alles vorne und hinten nicht mehr ausgehen. Und ich habe keine Lust, dass ich schon im März oder April tot bin.

Nächste Saison haben Sie ja einiges zu verteidigen. Belastet das?
MELZER: Ich habe keine Angst davor. Das ist bei Topspielern eben so, und zu denen zähle ich mich. Ich sehe es so, dass ich nichts verteidigen, sondern wieder eifrig Punkte sammeln muss, damit ich am Ende des Jahres wieder dort oben stehe.

Und heuer? Die Top 10 in der Weltrangliste und die Teilnahme am Masters stehen noch im Fokus?
MELZER: Natürlich, auch wenn es sehr schwer wird. Nach Wien spiele ich noch Basel und Paris - mal sehen, was danach unter dem Strich herauskommt.