Die Saison verlief bisher nicht wirklich zufriedenstellend, zuletzt verloren Sie bei den US Open sogar gegen einen Qualifikanten. Was macht Sie zuversichtlich, dass es beim Heimturnier in Wien wieder klappt?

Melzer: "Ich habe in den letzten Jahren dort immer sehr sehr gut gespielt, das habe ich auch diesmal vor. Ich weiß, dass der Sommer bisher nicht gut war von mir. Im Normalfall schaffe ich es aber immer, dann den Herbst gut zu gestalten. Ich habe das Turnier zweimal gewonnen. Für mich ist jetzt das Wichtigste, wieder Matches zu gewinnen. Ich will wieder zurück auf die Siegerstraße."

Haben Sie eine Erklärung für die momentane "Krise"?

Melzer: "Mir kommt vor, ich werde im Moment für jeden Fehler doppelt und dreifach bestraft. Das hatte ich aber auch schon 2005 und 2008. Das Gute ist also, ich weiß, das geht wieder vorbei. Ich versuche meine Arbeit zu machen und das Beste zu geben, damit ich nachher in den Spiegel schauen kann. Ich spiele gut genug Tennis, um wieder ein erfolgreiches Turnier zu spielen."

Wie kommt man aus einer solchen Krise heraus?

Melzer: "Manchmal braucht es nur zwei, drei gute Matches und es hat sich erledigt. Bis dorthin muss man halt das eine oder andere schlucken. Ich weiß, dass diese Momente auch wieder vorbeigehen. Irgendwann habe ich diesem Giftbecher ausgetrunken."

Sehen Sie einen bestimmten Grund oder Anlass für den Beginn der Probleme?

Melzer: "Ich habe sehr hart gearbeitet, vielleicht auch zu hart. Ich mach einfach zu viele Fehler, um Matches zu gewinnen. Ich bin zu passiv, zu weit hinter der Linie. Das eine ergibt das andere wenn man sich nicht wohlfühlt. Ich muss wieder der Spieler werden, der das Spiel diktiert. Bei uns ist das Niveau zu hoch, um zu gewinnen, wenn man nicht hundertprozentig drauf ist. Ein 9,60-Sprinter weiß, dass er mit dieser Zeit Gold holen wird. Das gibt es bei uns nicht."

Wie sehr berühren die sportlichen Probleme ihr Privatleben?

Melzer: "Ich würde lügen zu behaupten, dass es nicht schon mal mehr Spaß gemacht hat. Natürlich rennt man da nicht quietschvergnügt durchs Leben. Aber ich habe einen wunderschönen Beruf und so viele schöne Dinge erlebt, dass man auch schlechtere Zeiten durchstehen kann. Andere kriegen von ihren Chefs eine am Deckel und wissen nicht, ob sie am nächsten Tag noch einen Job haben. Ich habe das Glück, dass ich immer mein eigener Chef war. Deshalb muss ich mich selbst an der Nase nehmen und da rausführen."

Spüren Sie den Zahn der Zeit?

Melzer (lacht): "Ich fühle mich nicht alt, aber man merkt es natürlich. Das ist etwas, wo ich leider am meisten draufgekommen bin. Früher hat quasi zweimal Armkreisen genügt, heute geht viel Zeit zum Aufwärmen drauf. Deshalb liegt bei mir heute auch mehr Qualität im Training. Denn bei sechs Stunden Training am Tag meldet sich der Körper irgendwann mal."

Haben Sie schon ein Mal über das Leben nach der Karriere nachgedacht?

Melzer: "Ich würde lügen, wenn ich das verneine. Aber ich bin überzeugt, dass ich weiter erfolgreich und vorne mitspielen kann. Solange ich daran den Glauben nicht verliere, gesund bin und Spaß habe, mache ich weiter."

Sie fliegen am 20. September zur Asien-Tournee. Was machen Sie - Stichwort kolportierte Hochzeit - bis dahin?

Melzer: "Ich bin zum Glück Privatmensch genug, um das nicht kommentieren zu müssen. Ich werde auf jeden Fall viel Golf spielen."