Zwar liegt sein Gegner Philipp Kohlschreiber in der Weltrangliste als 35. um 23 Plätze hinter dem topgesetzten Lokalmatador, doch hat der Niederösterreicher von den bisherigen Begegnungen gegen den Deutschen wenig Erfreuliches zu berichten. All das hat Melzer freilich hinter sich gelassen.

Mit dem Selbstbewusstsein eines Weltranglisten-12. und Turnierfavoriten sprach der 29-Jährige nach seinem 7:6,7:6-Sieg im Achtelfinale gegen den Polen Lukasz Kubot zwar von einem wohl nicht einfachen Match gegen Kohlschreiber, Melzer wolle sein Spiel aber durchziehen. Das vor allem mit Blick auf sein bisher letztes Duell mit dem 27-jährigen gebürtigen Augsburger, als er am 6. März 2009 im Davis Cup nach fünf Sätzen als Verlierer vom Court ging.

Die im Erstrunden-Duell in Garmisch-Partenkirchen nach einer Führung von 2:0 in Sätzen und 4:2 im dritten Durchgang erlittene Niederlage gegen Kohlschreiber beschäftigte Melzer lange Zeit. Er hatte damals sein Spiel eben nicht bis zum Ende durchgezogen und damit die wohl vorentscheidende 2:0-Führung im Länderkampf verspielt. Erst knapp acht Monate später schaffte das ÖTV-Ass mit seinem ersten Wien-Titelgewinn den Befreiungsschlag.

Alles anders

Seither steht ein anderer Melzer auf den Courts, was sich in Körpersprache, Spiel, Ergebnissen und letztlich auch im Ranking ausdrückt. Vom Kohlschreiber-Achtelfinale sah er sich nur fünf Games an, ehe er mit Freundin Mirna Jukic die Halle verließ. "Die Erwartungshaltung von mir und den Zuschauern ist natürlich sehr groß", meinte der Wahl-Wiener. "Gegen Kohlschreiber werden jetzt viele an den Davis Cup denken, ich werde das aber nicht tun. Ich lasse mich da nicht verrückt machen." In den bisherigen fünf Duellen hat Melzer zwei Siege, diese allerdings auf Challenger-Ebene bzw. durch ein w.o.

In seiner heuer vermutlich viertletzten Turnierwoche spürt Melzer die lange Saison. "Ich merke schon, dass ich angeschlagen bin. Am meisten spüre ich eine kleine Entzündung im Ellenbogen." Da musste nach dem Sieg gegen Kubot ein Eisbeutel zur Linderung her. Der French-Open-Halbfinalist hat sich festgelegt, die erste Turnierwoche 2011 auszulassen, um die Vorbereitung effektiver gestalten zu können. Vor den Australian Open wird Melzer daher nur in Sydney spielen. Die Grundlagen-Arbeit mit Michael Buchleitner läuft schon. "Damit nach der Saison schon einmal der Keller gelegt ist."

Kohlschreiber selbstbewusst

Kohlschreiber geht ebenfalls selbstbewusst ins Duell mit Melzer, auch wenn er im Achtelfinale gegen seinen intensiv aber zu ungestüm anstürmenden Landsmann Tobias Kamke drei Sätze zum Aufstieg benötigt hat. "Sicher spricht die Unterstützung der Halle für Jürgen", sagte Kohlschreiber. "Er hat große Matches gehabt und wird als Favorit reingehen. Aber ich werde mich nicht verstecken."

Bei seinen bisherigen Wien-Antreten in den vergangenen beiden Jahren war der diesmal als Nummer sieben gesetzte Deutsche jeweils im Halbfinale. "Will ich das wieder schaffen, muss ich gegen den dicksten Fisch im Tableau gewinnen. Aber ich mag das Turnier, auch wenn der Belag nicht perfekt auf mich abgestimmt ist."

Nicht zu vergessen ist Vorjahres-Finalist Marin Cilic, recht problemloser Achtelfinalsieger gegen den Tschechen Jan Hajek. Allerdings hat der zweitgereihte Kroate seit seinem Halbfinal-Einzug Anfang August in Washington wenig erbauliche Ergebnisse gehabt. "Im Tennis weiß man aber nie", meinte der 22-Jährige. "Ich bin hier, um ein paar gute Matches zu bekommen, mache es Schritt für Schritt." Im Viertelfinale geht es gegen den Niederösterreicher Andreas Haider-Maurer oder Andreas Seppi. Gegen den Italiener hat Cilic zuletzt in Shanghai in Runde eins glatt verloren.